Mallorca ist mit Kunstschaffenden reichlich gesegnet. Im
Verhältnis zur Bevölkerungszahl fanden sich im musischen Ambiente
der Insel stets mehr Maler, Poeten und Fotografen als in nahezu
jeder anderen Region der Welt.
Das gilt, ob man will oder nicht, auch für die Zeichner von
Comics. Nicht nur, dass der Inselscholle in den vergangenen hundert
Jahren immer wieder talentierte Strichmännchen-Maler ersprossen,
die mit lustigen bis listigen Bilder-Episoden die Leser von
Zeitungen und Zeitschrichten amüsierten.
Auch von außen kamen Comic-Zeichner nach Mallorca, ließen sich
hier nieder und gaben sich dem kreativen Schaffen hin. Es sind –
zumindest in der Insider-Szene – international renommierte Namen
darunter wie etwa Max oder Bartomeu Seguí. Pere Joan, ein weiterer
mallorquinischer Zeichner, der in derselben Liga spielt, wird
derzeit mit einer Ausstellung im Kulturzentrum der Sparkasse Sa
Nostra gewürdigt.
Neben den Veteranen hat sich auf der Insel auch eine jüngere
Generation von Zeichnern und Illustratoren einen Namen gemacht.
Hierzu zählen Paco Díaz, Alex Fito, Tomeu Morey und Linhart, dessen
Arbeiten bereits den „New Yorker” zierten.
In Anbetracht der Verwurzelung dieser gezeichneten Kunstform auf
der Insel verwundert es nicht, dass die Initiative zur Schaffung
eines offiziellen spanischen Comic-Preises ausgerechnet von
Mallorca ausging. Im vergangenen September wurde der passionierte
Comic-Experte und Mitbegründer des „Vereins der Freunde und Opfer
von Comics”, Joan Miquel Morey, bei der Vorsitzenden der
Kulturkommission der Sozialistischen Partei PSOE, Carme Chacón,
vorstellig, um sie für ein solches Vorhaben zu begeistern. Mit
Erfolg: Vor wenigen Wochen brachte die Regierungspartei im
spanischen Parlament einen Vorschlag ein, der die Schaffung einer
solchen Auszeichnung vorsieht. Kommt der Vorschlag durch, gilt das
Versprechen, die erste offizielle Preisverleihung 2007 in Palma
durchzuführen.
Eine solche Auszeichnung werde die Kunstform Comic aufwerten und
die Anerkennung eines Mediums schaffen, das seit einem Jahrhundert
existiert, ist Pere Joan überzeugt. „Aber es dürfte kompliziert
sein, die lange Liste derjenigen zu erstellen, die eine solche
Auszeichnung verdient haben”, sagt der 1956 in Palma geborene
Zeichner, Illustrator und Herausgeber. Vor zwei Jahren
veröffentlichte Pere Joan mit „Azul y Ceniza” (Blau und Asche) ein
prunkvolles, großformatiges Erzählwerk mit geradezu beunruhigenden
Geschichten: Unter anderem reißt ein Attentat auf dem Airport von
Palma zahlreiche Menschen in den Tod. Die Ausstellung im
Sa-Nostra-Zentrum zeigt einzelne Schaffensphasen des Werks noch bis
Ende Mai.
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