MM: Wo hakt es denn derzeit noch etwas?
Beckenbauer: Solche Dinge wie die Kritik der Stiftung
Warentest an einigen Stadien werfen einen immer wieder zurück.
Lauter so sinnloses Zeug, was dich nur aufhält, wo man eigentlich
Wichtigeres zu tun hat.
MM: Können Sie denn in diesen wenigen Tagen auf Mallorca
wirklich richtig auftanken?
Beckenbauer: Kann ich. Ich habe das Golfen sehr genossen.
Keiner hat mich angesprochen auf Fußball, vor allem nicht auf
WM-Karten. Ich habe mich hier sehr gut erholt.
MM: Sie haben Montag beim Premiere-Golfturnier in Camp de
Mar mitgespielt, das zugunsten der Franz-Beckenbauer-Stiftung
ausgetragen wird. Was stand denn in der restlichen Zeit auf dem
Programm?
Beckenbauer: Wir sind mit einem Freundeskreis hier. Einer
von diesen Freunden hat hier im Marriott gestern seinen 60.
Geburtstag gefeiert. Tagsüber haben wir gegolft. Und bevor es
morgen wieder losgeht, verbringen wir heute den Tag hier im
Marriott-Resort, was wirklich wunderschön ist, vor allem für
Kinder. Sehr weitläufig und großzügig. Wir waren ja bisher immer im
Dorint, diesmal hat es sich aber angeboten, ins Marriott zu gehen,
weil das Geburtstagskind auch hier wohnt.
MM: Die Ruhe auf Mallorca haben Sie ja wahrscheinlich
bitter nötig. Sie waren zu Besuch bei den WM-Teilnehmerländern in
aller Welt, hatten viel Stress. Wie halten Sie das alles eigentlich
aus?
Beckenbauer: Naja, es geht. Wenn man solch eine Aufgabe hat,
muss man halt diese Herausforderung annehmen. Diese
Weltmeisterschaft ist nun mal das Größte, was wir erreicht haben.
Eine WM kriegst du in den nächsten 50 Jahren nicht mehr. Also
müssen wir die Zeit nutzen, damit alle sagen „Deutschland war ein
guter Gastgeber”. Es muss alles reibungslos ablaufen. Dass das eine
oder andere Problem auftreten wird, ist klar, schließlich handelt
es sich um die größte Sportveranstaltung der Welt. Seit neun Jahren
arbeiten wir darauf hin.
MM: Sie waren 1974 Weltmeister als Spieler, 1990 als
Trainer. Sollte Deutschland jetzt wieder Weltmeister werden, wäre
das dann Ihr wichtigster Titel?
Beckenbauer: Ich bin sicher, dass wir eine gute WM
hinbekommen. Wenn die sportliche Leistung auch stimmt, sprich
Deutschland ins Halbfinale oder ins Finale kommt oder sogar
Weltmeister wird, wäre das natürlich perfekt.
MM: Werden Sie sich eigentlich so viele Spiele wie
möglich anschauen
Beckenbauer: Das gehört zu den Aufgaben eines
Organisationschefs dazu. Ich sehe immerhin 48 volle Spiele von
insgesamt 64.
MM: Sind Sie dann mit dem Hubschrauber unterwegs?
Beckenbauer: Das geht nur mit Hubschrauber, weil man dann
direkt neben dem Stadion landen und gleich nach dem Schlusspfiff
zum nächsten Spiel fliegen kann.
MM: Was machen Sie nach der WM? Fallen Sie dann in ein
tiefes Loch vor Langeweile?
Beckenbauer: Nein, ich habe auch dann genug zu tun. Bin nach
wie vor beim FC Bayern und beim DFB tätig und werde nicht vor
Langeweile sterben. Außerdem spiele ich einige Golfturniere für
meine Stiftung. Darauf freue ich mich schon.
MM: Als hilfreich für Ihre Stiftung hat sich auch die
Premiere Golf Trophy in Camp de Mar erwiesen, die jetzt schon zum
vierten Mal stattfand.
Beckenbauer: Ja, das ist eine wichtige Veranstaltung. 80.000
Euro wurden wieder eingespielt. Schöne Einnahmen für die Stiftung.
Das Geld was reinkommt, geht im gleichen Umfang wieder dahin, wo es
gebraucht wird. Also für Behinderte und Hilfsbedürftige. Und ich
muss nochmal etwas betonen, was die Organisation von dem Turnier in
Camp de Mar betrifft: Besser kann man es nicht machen. Das sieht
man schon daran, dass so viele Leute mitspielen wollen. Ich bin
überzeugt, dass wir im nächsten Jahr auf zwei Golfplätzen spielen
müssen, um alle unterzubringen.
MM: Den deutschen Medien war zu entnehmen, dass Sie nach
der WM Ihrer Lebensgefährtin Heidi Burmester das Ja-Wort geben
wollen. Wäre Mallorca nicht ein schöner Ort für eine romantische
Hochzeit?
Beckenbauer: Mallorca ist ein wunderschöner Ort, natürlich
auch ein wunderschöner Ort, um zu heiraten. Aber da gibt es auch
viele andere auf der Welt.
MM: Ort und Zeitpunkt der Hochzeit stehen noch nicht
fest, oder?
Beckenbauer: Nein. Lassen wir erstmal die Weltmeisterschaft
vorbeigehen, dann habe ich mehr Zeit zum Nachdenken.
Mit Franz Beckenbauer sprach MM-Redakteur
Nils Müller.
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