Am Sonntag winkten die 12.000 Anhänger von Real Mallorca nach
dem erneut enttäuschenden 1:1 gegen Villarreal im heimischen
Stadion Son Moix mit weißen Taschentüchern. In Spanien heißt das
soviel wie: Man winkt dem Trainer nach, der gehen soll, weint ihm
aber keine Träne nach. Unter den Tuch-Schwenkern war auch Palmas
Oberbürgermeisterin Catalina Cirer, ein großer Fan des Clubs.
Doch was aussah wie die Abschiedsvorstellung von Benito Floro,
war es dann doch nicht. Am Dienstag einigte sich der
Vereinsvorstand, dem Coach noch eine Chance zu geben und sprach ihm
das Vertrauen aus. Es heißt, dass vor allem Club-Präsident Mateo
Alemany hinter Floro steht, während viele Präsidiumskollegen für
seine Ablösung votiert haben.
Die Gerüchte einer unmittelbar bevorstehenden Ablösung hatten
Nahrung erhalten, als bekannt wurde, dass Alemany sich mit Héctor
Cúper getroffen hat. Der Argentinier ist mit Mallorca groß geworden
und hat hier immer noch seinen Hauptwohnsitz, doch auch nach seinem
Scheitern bei Inter Mailand will er nicht wieder in die Niederungen
seiner Anfänge zurück. Alemany sagte denn auch, man habe „nur eine
Partie Paddel gespielt”.
Benito Floro, der kurz vor Saisonbeginn Luis Aragonés ersetzte,
weil der lieber Nationaltrainer werden wollte, darf sich aber nicht
besonders sicher fühlen auf seinem Stuhl. Denn Alemany sagte auf
der Pressekonferenz nach der außerordentlichen Sitzung am Dienstag
auch, „dass die Schimpfkanonade der Fans dazu zwingt, über unsere
Situation nachzudenken”.
Obwohl Mallorca mit dem mageren Pünktchen den letzten
Tabellenplatz verlassen konnte, ist die Lage nach wie vor
besorgniserregend. Mit gerade einmal fünf Punkten droht man den
Anschluss ans Mittelfeld zu verlieren. Eine vorentscheidende
Begegnung für die Zukunft des Clubs – und trotz aller Beteuerungen
des Präsidiums wohl eine entscheidende für die Zukunft des
Übungsleiters – findet an diesem Sonntag in San Sebastián statt.
Gegen Real Sociedad darf man zumindest nicht verlieren, denn die
Basken liegen punktgleich mit Mallorca auf dem 16.
Tabellenrang.
Die schlechte Nachricht ist, das Stürmer Delibasic schon wieder
verletzt ist und wegen der Oberschenkelzerrung wahrscheinlich zwei
Wochen ausfallen wird. Immerhin hat Luis García gegen Villarreal
mit einem wunderschönen Freistoßtor (17. Minute) zur
vorübergehenden Führung gezeigt, dass auch noch andere in die
Maschen treffen. Und die sonst so wackelige Verteidigung hat nur
beim Gegentreffer (21.) geschlafen, als der wechselhafte Riquelme
zu viele Freiheiten genoss und einen Traumpass auf Forlán spielte,
der wiederum Real-Keeper Moyà keine Chance ließ.
Dass Bürgermeisterin Cirer gegen den Trainer wedelte, kam im
Club übrigens nicht gut an. „Wenn sie ein richtiger Fan ist, sorgt
sie dafür, dass die schreckliche Laufbahn aus dem Stadion
verschwindet”, so Vereinspräsident Mateo Alemany.
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