Claudia Jung feierte in diesem Jahr Mallorca-Comeback: Die
42-Jährige, die in der Presse häufiger als ”Große Dame des
deutschen Schlagers” bezeichnet wird, tritt 2006 mehrmals im
„Oberbayern” an der Playa de Palma auf. So kam sie zum Beispiel am
Wochenende mal wieder für knapp 24 Stunden auf die Insel. „Im
Oberbayern habe ich schon zu Beginn meiner Karriere gesungen und
dann damit vor etwa 15 Jahren aufgehört. Ich konnte damals mit
dieser Art Publikum nicht umgehen. Wenn man da als junges Mädel
steht und ,Ausziehen, Ausziehen' um die Ohren gehauen bekommt, dann
mag man irgendwann nicht mehr”, erzählt Claudia Jung im
MM-Gespräch. Heute ist die Sängerin, deren größter Hit 1994 „Je
t'aime mon amour (Wie viele Stunden hat die Nacht)” war, längst zur
selbstbewussten Frau gereift. „Nach 20 Jahren Berufserfahrung haut
mich sowas nicht mehr um. Wenn da einer zu viel getrunken hat und
die Zunge locker wird, dann gibt es den nächsten Lacher auf seine
Kosten.” Außerdem habe sich das Mallorca-Publikum geändert.
Claudia Jung hat in den vergangenen 18 Jahren etliche Alben und
Singles aufgenommen, wurde mit den wichtigsten Musikpreisen
ausgezeichnet: 1994 und 2000 bekam sie einen Echo, insgesamt
fünfmal konnte sie die Goldene Stimmgabel entgegennehmen, in
Österreich gab's 2002 den Amadeus. In den Schlagersendungen des
deutschen Fernsehens ist die am Stadtrand von München lebende
Sängerin Stammgast. Trotzdem hat man das Gefühl, dass zum Beispiel
Kollegin Michelle einen höheren Bekanntheitsgrad genießt. „Michelle
kennen deswegen viele Leute, weil sie nicht davor zurückschreckt,
sich mit jeder lächerlichen Geschichte in die ,Bild'-Zeitung zu
begeben. Es ist eine Frage, ob ich bekannt bin, weil die Leute
meine Musik mögen, oder weil ich ständig in der Presse stehe. Aber
das muss jeder für sich selbst entscheiden.”
Claudia Jung gehört eher zu den Menschen, „die in dem Geschäft
ein bisschen ihre Ruhe haben wollen”. Für die Boulevardmedien ist
sie nicht so interessant. „Es heißt, Claudia Jung ist zu
unspektakulär, zu farblos, die hat ja keine Skandale”, weiß die
Mutter einer neun Jahre alten Tochter, die das Landleben mit vielen
Tieren liebt. „Du musst schon den sterbenden Schwan spielen, damit
du interessant wirst.”
Diese Erfahrung hat die Schlagersängerin im Frühjahr 2005
gemacht. Sie musste wegen einer Stimmbandlähmung ihre Tournee
verschieben. Die Fans waren in Sorge. „Es handelte sich um eine
langwierige Sache, ich konnte ein dreiviertel Jahr nicht singen,
musste das vollkommen auskurieren.” Schon zum zweiten Mal war sie
von einer Stimmbandlähmung heimgesucht worden. Für die
Boulevardmedien war ihr Problem kein Thema. „Ich hätte sagen
müssen, dass es so schlimm ist, dass ich jeden Tag zehnmal
überlege, aus dem Fenster zu springen. Aber ich hatte nunmal keine
Existenzängste, sondern wusste, was mich erwartet.”
Inzwischen ist Claudia Jung wieder fit, die Konzerte wurden
nachgeholt, und seit Mai steht ihr neues Album „Träumen erlaubt” in
den Regalen. „Obwohl der Titel es vermuten lässt, ist es kein
reines Balladen-Album, sondern eine bunte Mischung”, verspricht die
Künstlerin, die am liebsten alles selber in die Hand nimmt und sich
nicht von anderen abhängig macht.
In der Karriere sollen noch einige Höhepunkte folgen. „Ich mag
mich nicht darauf beschränken, zu sagen, dass ich die
erfolgreichste Schlagersängerin der 90er-Jahre war. Denn jetzt sind
wir nicht mehr in den 90ern.”
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