Sie sind längst eine von zahlreichen Varianten möglicher
Lebensformen und vermögen über „Besonderheiten” ihrer Beziehung auf
Anhieb oftmals gar nicht viel zu berichten: Paare aus verschiedenen
Herkunftsländern. Dennoch erfahren „Mix-Paare” auf Mallorca, gerade
auch deutsch-spanische, ein großes Maß an Alltagsbereicherung, wie
sie übereinstimmend berichten. Dass dieser Zuwachs an
Lebensqualität zuweilen seinen Preis haben mag, das nehmen sie gern
in Kauf. Die meisten von ihnen stufen ihre Beziehung als
Glücksgriff, wenn nicht gar als „Lottogewinn” ein.
Als großer Pluspunkt wird, ganz klar, die Zweisprachigkeit
gesehen. Selbst wenn sie, gerade am Anfang einer Beziehung, die
Verständigung erschweren mag – vor allem im emotionalen Bereich,
bei Konflikten –, der „natürliche” Zweitspracherwerb steht bei
allen hoch im Kurs. Kinder, die mit zwei Muttersprachen groß
werden, lernen später in der Schule deutlich leichter weitere
Sprachen und bringen es schnell auf zwei, drei Fremdsprachen – was
heute zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren im Beruf zählt.
Auch der persönliche Zugang zu anderen Kulturen wird als
Bereicherung erlebt. „Man lernt, viel bewusster und kritischer mit
den eigenen ,Wahrheiten' umzugehen”, so eine Deutsche, die seit
vielen Jahren mit einem Spanier zusammenlebt. Auch bekomme man
einen viel klareren Eindruck davon, wie die Deutschen und ihre
Lebensgewohnheiten von den Einheimischen auf Mallorca wahrgenommen
werden. Weniger Vorurteile, mehr Verständnis: So lasse sich das
Miteinander – auch mit der Familie des Partners – vielleicht auf
eine Formel bringen. Allein die sprachlichen Defizite – zumindest
anfänglich – sorgten dafür, dass man auch in der Wortwahl sensibler
werde: „Und das täte so manchen Beziehungen gut”, findet auch
Diplom-Psychologin Sabrina Steck (siehe Interview).
Die „Neugier auf und Offenheit für fremde Kulturen”, die Kinder
von „Mix-Paaren” zeigen, ist für die Eltern oft eine beglückende
Alltagserfahrung. Denn der Freundeskreis dieser Familien ist
ebenfalls meist vielsprachiger und kulturell bunter, was das
Entstehen von „Schubladendenken” erschwere, so eine begeisterte
Mutter.
Den Familienzusammenhalt erleben gerade die Deutschen bei ihren
mallorquinischen Partnern als sehr viel enger und verbindlicher.
Genau das ist aber für viele auch der Grund, sich hier – eher als
im ursprünglichen Heimatland – fest zu binden. Als Zugereister in
einem fremden Land ist das Bedürfnis nach familiärem und
emotionalem Rückhalt unter Umständen besonders groß. Alte Menschen
werden zumeist noch bei den eigenen Kindern versorgt, entsprechende
Pflegeheime gibt es kaum auf Mallorca – wenn der
Familienzusammenhalt auch hier langsam brüchiger wird.
Noch haben die sonntäglichen Familienfeiern auf der Insel
Tradition und werden vom angeheirateten Anhang aus Deutschland
manchmal als ganz schön anstrengend erlebt. „Ich schaffe mir öfter
Freiräume und bleibe dann einfach mal zu Hause”, erzählt eine
Betroffene. „Und mein Mann und die Familie haben auch Verständnis
dafür.”
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