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Die junge Ekuadorianerin will lieber anonym bleiben: Kein Foto, kein Name, bloß nicht zu viele Fragen. Sie lebt seit drei Jahren illegal in Palma, darf eigentlich gar nicht arbeiten, und tut es doch. Drei Kinder muss sie ernähren, ihr Mann verdient nicht viel als Bauarbeiter und obendrein warten die Eltern in der Heimat jeden Monat auf Geld aus Europa. Also geht die 26jährige putzen und hütet fremder Leute Kinder. Sie gehört zu dem Heer Tausender Frauen, die auf Mallorca als Haushaltshilfen beschäftigt sind. „Die Arbeit ist schon in Ordnung”, sagt sie und wischt ein paar Krümel auf den Fußboden. „Meine Kinder sollen aber mal was Richtiges lernen.”

Nein, besonders angesehen ist der Beruf wahrlich nicht. Haushaltshilfen sind in der Regel schlecht bezahlt, müssen oft furchtbar viele Stunden arbeiten und werden manchmal knallhart ausgebeutet. „Es ist eine Arbeit im Verborgenen, am Rande der Gesellschaft”, sagt Pilar Santander, die auch putzen geht und sich nebenher bei der Vereinigung der Haushaltshilfen engagiert. Laut Santander gibt es zwar großen Beratungsbedarf, nur die Allerwenigsten aber treten anschließend auch bei: Die Organisation hat nicht mehr als zwölf Mitglieder. „Die Angst ist zu groß, von der Chefin vor die Tür gesetzt zu werden”, vermutet Pilar Santander.

Denn ein Ersatz für die geschasste Haushaltshilfe findet sich ja leicht, sollte man zumindest meinen: Auf den Balearen gibt es allein 10.000 Ausländerinnen, die putzen, kochen, einkaufen, Kinder hüten, Wäsche waschen, Alte pflegen – legal, wohlgemerkt, also mit Arbeitsvertrag, Aufenthaltsgenehmigung und Sozialversicherung. Dazu kommen sicher mehrere Tausend Frauen, die stunden- oder tageweise die Haushalte anderer Leute in Schuss halten, schwarz, ohne Vertrag und den Launen ihrer Arbeitgeber ausgeliefert. Wie viele es sind, wagt auch Pilar Santander nicht zu schätzen.

Und dennoch: Trotz des übergroßen Angebots ist die Suche nach geeignetem Hauspersonal oft langwierig. „Es ist nicht leicht, jemanden zu finden, dem man vertrauen kann”, sagt Josef Egger, der Vorsitzender des Vereins Österreichischer Freunde Mallorcas ist und auf seiner Finca in Esporles gleich mehrere Angestellte hat. Vertrauen ist entscheidend, reicht die Arbeit des Personals doch weit in die Privatsphäre des Kommerzialrats hinein. „Wenn ich wegfahre, will ich sicher sein: Die Finca ist in guten Händen.”

Und so werden die meisten Jobs noch immer vergeben, weil der Nachbar von jemandem gehört hat, weil die Tante einen kennt, weil der Kollege jemanden weiß, der schon seit Jahren ganz treue Dienste leistet und sicher gerne für ein paar Stunden in der Woche noch woanders helfen würde. So lief es auch bei Egger, der „sehr begeistert” ist von seinen Filipinos, Südamerikanern und Mallorquinern: „Wir feiern sogar gemeinsam Weihnachten.” Und wenn es nicht Kontakte sind, die Chef und Angestellte zusammenführen, ist das Empfehlungsschreiben unerlässlich. Kaum ein Inserent im Zeitungsstellenmarkt sucht Hauspersonal, der nicht gleich auch ausdrücklich hervorragende Referenzen fordert.

Wo es offenbar so viele Gründe zum Misstrauen gibt, ist Ludmilla San Martíns Angebot verlockend: Ein Jahr Garantie verspricht die gebürtige Österreicherin, die seit elf Jahren in Palma Hauspersonal vermittelt – von der Kinderfrau bis zum Privatkoch. „Wenn ein Kunde ein Problem mit einem von uns vermittelten Angestellten hat, dann bekommt er innerhalb von 24 Stunden Ersatz – das garantieren wir.”

Ungefähr die Hälfte ihrer Kunden habe ein „sehr hohes Niveau” und entsprechende Erwartungen ans Personal. Sogar Butler hat sie in ihrer Kartei. Die anderen 50 Prozent ihrer Kunden seien „ganz normale Leute”, berufstätig, mit Kindern, „Familien, die ohne Hilfe im Haushalt gar nicht existieren könnten”. Ludmillas Dienste sind nicht billig: 348 Euro beträgt die Kommission, die sie für eine Vermittlung vom Arbeitgeber nimmt. Soll die Garantie ein ganzes Jahr währen, wird gar ein komplettes Monatsgehalt der neuen Haushaltshilfe fällig.

Und das können auf Spitzenniveau bis zu 2000 Euro sein: So viel verdient etwa ein Privatkoch, der rund um die Uhr die kulinarischen Bedürfnisse seines Chefs befriedigt. Eine einfache Haushaltshilfe kann von solchen Summen nur träumen. Zwischen sieben und zwölf Euro liegt der Stundenlohn, sagt Ludmilla San Martín. Laut Pilar Santander gibt es aber Ausnahmen: „Der Lohn hängt davon ab, wie dringend die Frauen die Arbeit brauchen. Es gibt auch Kolleginnen, die nur drei Euro verlangen.”

Auch dies ein Grund für das geringe Ansehen ihres Berufes, vermutet Santander. Fincabesitzer Egger dagegen sieht die Hauptverantwortung bei den Arbeitgebern: „Wenn jemand seine Hausangestellte wie eine Putze behandelt, dann bleibt sie auch eine Putze. Wenn sie freundschaftlich aufgenommen wird, dann wird sie nach und nach zu einem richtigen Familienmitglied.”