Leichte Irritation mischt sich in das Gefühl gespannter
Erwartung. Dienstag abend, kurz vor zehn. Wann geht's denn endlich
los? Eigentlich sollte doch um 22 Uhr die Saison-Premiere von Real
Mallorca, das Spiel gegen Hertha BSC Berlin, angepfiffen werden.
Und vorher wollte man die neue Mannschaft präsentieren. Doch weder
macht sich ein Spieler warm, noch hat einer der Akteure ins
Publikum gewunken.
Punkt 22 Uhr heißt es dann Licht aus, Spot an! Zur Überraschung
aller, auch der Kollegen des live übertragenden Regionalsenders
IB3, beginnt jetzt nicht das Spiel, sondern eine aufwendige
Präsentation mit Lasershow & Feuerwerk, Hardrock &
Hymnenklängen. Ein Spieler nach dem anderen läuft im
Scheinwerferlicht auf und wird mit wenigen Worten vorgestellt. Am
meisten Applaus erhalten der Japaner Yoshito Okubo und Kapitän
Alejandro Campano – neben den auf der Insel geborenen Kickern,
versteht sich. Campano, Trainer Héctor Cúper und Präsident Vicenç
Grande versprechen, dass die Mannschaft in der am 28. August
beginnenden Spielzeit hart arbeiten wird. Mit dem Abstiegskampf
will man diesmal nichts zu tun haben.
Bis die Experten zu dem einstimmigen Urteil kommen, dass Real
die Klasse locker halten kann, dürfte noch einige Zeit vergehen und
Feinabstimmung im Team nötig sein, das mit bisher acht Neuzugängen
an den Start geht. Einen Spieler will Trainer Cúper unbedingt noch
haben: einen Torjäger. Warum, das verstand auch der letzte
Real-Fan, nachdem er die erste Viertelstunde gegen Hertha gesehen
hatte ...
In den 15 Anfangsminuten der Partie um den Stadtpokal „Ciutat de
Palma” startete Real Mallorca einen Sturmlauf, hatte sechs
Tormöglichkeiten, darunter einige zwingende. Jedoch: kein Treffer.
Dafür gelang es Hertha, langsam ins Spiel zu finden. Die Berliner
hatten ihre B-Auswahl aufgeboten. Die Auswahlspieler Friedrich,
Kovac, Simunic, Bastürk und Stuhr Ellegaard waren bei ihren
Nationalmannschaften, Fiedler, Fathi, Gilberto und „Zecke”
Neuendorf wegen Verletzungen nicht einsatzbereit. Auch der
angeschlagene Stürmerstar Marcelinho kam nur in den letzten zehn
Minuten ins Spiel.
Nachdem der Mallorca-Sturmlauf beendet war, machte Salihovic in
der 19. Minute das 1:0 für die Gäste, doch nur zwei Minuten später
gelang Okubo der Ausgleich. Dann kam's doch noch ganz dick für
Real: Okoronkwo (36.) und Cairo (38.) sorgten für Herthas
3:1-Führung zur Pause. In der zweiten Hälfte sahen die Fans ein
paar unschöne Zweikampfszenen, aber nur noch einen Treffer. Der
eingewechselte Rafita traf in der 75. Minute zum 2:3-Endstand aus
Sicht der Inselkicker. Die Berliner konnten aus den Händen von
Prinzessin Cristina den großen, schweren Pokal in Empfang
nehmen.
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