In der Schweiz wurde „Rauchverbot” Wort des Jahres 2006, nachdem
der Kanton Solothurn in einer Volksabstimmung ein Rauchverbot in
Gaststätten und öffentlichen Gebäuden beschlossen hatte.
In Österreich trat zum 1. Januar eine Novelle des Tabakgesetzes
in Kraft, wonach in Friseursalons nicht mehr geraucht werden darf.
In den anhaltenden Koalitionsverhandlungen wird über die Einführung
umfassender Rauchverbote wie in Italien gestritten.
In New York, einer Stadt mit rigorosem Rauchverbot, ging die
Zahl der Raucher laut Gesundheitsbehörde seit 2002 um 200.000
zurück. Die Zahl der mit dem Nikotinkonsum zusammenhängenden
Todesfälle sank von jährlich 9000 auf 8100.
In Deutschland wird seit Monaten erfolglos um einen umfassenden
Nichtraucherschutz gestritten. Die Zuständigkeiten liegen entweder
beim Bund oder bei den Ländern. Verbraucherverbände meinen, der
Staat kusche vor der Tabaklobby.
Uneins ist man sich vor allem über ein generelles Rauchverbot in
Gaststätten – dabei sind nach einer Umfrage des
Krebsforschungszentrums Heidelberg unter 2000 Bundesbürgern 80
Prozent der Nichtraucher, 70 Prozent der ehemaligen Raucher und
immerhin noch 25 Prozent der aktiven Raucher für komplett
rauchfreie Gaststätten. Über eine Beeinträchtigung ihres
Wohlbefindens durch Tabakrauch klagen danach 84 Prozent der
Nichtraucher und immerhin 35 Prozent der Raucher.
Momentaufnahmen zum Jahreswechsel. Und wie sieht es an der
Rauchfront in Spanien aus?
Ganz gut, sagt die Madrider sozialistische Gesundheitsministerin
Elena Salgado. Seit 1. Januar 2006, als das Anti–Tabak–Gesetz in
Kraft trat, hätten 500.000 der 12 Millionen Raucher aufgegeben,
meinte sie in einem zum Jahresende veröffentlichten
Zeitungsinterview. Und die, die rauchten, rauchten immer
weniger.
Im Tabakabsatz schlägt sich dies ebenfalls nieder. Um gut drei
Prozent seien die Verkäufe zurückgegangen, berichtet die
Ministerin, die dennoch nicht zufrieden ist: Die Bevölkerung sei
gewachsen (offenbar sind unter den Immigranten besonders viele
Raucher), und Spanien sei wegen der niedrigen Zigarettenpreise nach
wie vor „el estanco de Europa” (der Tabakladen des Kontinents).
Eine positive Zahl steuert auch der Verband gegen das Rauchen
(CNPT) bei: Seit 2003 sei der Anteil der Raucher an der Bevölkerung
von 31 auf 16 Prozent gesunken; das Gesetz habe diesen Trend noch
verstärkt.
Eine Untersuchung des Forschungsinstituts CIS ergab, dass der
Anteil der Raucher an der spanischen Gesamtbevölkerung im
abgelaufenen Jahr von 25'8 auf 23'7 Prozent zurückgegangen sei.
66'2 Prozent der Raucher gaben an, sie würden gern ihrem Laster
entsagen.
Seit 1. Januar 2006 gilt in Spanien ein Rauchverbot in Büros,
Werkstätten und anderen Arbeitsstellen, in Ämtern und auf
Flughäfen. Größere Gaststätten müssen Bereiche für Raucher und
Nichtraucher anbieten; Ausnahmen gelten nur für Lokale unter 100
Quadratmeter Fläche. Das Gesetz der Zentralregierung ist von
einzelnen Regionen wie den Balearen noch verschärft worden. Andere,
wie etwa Madrid, haben seine Regelungen nicht vollständig
übernommen. So beklagt die Gesundheitsministerin, in öffentlichen
Gebäuden der Region, zum Beispiel im spanischen Parlament, dürfe
nach wie vor geraucht werden.
Insgesamt jedoch ist aus dem einstigen Raucherparadies Spanien
binnen Jahresfrist eine weitgehend rauchfreie Zone geworden. Vor
allem am Arbeitsplatz: „Dafür hat sozialer Druck gesorgt”, sagt
Salgado.
Das trifft überall dort zu, wo sich viele Menschen lange Zeit
aufhalten. In der Bar an der Ecke oder im Restaurant ließ sich das
Verbot bisher jedoch kaum durchsetzen, weil „man dort nur für kurze
Zeit hingeht” (Salgado). Folge: In nur 15 Prozent der 300.000
Gaststätten im Land wird das Gesetz bisher uneingeschränkt
respektiert, gerade in den kleinen Lokalen stellt sich der Wirt
fast immer auf die Seite der Raucher.
Die behördlichen Kontrollen sind dünn, Anzeigen selten. Gerade
mal gut hundert sollen es laut „El País” in den letzten zwölf
Monaten landesweit gewesen sein. Aber Einsicht der Raucher und
Macht der Nichtraucher wachsen, vor allem der Passivraucher. In
Spanien starben im Schnitt der letzten Jahre pro Jahr 6200
Mit–Raucher.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.