Im Frühling kommt Pastor Weinhold ganz schön ins Schwitzen.
Nicht wegen der Temperaturen, sondern weil dann das Hochzeitsfieber
auf Mallorca ausbricht. „Der ,Klassiker' eines Samstags ist für
mich: 13 Uhr Trauung in Consolación, 15 Uhr in Artà, 18 Uhr in
Andratx.” Die Welle des Hochzeits-Tourismus hat die Insel erreicht.
In den letzten zwei Jahren boomt der Trend, sich auf Mallorca das
Jawort zu geben. 50 Paare haben sich bereits für dieses Jahr bei
Klaus-Peter Weinhold angemeldet, 40 beim Vertreter der katholischen
Gemeinde, Robert Kramer. Weinhold zählt hoch: 2004 waren es rund
20, 2005 dann 40, 2006 ganze 80 Mallorca-Paare.
90 Prozent davon leben in Deutschland, der Schritt vor den Altar
ist für Verlobte und Gäste nur ein Wochenendtrip – es sei denn, man
hängt gleich mallorquinische Flitterwochen an.
Das Gros der Verliebten ist zwischen 30 und 40 Jahre alt, einige
davon heiraten zum zweiten oder dritten Mal. „Viele kommen auf die
Idee, weil sie sich dieses Mal das ,ganz andere' wünschen. Auf
keinen Fall soll es so steif zugehen wie bei der ersten Hochzeit”,
sagt Peet York, der mit seiner Frau Monica Rodriguez die Agentur
Mayorka-Individual leitet und pro Jahr an die 30 Insel-Hochzeiten
ausrichtet.
Die Heirats-Infrastruktur wächst: Im Internet finden sich
zahlreiche Agenturen, die versprechen, die Floskel vom „schönsten
Tag im Leben” Wirklichkeit werden zu lassen.
Ganz auf Hochzeiten spezialisiert sind auch Jutta Birfelder und
Katja Buhlan von der Agentur Mallorca Hochzeiten. Seit zehn Jahren
begleiten sie jährlich zwischen 60 und 80 Paare zum gemeinsamen Ja
– genug von Hochzeiten hätten sie aber noch lange nicht: „Es ist
immer wieder ein magischer Moment. Außerdem ist es eine tolle und
sehr positive Arbeit, die Menschen sind immer so voller Vorfreude
und Euphorie.”
Die Gründe für den Hochzeitsboom seien vielfältig: Die gute
Anbindung an Deutschland, das heitere Klima. Viele hätten auch
bereits einen Bezug zur Insel, haben sich hier kennengelernt oder
viele gemeinsame Urlaube verbracht. „Die Generation derer, die eine
intensive Beziehung zur Insel entwickelt haben, ist flügge geworden
– jetzt verstärken sie die Verbindung zu Mallorca mit ihrem Bund
der Ehe”, erklärt Pastor Weinhold.
Eine Hochzeit auf Mallorca wird meist nicht allein durch das
spanische Ambiente zu etwas Besonderem: Katja Buhlan erinnert sich
an Trauungen im Heißluftballon und im U-Boot, Peet York hat schon
einige Hochzeiten organisiert, bei der sich Mann und Frau mithilfe
von einem auf einer Wachstafel gekritzelten Ja unter Wasser
vermählt haben.
Der Klassiker sei aber das festlich-romantisch-rustikale
Ambiente auf einer Finca – oder im Festzelt in einer abgelegenen
Meeresbucht. „Für viele Männer organisieren wir auch den
Heiratsantrag”, sagt Peet York. Je nachdem, ob draufgängerisch oder
schüchtern, lockt er seine Angebetete dann unter einem Vorwand zum
romantischen Dinner mit Lagerfeuer in eine präparierte Scheune oder
hält per Lautsprecher und mit eingeweihter Crew beim Überflug vom
Cockpit aus um die Hand seiner Reisebegleitung an.
Intensive Vorgespräche seien wichtig. Kenne man erst einmal die
Vorstellungen und das Budget, komme Fantasie ins Spiel. Von einer
Feier im Mini-Format für 1000 Euro bis zu Gelagen für 100.000 Euro
sei alles schon gebucht worden, heißt es bei Mayorka-Individual. Ab
100 Euro pro Person solle man rechnen, meint Buhlan.
Ein gutes halbes Jahr wird in der Regel an Vorlauf benötigt.
Aber auch Schnellentschlossene haben eine Chance: Pastor Weinhold
erinnert sich an ein Paar, das gegen 15 Uhr bei ihm anrief – am
nächsten Tag ging der Rückflug. Das Vorgespräch verlegte er
daraufhin kurzerhand auf die Autofahrt nach Cala Rajada, dort
wurden die beiden im Laufe des regulären Gottesdienstes vermählt.
Das geht eben nur auf Mallorca.
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