Ob im Schritt-Tempo, trabend oder springend – Pferde sind auf
Mallorca in praktisch jeder Geschwindigkeit unterwegs. Während die
Mallorquiner traditionell besonders dem Trabrennsport zugeneigt
sind, gibt es auf der Insel längst auch eine entsprechende Szene
für Spring– und Westernreiter, für Pferdeliebhaber, die es in die
Natur hinaus zieht, sowie für Züchter edler Pferderassen. Vor allem
das Klima wirkt sich günstig aus.
„Die Pferde sind hier auf jeden Fall glücklicher”, sagt Gabriel
Hahn, Inhaber des Gestüts Yeguada Binibernat in Llucmajor. Seine
menorquinischen Prachtexemplare haben so wohlklingende Namen wie
Kalif, Nena, Lucero oder Umbrío und dürfen das ganze Jahr über im
Freien grasen. Für die Entwicklung von Hufen, Fell und Muskeln gebe
es nichts besseres, sagt Hahn. Auch ansonsten haben seine Pferde
hier mehr vom Leben als ihre Artgenossen anderswo: In seiner Zucht
dürfen auch die Kräfte der Natur noch walten. „Bei uns kommt kein
Gefriersperma zum Einsatz”, sagt er. Künstlich befruchtet wird hier
grundsätzlich nicht.
Viele hundert Züchter sind auf Mallorca organisiert, vom
Kleinstbetrieb mit einer einzigen Stute im Hinterhof bis hin zum
renommierten Gestüt, das mit seinen makellosen Tieren
internationale Preise abräumt. 600 neugeborene Fohlen pro Jahr
registriert allein die Vereinigung der Traber-Züchter. Und so
mancher feingliedrige Araberhengst erzielt bei Kennern einen
höheren Preis als ein Nobelauto mit dem Vielfachen an
Pferdestärken.
Aber nicht nur als Statussymbol haben die einstigen Nutztiere
große Bedeutung. Auch die Zahl der Hobby-Reiter wächst, die
Mallorcas bevorzugte Lage zu ihrem Freizeitvergnügen nutzen.
Sibylle Döhne etwa betreibt seit vier Jahren den Reitstall Club
Hipico Ca'n Conet in Sant Jordi. Bei ihr lernen Kinder aus dem
Dorf, sich im Sattel zu halten, aber auch Urlauber nutzen den
Aufenthalt zum Ausritt durch die Natur. Die Bedingungen könnten
dafür besser nicht sein, findet Döhne. Dank des milden Klimas ist
auf Mallorca ganzjährig Reitsaison, und da sie die benachbarten
Bauern gut kennt, darf sie samt Gefolge auch über deren Gelände
reiten. „Mallorca hat besonders viele Pferdefreunde”, sagt
Döhne.
Dass man aber auch unerfreuliche Erfahrungen machen kann,
berichtet dagegen Gabriel Hahn vom Gestüt aus Llucmajor. „Mallorca
ist ja seit einer Weile auf dem Radfahrer-Trip. Darum werden immer
mehr Straßen zuasphaltiert. Wo wir früher hervorragend über
Schlagloch-Pisten reiten konnten, rasen jetzt die Autos vorbei.”
Für Reitausflügler bleibe so immer weniger Raum übrig, immer
häufiger müsse er vor Ausritten die Pferde erst per Transporter an
den Zielort bringen. Aber trotz solcher Widrigkeiten ist die Liste
der Reitklubs und –schulen auf der Insel lang. Rund 30
Einrichtungen, vom Ponyhof bis zum Western-Center, decken
mittlerweile so ziemlich jeden Sonderwunsch ab.
Auch wer nicht völlig frei von sportlichem Ehrgeiz ist, kommt
auf seine Kosten. Mit Norbert Schumann ist auf der Insel ein
deutscher Springreiter bei Turnieren erfolgreich, was auch für
Alice von Gayling-Westphal gilt. Auch sie ist Springreiterin, hat
ihre beiden Pferde im Reitstall stehen und sagt von sich,
„Gaudi-Reiten” mache sie nicht: „Ich bin mehr so der Wettkampf-Typ
und will mich mit anderen messen.” Das tut sie ziemlich
erfolgreich, gewann sie Mitte August doch die „kleine Tour” beim
renommiertesten Springreit-Turnier Mallorcas, dem Trofeo Infanta
Elena, das traditionell die Königliche Reitschule in Palmanyola
ausrichtet. „Was den Reitsport angeht, gibt es auf Mallorca einfach
eine unheimliche Vielfalt”, sagt von Gayling-Westphal.
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