Spanien kommt langsam wieder zur Ruhe. Die verheerendsten
Attentate, die größten Demonstrationen, der überraschendste
Regierungswechsel in der demokratischen Geschichte des Landes – wir
erlebten eine Woche der Superlative. Unsere Gastgeber haben die
Herausforderung mit Bravour bestanden.
Mit der gerne aufgestellten Behauptung, Al-Kaida habe den
Regierungswechsel in Madrid herbeigebombt, wird man dem Land nicht
gerecht. In Notsituationen haben die Menschen eher das Bestreben,
sich an das Bewährte zu klammern. Wenn sie sich jetzt von der
Volkspartei PP abwandten, dann deshalb, weil José María Aznar
gravierende Fehler machte: Er hat das Land gegen den Willen der
Bürger in einen unsinnigen Krieg geführt, und sein Krisenmanagement
im vorliegenden Fall war desaströs, wenn nicht gar kriminell.
Dass die Strafe auf dem Fuß folgte, ist nur gerecht. Aznar hat
diese Wahl verloren, nicht sein Kandidat Rajoy. Die
wirtschaftlichen Erfolge, mit denen der mächtige PP-Chef über Jahre
glänzte, schrumpften in dieser heiklen Phase zur
Bedeutungslosigkeit. Plötzlich galten ganz andere Werte. Das ist
kein Fehler.
Nun also der Sozialist Zapatero – und damit eine Situation, die
man auf den Balearen nur allzu gut kennt: In Madrid regiert eine
andere Kraft als auf den Balearen. Die dabei entstehenden
Reibungskräfte haben den Inseln noch nie gut getan. Die ersten
verbalen Schläge zwischen der Balearen-Regierung (PP) und dem
ehemaligen Ministerpräsidenten und jetzigen Madrid-Abgeordneten
(wenn nicht mehr) Francesc Antich lassen nichts Gutes erhoffen. Es
geht nicht um die Sache – Investitionen in die Infrastruktur etwa
–, sondern ums Parteibuch und ums Gezänk. Eine grauenhafte Art,
Regionalpolitik zu betreiben.
Noch haben wir jedoch Hoffnung, dass Zapatero einen neuen
Politikstil einführen wird – und sich selbst beim Wort nimmt, wenn
er verspricht, Ministerpräsident aller Spanier zu sein. Auch die
mehrheitlich konservativen Balearen würden es ihm danken.
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