Oje, schon wieder ein Schwein ausgebüchst”, dachte Hannelore
Kapfhammer, als sie am Montag morgen zum Füttern ihrer „Arche Noah”
nach draußen ging. Bis sie merkte, dass das Tier, das da vor dem
Tor ihrer Finca bei Llucmajor herumgrunzte, gar nicht aus der
eigenen Zucht stammte, sondern vom Nachbarhof zugelaufen war.
Die Sau – nennen wir sie der Einfachheit halber Julia – scharrte
mit den Füßen, um Einlass zu fordern. „Und innen standen die
männlichen Schweine mit Schaum vor dem Mund, weil sie zu dem heißen
Weibchen wollten”, so Hannelore Kapfhammer. Ziemlich schnell sei
ihr klar geworden, dass Julia Sehnsucht nach ihrem Romeo hatte. Der
Vier-Zentner-Zuchteber hatte sie schon einmal mit seinen
Liebesdiensten beglückt und offenbar einen nachhaltigen Eindruck
hinterlassen.
Rocky hatte die wuchtige Julia etwa ein halbes Jahr vor der
rührenden Zaunszene im Sturm erobert. Damals war das reinrassige
schwarze Schwein, das Louis Kapfhammer und seine Frau unter anderem
zur Fleischproduktion für ihr Restaurant „S'Olivera” in Llucmajor
angeschafft hatten, seinerseits abgehauen, um die Schweine-Damen
des etwa einen Kilometer entfernten Nachbarhofs aus der Nähe zu
beschnuppern.
Dem mallorquinischen Bauern kam der Besuch des Ebers wie
gerufen: Muss er doch sonst für die Besamung seiner Sauen bezahlen.
Nach Absprache der Besitzer blieb Rocky gleich eine ganze Woche zu
Gast – zur Freude von Julia und ihren Artgenossinnen. Es kam zu
folgenreichen Begegnungen: Gut drei Monate später brachten sie 16
Ferkel zur Welt.
Schwein gehabt: Als Julia am Montag bei den Kapfhammers
anklopfte, dachten die zuerst, sie wolle womöglich Alimente
fordern. Aber nichts da. Was zwischen den beiden Schweinen läuft,
muss Liebe sein – oder zumindest Leidenschaft. Rocky zierte sich
nicht lange. Von neun bis halbdrei ging's rund auf dem Hof. „Mit
hängenden Ohren” trabte Julia anschließend nach Hause zurück.
Louis Kapfhammer ist sich sicher, dass die Romanze zwischen
Julia und Rocky damit noch nicht zu Ende ist: „Die Sau war nicht
das letzte Mal da.” Rocky sei „ein fleißiger Befruchter”. Das sieht
man auch an der Zucht auf dem eigenen Hof. Alle paar Monate wächst
der Tierpark – neben Schweinen gibt es Hunde, Katzen, Hühner,
Enten, Tauben und Papgeien – um ein paar Ferkel. Der ursprüngliche
Bestand von drei schwarzen Schweinen und zwei chinesischen
Hängebauchschweinen ist mittlerweile auf über 40 Tiere
angewachsen.
Zuviele für die Finca: Zehn Schweine landeten diese Woche beim
Schlachter. Andere, unter ihnen Mischlinge der chinesischen und
mallorquinischen Arten, werden mitunter auch als Haustiere
verkauft: „Ein Nachbar geht immer mit seinen zwei Ziegen und zwei
Schweine spazieren”, erzählt Hannelore Kapfhammer. Doch das ist der
Stoff für eine andere Schweinestory.
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