In Andratx werden vorerst keine Baugenehmigungen mehr erteilt.
Das hat die Stadtverwaltung des Küstenortes in einer
außerordentlichen Sitzung am vergangenen Dienstagabend beschlossen.
Das Moratorium ist bereits in Kraft und soll höchstens ein Jahr
lang gelten. Betroffen sind größere Baumaßnahmen („obra mayor”),
Renovierungen können dagegen weiterhin beantragt werden. Laufende
Bauarbeiten können zu Ende geführt werden.
Faktisch wird sich durch die Entscheidung in der Gemeinde wenig
ändern. Denn die Abteilung Städtebau im Rathaus von Andratx ist nun
schon seit mehr als zwei Monaten nicht funktionsfähig. Laut
Pressestelle der Gemeindeverwaltung werden seit dem 27. November
keine Baugenehmigungen mehr erteilt. An dem Tag verhaftete die
Polizei den Bürgermeister von Andratx, Eugenio Hidalgo, und den
obersten Bauaufseher, Jaume Gibert. Beide sollen zu Unrecht
Lizenzen vergeben und dafür Schmiergeld kassiert haben.
Von dem Moratorium sind auch alle Lizenzen betroffen, die in den
vergangenen drei Monaten beantragt und noch nicht bewilligt wurden.
Laut einem Sprecher der Stadt sind dies rund 20. Die gezahlten
Gebühren werden erstattet, für eventuelle Entschädigungen wird die
Stadt Andratx zuständig sein. Bauanträge, die bereits vor dieser
Drei-Monats-Frist eingereicht wurden, sind automatisch bewilligt,
wie es in einer Pressemitteilung der Stadt heißt. Allerdings nur,
wenn sie nicht zu den im Rahmen des Korruptionsskandals
beschlagnahmten Unterlagen gehören.
Das Moratorium sei nötig, sagte Bürgermeister Jaume Porsell, um
die „Effektivität der zukünftigen Stadtplanung in Andratx zu
schützen”. Baulizenzen sollen erst wieder erteilt werden, wenn die
Bauordnung der Gemeinde dem Plan Territorial de Mallorca angepasst
ist – spätestens aber in einem Jahr. Welche Folgen dem
Immobilienmarkt in Andratx nun drohen, ist ungewiss. Einige
Immobilienhändler berichten zwar von verunsicherten Kunden, das
Geschäft brumme aber trotz des Skandals, beteuern sie – und weisen
Presseberichte der vergangenen Woche zurück, sie gäben neuerdings
Garantien für ihre Vermittlungsarbeit. Erstens könne ein Makler
nicht die Rechtmäßigkeit einer Immobilie garantieren, die ihm gar
nicht gehöre, und zweitens werde schon immer versucht, für eine
höchstmögliche juristische Sicherheit zu sorgen, heißt es.
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