Auch ich kann mich an den Augenblick noch erinnern. „Schaltet
schnell den Fernseher ein”, rief jemand in die Redaktion. Und dann
starrten wir nur noch gemeinsam auf den kleinen Apparat, der rechts
neben meinem Schreibtisch stand. Wir wurden Zeugen, wie die zweite
Maschine in die Twin-Tower raste, wie die Türme schließlich
einstürzten. Keiner sagte etwas, es herrschte tiefe Betroffenheit.
Geschrieben wurde an diesem Nachmittag nichts mehr.
Und wir hatten, ganz ungeachtet der persönlichen Eindrücke, ein
Problem: Was machen wir nur mit der Zeitung? Die Produktion war an
jenem Dienstag schon so weit fortgeschritten, dass an einen
kompletten Umbau nicht mehr zu denken war. Mode, Fiestas, Wandern,
Fußball – die ganze Mallorca-Palette war im Blatt, und sie schien
plötzlich so belanglos.
Wir fanden einen kleinen Kompromiss: Die Meinungsseite wurde
gekippt, es erschien nur ein Leitartikel zum alles beherrschenden
Thema. Die Kollegen sahen sich schlicht außerstande, die
Verkehrsprobleme in Palma oder den nahenden Schulbeginn zu
kommentieren.
So war das bei uns am 11. September. Wie tief uns die Attentate
getroffen haben, zeigt auch das Ergebnis des Leser-Aufrufs dieser
Zeitung; es hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen. Man kann
sich des Eindrucks nicht erwehren, dass der eine oder andere sich
sogar etwas von der Seele geschrieben hat.
Viel ist seit 2001 geschehen. Der Kampf gegen den Terror ist zur
weltumspannenden Aufgabe geworden. Aber: Das hat die Welt nicht
sicherer gemacht. Wir müssen eigentlich jederzeit damit rechnen,
dass wieder etwas Verheerendes passiert und – selbst wenn wir nicht
direkt getroffen werden – unser Frieden und unser Wohlstand in
Gefahr geraten.
Jeder macht sich so seine eigenen Gedanken, wie man das
verhindern könnte. Ich meine, dass das Aufrüsten der
Sicherheits-Kräfte nicht die einzige Antwort sein darf. Wir
brauchen eine Politik der Deeskalation. Auch auf der Seite des
Westens, angefangen in den USA.
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