Böse Zungen behaupten, der Verbraucherschutz in Spanien sei
selbst ein Fall für den Verbraucherschutz. Wer sich über ein
Unternehmen ärgert, hat mittlerweile zwar kein Problem mehr, seine
Beschwerde loszuwerden, ob das aber tatsächlich Wirkung zeigt, ist
fraglich. Neben weit mehr als einem Dutzend
Verbraucherschutz-Organisationen bietet auf Mallorca auch die
Generaldirektion für Verbraucher ihre Dienste an, die beim
balearischen Ministerium für Gesundheit und Verbraucher angesiedelt
ist. Dennoch leisten sich selbst grosse Telekommunikationskonzerne
hierzulande ein Negativimage, das europaweit ohne Beispiel ist:
Laut einer EU-Studie ist niemand so unzufrieden mit dem Service
rund um Telefon und Internet wie die Bürger in Spanien.
Trotzdem ist Manuela Meseguer Barrios mit dem Stand des
Verbraucherschutzes auf Mallorca zufrieden - sie ist
Generaldirektorin für Verbraucher bei der Balearen-Regierung und
findet, ,,dass die Konsumenten heute viel besser Bescheid wissen
als früher". Der aufklärerische Elan ihrer Mitarbeiter entlädt sich
in einer Vielzahl von Info Kampagnen und Studien zu allen
erdenklichen Themen eines durchschnittlichen Verbraucherlebens:
Welche Scherzartikel sind unbedenklich? Welche Sonnenbank bräunt
noch besser als die malloquinische Sonne?
Auf der anderen Seite hat von den knapp 4000 Reklamationen, die
die Generaldirektorin im vergangenen Jahr registriert hat nur knapp
jede zehnte zu einer Strafe geführt - Meseguer setzt auf Ausgleich,
nicht auf Konfrontation. ,,Wir lösen lieber Probleme, als
Geldstrafen zu verhängen." Der direkte Weg zum Glück der
Verbraucher sei es, die Unternehmen über die Rechte der Kunden
aufzuklären. ,,Damit sich die Firmen dann daran halten können",
sagt Meseguer.
Claudia de Haro Porres sieht das anders: Die
Verbraucherschützerin vom Verein Nuredduna findet, dass es den
Firmen weh tun muss, wenn sich etwas ändern soll. ,,Ich bin dafür,
zu veröffentlichen, gegen wern eine Sanktion verhängt wird", sagt
sie. Bisher ist das nämlich ein wohl gehütetes Geheimnis. Welche
Unternehmen zu Geldstrafen verdonnert wurden und so im vergangenen
Jahr auf den Balearen mehr als eine halbe Million Euro in die
Kassen spülten, bleibt unbekannt. Aus Datenschutzgründen, heisst es
bei der Verbraucherdirektion.
Daran wird sich auch nach der jetzt von der Regierung in Madrid
geplanten Reform des Verbraucherschutzgesetzes von 1984 nichts
ändern. Wohl aber in einem anderen Bereich, der immer wieder für
Ärger sorgt. Nach dem Gesetzesprojekt soll es in Zukunft möglich
sein, sein Telefon ebenso leicht wieder abzumelden, wie es sich
anmelden lässt-nämlich per Telefonanruf. Bisher häufen sich bei den
Verbraucherschutz-Organisationen die Klagen von Kunden, die es zum
Teil seit Monaten nicht schaffen, aus der Kundenkartei des
Telefonanbieters gestrichen zu werden und so weiter mit
unerschüttlicher Regelmässigkeit Rechnungen bekommen, obwohl die
Dienstleistung nicht mehr gewünscht ist.
Wo schon Spanier ihre liebe Mühe haben, ihren Willen zu bekunden
ist es für Nicht-Muttersprachler ungleich schwerer. Bei
Verbraucherorganisationen ist es genauso schwierig einen
Gesprächspartner mit Deutsch- oder Englichkenntnissen zu erwischen,
wie bei den meisten Unternehmen. Die Verbraucher-Generaldirektion
in Palma ist dagegen auch auf fremdsprachige Beschwerden
eingerichtet: Dort stehen Dolmetscher zur Verfügung, heisst es.
Die Dirección General de Consumo sitzt am Passeig des Born 17
in Palma. Dort können Verbraucher im
Rat fragen und Beschwerden loswerden- ebenso wie in den meisten
Rathäusern der Insel
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.