Ein Kunstzentrum – drei Ausstellungen – drei Künstler: Im Casal
Solleric in Palma sind zur Zeit zu sehen eine Installation von
Bernardí Roig (Palma, 1965), Bilder von Alicia Llabrés (Palma,
1965) und Comics von Miguel Angel Gallardo (Lleida, 1955).
„Look at me, please” (Schauen Sie mich bitte an) von Bernardí
Roig findet selbstverständlich im Espai Quatre, in den Kellerräumen
des Casal Solleric statt. Der Künstler siedelt viele seiner
Arbeiten in Kellern oder Schluchten an, in Anlehnung an Werke des
österreichischen Schriftstellers Thomas Bernhard.
Im Casal Solleric betritt der Besucher, als Teil des Kunstwerks,
die Installation durch einen hell erleuchteten Gang mit Buchstaben,
die sich bewegen: „Ich spreche nicht mit dieser Person” leuchtet
immer wieder auf.
Auch die nach unten führende Treppe ist schmerzhaft hell, eine
unangenehme Übung für das Auge, wie man sie oft bei Roig findet.
Unten dann, wie in einer dunklen Höhle, ein gruseliger
Klangteppich, der von Lichtreflexen verstärkt wird, dazu
Ausschnitte aus dem Film „The Chameleon” des Pornostars und
Regisseurs John Leslie und aus dem Film „Leidy B.” von Fernando
Castro. Roig macht den Betrachter zum unfreiwilligen Voyeur. Weiter
findet man eine Skulptur aus Harz und Polyester, ein Mensch,
erhängt, der Kopf in einem Käfig eingefangen, ein Mensch, gequält,
verletzt, verlassen.
Manche der Lichtelemente, der Filmsequenzen bewegen sich erst,
wenn der Betrachter nahe an sie herankommt; er wird so zum Auslöser
des Geschehens. Wie in den meisten seiner Arbeiten, will Roig die
Realität noch übertreffen: Tod und Unsterblichkeit, Ästhetik und
Erotik sind die Pole, um die sich sein Schaffen dreht. Die
Konfrontation mit den anderen ist gleichzeitig auch eine
Konfrontation mit sich selbst. Und die Verletzungen, denen der
Mensch ausgesetzt ist, sind sowohl physischer als auch psychischer
Natur. Es geht ums Überleben und um den dringenden Wunsch,
anerkannt und bemerkt zu werden: „Look at me, please”.
Arbeiten von Bernardí Roig waren vor kurzem mit großem Erfolg im
Kunstmuseum Bonn zu sehen. Neben dem Schrecken, den Roig
verbreitet, nehmen sich die Bilder von Alícia Llabrés
vergleichsweise freundlich aus. Die gezeigten Arbeiten – allesamt
Öl auf Leinwand – entstanden in den Jahren zwischen 1990 und
2006.
Tochter eines Malers und einer Galeristin, ist Alícia Llabrés
seit Kindheit mit Kunst vertraut. Sie studierte in Barcelona,
reiste viel, studierte die alten Meister – Vermeer, Caravaggio,
Velazquez –, die ihr immer vertraut erschienen. So nimmt es nicht
wunder, dass sie sich zunächst den Stillleben widmet, später wird
ihr Werk abstrakter: „Ich sehe die Grenze zwischen Figuration und
Abstraktion als diffus und unklar”, sagt sie, was auch in ihren
heutigen Bildern deutlich wird. Nach einer Reise nach Italien, nach
Pompeji, werden ihre Farben sanfter und heller – Rottöne oder
herbstliches Gelb. Diese Tendenz wird noch verstärkt durch eine
Reise in den Yemen.
Alícia Llabrés geht nahe an das Objekt heran, legt Wert auf
Details, auch wenn ihre Bilder oft großflächig und großformatig
sind. 2005 repräsentiert sie Spanien auf der indischen
Kunst-Triennale. In der Auseinandersetzung mit dem indischen
Subkontinent, mit dem Thema Orient – Okzident werden ihre Bilder
präziser und figurativer. Ein Überblick über das Schaffen von
Miquel Angel Gallardo, Schöpfer der seit 1977 in Spanien berühmten
Comic-Figur „Makoki”, ist im Erdgeschoss zu sehen.
Die Ausstellungen im Casal Solleric, Palma, Passeig des
Born, sind bis zum 12. November von Dienstag bis Samstag von 10 bis
14 und von 17 bis 21 Uhr, sonn– und feiertags 10 bis 13.30 Uhr
geöffnet.
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