Der größte Teil der Arbeit ist getan und doch steht die
schwierigste Aufgabe noch bevor: Mehr als 8000 Meerestiere sollen
sich schon in zwei Monaten in Palmas Aquarium tummeln, das an der
Playa de Palma mittlerweile kaum noch zu übersehen ist. Zarte
Korallen, fast durchsichtige Seepferdchen, aber auch Mondfische und
sogar ausgewachsene Haie sollen dann die künstliche Unterwasserwelt
besiedeln und die Zuschauermassen anlocken. Die Tiere kurzerhand
vom Meer ins Becken zu verfrachten, ist nicht möglich – zu
empfindlich reagieren sie auf Veränderungen in ihrer
Lebensumgebung. Darum sind nun zehn Meeresbiologen damit
beschäftigt, für optimale Bedingungen zu sorgen.
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Nathaly Larrarte ist Berufstaucherin und kommt den Tieren so
nahe, wie nur wenige andere. „Wenn ich sie zwei Wochen lang
beobachte, weiß ich genau, wie es ihnen geht”, sagt sie.
Wassertemperatur, PH-Wert, Futter, Lichtverhältnisse – all das muss
genau auf die Bedürfnisse der verschiedenen Arten abgestimmt sein.
„An den Augen, den Schuppen, an den Bewegungen kann ich genau
erkennen, ob sich ein Fisch wohlfühlt oder nicht.”
Da in dem neuen Mega-Aquarium sowohl exotische als auch
einheimische Tiere ein neues Zuhause finden sollen, müssen die
Biologen mehrere Ökosys teme nachbilden. Am einfachsten ist das
noch in dem Teil des Gebäudes, der den Besuchern einen Eindruck von
der Unterwasserwelt des Mittelmeers vermitteln soll. Seit zwei
Wochen fahren nun ungewöhnliche Fischerboote hinaus aufs Meer vor
Mallorca: zum Fischfang zwar, aber die Tiere sollen unbedingt
überleben. „Ganz behutsam machen das unsere Taucher”, sagt Patricia
Soler, Pressesprecherin des Aquariums. Da auch nachtaktive Tiere
wie Seeanemonen dazugehören, müssen die Taucher auch in der
Dunkelheit ins Meer. Auch Felsen und Korallen holen sie aus den
Tiefen herauf, in einem der 55 Bassins lässt sich ein Fischschwarm
sogar um einen morschen Holzbalken treiben.
Bevor die Tiere jedoch ihr neues Zuhause beziehen können, müssen
sie erst einmal in Quarantäne. Bis zu vier Wochen bleiben sie in
provisorischen Becken unter Beobachtung. „Außerdem können sie sich
da erstmal von dem Stress erholen”, sagt Soler. Den haben nämlich
nicht nur die per Hand aus dem Mittelmeer gefangenen Fische,
sondern auch die aus der Ferne: Eine lange Reise haben etwa die 20
Haie hinter sich, die extra aus Südafrika eingeflogen wurden.
Damit sie sich auch hier wohlfühlen, wird das Meerwasser
möglichst den gewohnten Bedingungen angepasst – was nicht ganz
einfach ist, stammt es doch nicht aus dem Südatlantik, sondern aus
dem Mittelmeer. Durch ein unterirdisches Rohrsystem wird konstant
Wasser in ein zentrales Bassin gepumpt, das dann zunächst
gereinigt, aufbereitet, auf die einzelnen Becken verteilt und
schließlich wieder zurück ins Meer gepumpt wird. „Wir werden also
zur Sauberkeit des Meeres beitragen”, sagt Soler. Auch Korallen
sollen nach und nach wieder im Mittelmeer ausgesetzt werden – im
Gegensatz zu den Quallen, die sich zu Dutzenden in Plastikbecken
tummeln. Soler: „Davon gibt's hier schließlich schon mehr als
genug.”
Rund zwei Monate bleiben nun noch, bis das Aquarium fertig sein
muss. Zunächst war die Eröffnung für 2006 geplant, nun soll es im
Mai soweit sein – rechtzeitig zum Beginn der Hauptsaison. Immerhin
hat das Betreiberunternehmen Coral World International rund 32
Millionen Euro in das Großprojekt investiert. Das Aquarium
erstreckt sich über 7500 Quadratmeter – eine solche Grundfläche hat
noch nicht einmal Palmas Kathedrale.
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