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Roy Lichtenstein (1973 bis 1997) gilt – neben Andy Warhol – als der Pop–Künstler schlechthin. Jack Cowart, Direktor der Roy Lichtenstein Foundation in New York, sagt allerdings: „Lichtenstein war ein traditioneller Maler von Hause aus, was er geschaffen hat, ist weitaus mehr als Pop Art.”

Lichtenstein selbst mochte den Titel Pop-Art-Künstler nicht, hielt sich selbst für einen Postkubisten. Er sagte dazu: „Es ist nicht zu vermeiden, dass man mich einen Pop-Art-Künstler nennt. Der Name bleibt kleben, ganz gleich, wie ich darüber denke.”

Unter diesem Aspekt wäre Lichtenstein mit der jetzigen Ausstellung in der Fundación Juan March, „Lichtenstein. En proceso”, sehr einverstanden. Gezeigt werden etwa 65 Arbeiten auf Papier aus den Jahren 1973 bis 1997, zum Teil aus dem Fundus der Lichtenstein Foundation, zum Teil aus Privatsammlungen.

Auswahl und Hängung machen deutlich, wie Lichtenstein gearbeitet hat: erst die Zeichnung, die für ihn eine Art Labor war, meist in sehr kleinem Format, dann die Collage oder das Bild. Der intellektuelle Schaffensprozess wird dem Betrachter offenbar. Und das Spiel mit der Stereotype. „Lichtenstein hat sich genauestens durch die europäische Kunstgeschichte durchgearbeitet und hat dann die ,Visual Unity' geschaffen. Das heißt, er hat Extrakte eines Werkes aus dem Zusammenhang gerissen, die Komposition verändert und damit ein neues eigenes Werk geschaffen.”

Diese Arbeitsweise wird deutlich an einem sehr späten Matisse ähnlichen Interieur, bei den „Badenden” von Picasso, den Landschaften von Van Gogh oder bei den Studien zu Laokoon. Dazu Lichtenstein selbst: „Ich glaube, dass die Art der Einheit, die ein Bild zusammenhält, wirklich die gleiche ist – ob es von Rembrandt oder Picasso oder Oldenburg geschaffen wurde. Es gibt keinen großen Unterschied – es hat ihn nie gegeben.”

So hat Lichtenstein auch mit den berühmt gewordenen Comics gearbeitet, was ihn allerdings nur in den Jahren von 1961 bis 1965 interessierte. Lichtenstein habe, so Jack Cowart, übrigens keine Comics gelesen, er sei durch die Söhne dazu gekommen und von der Raster–Technik fasziniert gewesen: „Comics waren für ihn verfälschte Einfachheit oder auch falsche Vereinfachung”, sagt Cowart.

Lichtenstein wuchs ohne künstlerischen Einfluss auf, besuchte aber schon mit 14 Jahren eine Malklasse. Von 1940 bis 1943 studierte er in New York an der Art Students League. Dann diente er in der Army in Europa. Nach dem Krieg war er an der Ohio State University und arbeitete danach – wie auch Andy Warhol – eine Zeitlang im kommerziellen Grafik–Geschäft. Seine Experimente mit populären Bildern reichen bis in das Jahr 1956 zurück, danach folgte eine Phase abstrakter Malerei.

Lichtenstein arbeitete viel mit Siebdruckmustern. Damit produzierte er Reihen mit übergroßen Punkten, die seine Grafiken und Bilder wie ein massenweise hergestelltes Produkt aussehen lassen sollten, ob– wohl er seine Werke auf das genaueste vorbereitete. Dennoch wollte er nicht, dass man den Pinselstrich auf der Leinwand er– kennt.

Fundación Juan March, Palma, Carrer Sant Miquel 11.
Bis 17. Juni geöffnet von
Montag bis Freitag von 10
bis 18.30 Uhr, samstags
von 10 bis 14 Uhr.