Eine schöne Location mit mediterranem Klima – für jeden schnell
erreichbar –, Residenten mit prominentem Namen und/oder
finanziellem Spielraum: Mallorca bringt einige Pluspunkte mit, die
es zum „Charity-Paradies” machen. Wenn dann noch ein wenig Zeit und
das entsprechende soziale Gewissen hinzukommen – und Letztes
scheint recht verbreitet auf der Insel – wird gern geteilt mit
denen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Oliver
Girharz von der Firma Matrolan in Coll d'en Rabassa bezeichnet
seine Spende-Aktivitäten augenzwinkernd als „Egoismus”: „Ich
lass'es mir nicht nehmen, den Kindern die Spielsachen persönlich zu
überreichen.” Seit einem Jahr verteilt sein Unternehmen regelmäßig
Lern- und Spielgerät an mallorquinische Einrichtungen wie Aspanob:
„Die Freude in den Augen der Kinder lässt einem das Herz
aufgehen.”
Keiner weiß das besser als der Wahlmallorquiner Robert Winsor,
dessen Benefiz-Golf-Turniere international bekannt sind. Immer
noch, so wird berichtet, steigen dem vielfach ausgezeichneten
MBE-Mitglied („Member of the British Empire”) Freudentränen in die
Augen, wenn er – natürlich persönlich – Kleinbusse, Rollstühle und
sonstiges technisches Hilfsgerät an kranke und behinderte Kinder
verteilt. Schon seit 1980 veranstaltet er Turniere im Royal
Bendinat Golf Club, zu denen traditionell viel Prominenz aus seiner
früheren britischen Heimat anreist. Jahr für Jahr gelingt es ihm,
neue Rekordsummen aufzustellen: Allein 2006 ergab das Turnier einen
Erlös von 255.000 Euro. Bis heute verteilte Robert Winsor
Hilfsgüter im Gesamtwert von knapp 1'5 Millionen Euro an
Organisationen wie die Kinderkrebshilfe Aspanob, Amadiba, ASNIMO
(Kinder mit Down Syndrom), Gaspar Hauser, FEBED (Behindertensport),
Mater Misericordia und andere. Der Erlös wird zumeist als
technisches Gerät zur Verfügung gestellt. Früher unterstützte
Robert Winsor auch Einrichtungen in England, heute konzentriert er
sich auf Mallorca: „Ich lebe schließlich hier, und es gibt genug zu
tun.”
Seine Arbeit – neben vielen anderen Einrichtungen – fördern auch
deutsche Immobilienunternehmen wie Kühn & Partner und Minkner
Profi-Konzept. Während Matthias Kühn schon seit rund zehn Jahren
mit eigener Stiftung aktiv ist und viele Benefizaktionen (vor allem
auch im „Pueblo Español”) unterstützt – „Uns ist wichtig, dass die
Hilfe nachprüfbar ankommt und sich möglichst auf Mallorca
konzentriert” –, gehört es auch für Edith Minkner zur
Unternehmensphilosophie, „mit offenen Augen die Probleme der
Schwachen in der Gesellschaft” wahrzunehmen. Besonders am Herzen
liegen ihr und ihrem Mann die Kinder: „Sie haben keine Lobby, sie
sind unsere Zukunft.” Soziales und künstlerisches Engagement ist
für sie selbstverständlich: „Wir haben auch viel Glück gehabt.
Davon möchten wir etwas abgeben.”
Stefan Blöcher definiert seine persönlichen Charity-Motive
ähnlich: „Mir ging es immer gut im Leben, ich habe eine gesunde
Familie. Da opfert man gern ein wenig Freizeit.” Der „Golf de
Andratx”-Geschäftsführer ist Mitglied des „Eagles Charity Golf
Clubs” und organisiert seit Jahren die „Premiere Golf Trophy”.
Allein letzteres Event brachte einen Gesamterlös von knapp 300.000
Euro. Hotel, Golfplatz und Prominenz, sagt Stefan Blöcher, böten
eben eine gute Plattform für Charity: „Auch Mallorca tut der
Einsatz gut, weil er bekannte und finanzkräftige Besucher auf die
Insel lockt.”
Unmöglich, alle Aktivitäten und Helfer zu benennen: So
verschieden wie ihre Arbeit sind auch ihre Motive: Künstler wie
Peter Maffay oder Heinz Hoenig setzen ihre Prominenz ein, um für
ihre Kinderhilfen – „Tabaluga” oder „Heinz, der Stier” – Gelder zu
sammeln. Andere wie die Geschäftsführerin des Deutschen
Facharztzentrums, Birgit Büngeler, nehmen persönliche
Schicksalsschläge zum Anlass, sich sozial zu engagieren: Nachdem
ihr Ehemann Opfer eines ärztlichen Kunstfehlers wurde, gründete sie
eine Stiftung, um mittellosen Menschen auf der Insel die Versorgung
im Krankheitsfall zu garantieren. Am 14. Oktober findet ihr erstes
Benefiz-Golfturnier statt: „Warum in die Ferne schweifen, wenn
dort, wo man lebt, Hilfe benötigt wird?”
Das sieht Wolfram Kons, RTL-Charity-Gesamtleiter – am 23./24.
November moderiert er erneut den „RTL-Spendenmarathon” – ähnlich.
Diesen Sommer hat er in Port d'Andratx auf der „Vino y mar” Geld
für die RTL-Stiftung „Wir helfen Kindern” und die mallorquinischen
Klinik-Clowns „La Sonrisa Médica” gesammelt. „Auf Mallorca gibt es
viele Menschen, die auf der Sonnenseite des Lebens stehen”, so der
42-Jährige. „Wenn sie in den Spiegel schauen, brauchen sie ihn doch
nur ein wenig zu drehen - und die im Schatten kriegen auch ein
bisschen Licht ab.”
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