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Die Schildkröten des Mittelmeers gehören zu den großen – ungewollten – Opfern des kommerziellen Fischfangs: Über das Ausmaß der Bedrohung dieser Spezies informierte die Mannschaft des Forschungsschiffs des Sozialwerks der Sparkasse La Caixa, „Vell Marí”, jetzt bei einer Pressekonferenz in Palma. Die Wissenschaftler und Tierärzte hatten Fischerboote zwischen Sardinien und Mallorca begleitet. In nur sechs Tagen machten sie zusammen mit den Fischern 60 durch Angelhaken verletzte Meeresschildkröten ausfindig und operierten sie an Bord der „Vell Marí”.

Weltweit landen schätzungsweise 10.000 bis 20.000 Schildkröten pro Jahr als Beifang am Angelhaken. Etwa die Hälfte von ihnen stirbt qualvoll an den Folgen der Verletzungen. Eine besondere Bedrohung stellen bis zu 50 Kilometer lange Legeleinen mit jeweils bis zu 3000 Angelhaken dar, die auf hoher See ausgebracht werden. „Bei der Rettung verletzter Schildkröten sollten wir nicht gegen die Fischer, sondern mit ihnen arbeiten, um wirkungsvolle Strategien zur Erhaltung der Tierart zu erreichen”, betonte Ferran Alegre, Präsident der Stiftung zum Schutz von Meerestieren (CRAM). Er schilderte auch, wie hart die Arbeitsbedingungen der Fischer sind: Um die Angelleine auszuwerfen, arbeiteten diese von Mitternacht bis gegen 5 Uhr morgens, von 8 bis 20 Uhr dauere das Einholen des Fangs. Und das mehrere Tage hintereinander. Die Fischer meldeten den Umweltschützern, wenn sich Schildkröten am Haken verfangen hatten und gaben die verletzten Tiere an sie weiter. Eine Möglichkeit, die Zahl der Opfer zu reduzieren, sei eine EU-Regelung, die die Fischer zwingt, kleinere Haken zu verwenden.

Das Forschungsschiff hat in den vergangenen Monaten 3800 Meilen zurückgelegt, die Mitarbeiter haben 150 Tauchgänge absolviert und 10.000 Fotos gemacht. Neben dem Schutz der Meeresschildkröte geht es ihnen unter anderem um den Zustand der Posidonia-Wiesen und das Auftreten von Quallen.