Wer träumt nicht davon, einmal im Laufe seines Lebens an Bord
einer Mega-Luxus-Yacht in einem der wenigen schicken Häfen auf
Mallorca anzulegen, die für Boote dieser Kategorie geeignet sind.
Aber abgesehen vom Geld, dieser Traum ist auf den Balearen nur
schwer zu realisieren. Liegeplätze in dieser Größenordnung sind
rar. Aber das ist nicht der Grund. Eine 80-Meter-Yacht in Spanien
zu chartern, erweist sich in der Praxis wesentlich komplizierter
als man denkt. Zahlreiche bürokratische Fallstricke und eine nicht
unerhebliche Chartersteuer verleiden es den allermeisten
Yachtbesitzern, ihr gutes Stück zu vermieten.
Marta Iglesias weiß davon ein Lied zu singen. Seit 18 Jahren
verchartert sie Luxusyachten, die keine Wünsche offenlassen. Ob
Motoryacht mit Hubschrauberlandeplatz und vielen tausend PS oder
64-Meter-Zweimaster vom Feinsten, ihr Katalog ist voll mit
schwimmenden „Sechs-Sterne-Herbergen”.
Marta Iglesias leitet das Büro des amerikanischen Yachtkonzerns
Merrill-Stevens, der vor wenigen Wochen die Charterfirma ihres
früheren Arbeitgebers Koch, Newton & Partners in Palma
aufgekauft hat. Die prinzipiellen Probleme für die spanische
Charterbranche kaufte Merrill-Stevens mit. „Wir haben keine
Schwierigkeiten, unseren Kunden eine 85-Meter-Yacht der
High-End-Klasse zu vermitteln. Allerdings geht dies auf Mallorca
nicht.” Und das, obwohl es an potentiellen Kunden nicht mangele, im
Gegenteil. Das Mittelmeer hat im Sommer in der Beliebtheitsskala
der zahlungskräftigen Skipper den Stellenwert der Karibik im
Winter. „Aber um in Spanien eine Charterlizenz zu bekommen, bedarf
es vieler Formulare und viel Geld. Allein zwölf Prozent des
Bootswertes müssen an Steuern für die Lizenz bezahlt werden.” Das
mache für die Eigner keinen Sinn. Da läpperten sich schnell mehrere
Millionen Euro zusammen.
Da diese aus der Sicht der Vercharterer völlig
überholungsbedürftige Gesetzgebung in den anderen Mittelmeerländern
nicht existiere, werden die allermeisten Schiffe von dem Büro in
Palma aus in Frankreich und Italien verchartert. Wer in
balearischen Gewässern luxuriös schippern möchte, muss dies mehrere
Klassen kleiner tun. Lediglich drei Schiffe um die 25 Meter hat die
Agentur im Programm. Mit 28.000 Euro pro Woche ist man in dieser
Kategorie dabei. Wer es gerne geräumiger hat, kann es sich auf der
„Alysia” oder „Annaliesse” bequem machen. Beide Yachten sind 85
Meter lang und ab 100.000 Euro pro Tag plus Nebenkosten zu
mieten.
Theoretisch könnte man von Frankreich aus problemlos nach
Mallorca fahren, das mache in der Praxis aber niemand. Die Leute
wollen mit ihren Schiffen gesehen werden und tingeln lieber von
einem Glamourhafen zum anderen als übers Meer. Zumal dafür auch
eine doppelte Besatzung erforderlich wäre. Bei den meisten Kunden,
so Marta Iglesias, handele es sich um spanische und deutsche
Familien, die es sich im Schnitt zehn Tage auf einer ihrer Yachten
gutgehen lassen. So absurd das klingt, wesentlich mehr als die
Familie darf auf dem Luxusdampfer auch nicht mitgenommen werden.
Die Charterlizenz untersagt die Beförderung von mehr als zwölf
Passagieren. Sind mehr Gäste erwünscht, müsse man auf ein Schiff
zurückgreifen, das über eine Kreuzfahrtlizenz verfüge.
Ein Geschäft für den Eigner sei die Vermietung seines Schiffes
nicht. Damit könnten lediglich laufende Kosten aufgefangen
werden.
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