Es ist alles vorbereitet für die große Party. Die Zahl der Gäste
genau kalkuliert, damit die Wohnung nicht aus allen Nähten platzt.
Essen präpariert, Getränke kalt gestellt. Eigentlich könnte es
losgehen.
Dann geht es los. Der Hund hat auf dem Gassigang Gift gefressen,
spuckt bräunlichen Schaum und muss dringend zum Tierarzt.
Gleichzeitig ruft eine gute Freundin an; deren Oma ist gerade
gestorben, sie ist völlig außer sich, sie braucht Hilfe, um einen
Flug zu buchen.
Mit dem geretteten Hund kommt der Gastgeber kurz vor neun nach
Hause, die Gastgeberin geht, um die Freundin zum Airport zu
bringen. „Ab neun” hatten die beiden die Gäste eingeladen. Also
locker Zeit für eine Dusche. Um Punkt neun klingelt es. Das kann
nur die Frau sein, die etwas vergessen hatte. In der Unterhose
macht der Hausherr auf – und steht vor überpünktlichen
Mallorquinern.
Also startet die Party ungeduscht; um halb elf kommt auch die
Gastgeberin dazu, die letzten Gäste gehen in den frühen
Morgenstunden. Ein voller Erfolg. Aus dieser wahren Geschichte kann
man für die Organisation privater Feste auf Mallorca zweierlei
lernen: Perfekte Vorbereitung ist nötig, um auch im Falle mittlerer
bis großer Katastrophen noch eine halbwegs ordentliche
Veranstaltung hinzubekommen; der Umgang mit Einheimischen und ihren
Feiergewohnheiten ist ein Kapitel für sich.
Man will also ein Fest geben. Die erste Überlegung: Was für ein
Fest soll es denn werden? Ein schickes Dinner, Kaffee und Kuchen,
eine Party mit Tanz, eine Garten-Fete, ein Grillabend oder doch
lieber ein zwangloses Zusammentreffen mit netten Leuten? Wie Sie
sich entscheiden, hängt von persönlichen Vorlieben ab, vor allem
aber von der Arbeit, die Sie sich machen wollen.
Eine Einladung nach Hause ist immer etwas Besonderes. Gerade in
Spanien, wo man sich außerhalb der Familie meist in einem
Restaurant oder einer Kneipe trifft. Insofern solle man
insbesondere dann, wenn Einheimische mit von der Partie sein
sollen, entsprechenden Aufwand betreiben, um niemanden zu
enttäuschen.
Die Zahl der Gäste hängt entscheidend von der Größe des Ortes
ab, an dem Sie feiern wollen. Wie viele Menschen passen an den
Esstisch? Wie viele Leute passen ins Wohnzimmer, wenn alle Möbel an
die Seite geschoben werden? Und sie hängt ab von der Infrastruktur:
Wie viele Tische und Stühle können Sie im Garten aufstellen? Gerne
vergessen wird, dass auch Speisen und Getränke untergebracht werden
müssen. Haben Sie nur einen kleinen Kühlschrank, wird es schnell
eng.
Nach der grundsätzlichen Entscheidung über die Art des Festes
kommt die Detailplanung. Ganz wichtig: Was gibt es zu essen? Für
Studenten-Feten mag es reichen, wenn die Gäste ein paar Salate
mitbringen, eine richtige Einladung erfordert die Phantasie und die
Arbeitskraft des Gastgebers. Oder die Mitarbeit eines
professionellen Dienstleisters - wenn Sie das nötige Kleingeld für
ein Catering-Unternehmen haben, aber auch Kellner oder Küchenhilfen
kann man engagieren.
Die Stunden, die Sie Ihre Feier vorbereiten, sind eigentlich
immer gut investiert. Unbedingt vermeiden sollten Sie jedoch,
während der Feier ständig arbeiten zu müssen. Dann haben am Ende
alle Spaß – nur Sie nicht. Hervorragend geeignet ist also alles,
was vorher gemacht werden kann: Salate, Platten, Desserts. Wer
unbedingt warmes Essen servieren will, sollte auf Suppen und
Eintöpfe setzen, die man vor dem Servieren nur heiß machen
muss.
Wer wirklich „richtig” kochen, also ein mehrgängiges Menü
servieren will, sollte das nur dann tun, wenn er ein geübter Koch
ist. Und auch dann nur, wenn er geübt ist, die Menge der
notwendigen Teller in der fraglichen Zeit zuzubereiten. Es ist
nämlich etwas völlig anderes, für vier Menschen zu kochen, als eine
ganze Gesellschaft zu verwöhnen.
Da wir nun einmal in Spanien sind, könnte man sich nach dem
Vorbild der Einheimischen richten. Zu (fast) jedem gelungenen Essen
für viele gehören Serrano– oder Pata-Negra-Schinken, Manchego-Käse,
Oliven, gerne auch Patés, Chorizo (Paprikawurst vom Festland) oder
Sobrassada (Paprikawurst von Mallorca) als Appetithappen einfach
dazu. Beliebt sind auch Boquerones en Vinagre (Sardellen in Essig)
sowie verschiedene Sorten Muscheln aus der Dose. Der Aufwand hält
sich in engen Grenzen, und luxuriös geht es auch: Je nach Qualität
kostet ein Schinken deutlich über 200 Euro.
Manche Klassiker lassen sich leicht variieren. Die berühmten
Datteln im Speckmantel, zum Beispiel. Tauscht man den Kern der
Dattel mit Mandeln aus, hat man die Luxusversion. Oder man nimmt
statt der Dattel eine Trockenpflaume. Oder statt Trockenobst eine
Auster (dann nennt sich das ganze übrigens Angels on horseback,
reitende Engel). Lässt sich jeweils gut vorbereiten und muss nur
kurz in der Pfanne gebraten werden.
Für die Vorspeise eignen sich neben Suppen und Brühen auch Pasta
ausgezeichnet, da man den wesentlichen Teil, die Sauce, vorher
zubereiten kann. In Anwesenheit der Gäste müssen Sie nur noch die
Nudeln kochen.
Krönung eines jeden Mahls ist der Hauptgang. Stimmt das Timing,
bekommt der Koch für einen schönen Braten oder ein vielleicht sogar
fachgerecht am Tisch tranchiertes Vögelchen großen Applaus. Dabei
hält sich der Aufwand für die Zubereitung im Ofenrohr in Genzen.
Nach den Vorbereitungen muss der Koch eigentlich nicht viel mehr
tun als den richtigen Zeitpunkt abpassen, manch Geflügel will
regelmäßig übergossen werden. Auch eine Lasagne, eine Quiche oder
etwa Pizza erfüllen diese Voraussetzungen, und sind auch für
informelle Partys gut geeignet. Problem: Die meisten dieser Speisen
müssen dann gegessen werden, wenn sie fertig sind.
Das Dessert wiederum ist eine leichte Übung, weil es nur aus dem
Kühlschrank geholt werden muss. Es gibt keinen Grund, für die
Zubereitung während des Essens großen Aufwand zu treiben.
Investieren Sie die Zeit lieber dafür, den Nachtisch schön zu
präsentieren. Erste Regel: große Teller verwenden. Zweite Regel:
farblich kontrastierende Saucen. Dritte Regel: ein
Minze-Sträußchen. Und schon sieht selbst eine ordinäre
Vanille-Eiscreme aus, als käme sie aus der Gourmet-Küche.
Überhaupt die Dekoration. Gut essen kann man jeden Tag. So
richtig schön macht man den Tisch meist nur, wenn Besuch kommt. So
wird aus einem leckeren Essen ein Ereignis. Mindestens ein paar
Kerzen sollten auf dem Tisch stehen; doch bedenken Sie, dass es im
Hochsommer ohnehin schon sehr warm ist. Ohne Blumen ist ein Tisch
auch ziemlich nackt. Für besondere Gelegenheiten sollten es auch
Servietten aus Stoff sein.
Den Hintergrund liefert schöne Musik. Zum Essen passen besonders
gut barocke Konzerte (dafür sind sie schließlich mal komponiert
worden) oder leichter Jazz. Aber vertrauen Sie ruhig auf ihren
Geschmack! Auf jeden Fall sollten Sie die Auswahl vorher treffen,
damit sie nicht während des Essens stundenlang unschlüssig vor dem
Plattenschrank stehen.
Überhaupt die Akustik: Das wichtigste für einen gelungen Abend
sind die Gespäche. Für die in erster Linie Sie als Gastgeber
verantwortlich sind. Plaudern kann man nur, wenn man entpannt ist.
Entspannt ist man nur, wenn alles gut vorbereitet ist. Dann schafft
man es sogar, dem Hund mal kurz das Leben zu retten – und hat
gleich etwas zu erzählen.
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