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Die guten Nachrichten scheinen nicht abzureißen. Mallorca erlebt in Sachen Tourismus ein historisches, ein „herrliches” Jahr, wie es Tourismusminister Joan Flaquer nannte. Die Zahlen der Besucher und Übernachtungen werden 2006 besser ausfallen als im Boomjahr 1999 und sogar die besten sein seit einem Jahrhundert Fremdenverkehr auf der Sonneninsel.

Die Rekorde, die jetzt eingefahren werden, zeichneten sich bereits im Frühjahr ab, mit Buchungszahlen, die deutlich über den Vorjahreswerten lagen. Das Weltgeschehen in anderen Winkeln des Mittelmeeres sowie das Anziehen der deutschen Konjunktur trugen ihren Teil dazu bei, dass wieder mehr Besucher nach Mallorca reisten. Wen zog es schon in die Türkei angesichts der Hühnergrippe, oder in andere islamische Regionen, nach den Prostesten infolge des Karikaturenstreits?

Mallorca kann sich also freuen und zu recht auch auf eigene Anstrenungen verweisen, „seine” Touristen mit gutem Service, moderner Infrastruktur und gewährleisteter Sicherheit zurückerobert zu haben. Doch bei aller Euphorie sollten die Tourismusverantwortlichen nicht die Zukunft aus dem Blick verlieren. Dieses Jahr werden zwölf Millionen Urlauber erwartet. Mit dem Besucherzuwachs kann es nicht wie bisher, Jahr für Jahr, weitergehen.

Sicher, die Balearen-Regierung baut neue Autobahnen, bemüht sich um einen Kongress-Palast und will die Playa de Palma am liebsten neu erfinden. Aber das allein reicht nicht, um das Feuer der Mallorca-Liebe am Lodern zu halten. Meist sind es auch nicht die großen Glaubensfragen, sondern die kleinen Makel, die eine Leidenschaft schnell erkalten lassen.

Das sind zum Beispiel der rüpelhafte Portier, die gelangweilte Mitarbeiterin im Info-Büro, der Kellner, der das Glas dort anfasst, wo der Mund hinkommt ... Was fehlt, ist die fachliche Qualifizierung der Tourismus-Mitarbeiter, die täglich an der Besucherfront stehen. Not tut zudem eine ausgewogene Planung, die nicht an Bedürfnissen vorbeigeht. Wer Partytouristen an der Playa die Musik abdreht, verhält sich wie jemand, der Golftouristen die Löcher zustopft.