Die Bomben, die am Donnerstag in Madrid mindestens 186 Menschen
getötet haben, sind kurz nach halb acht explodiert. Um elf Uhr hat
die erste deutsche Zeitung beim Mallorca Magazin angerufen,
um eine Einschätzung zu bekommen, welche Auswirkungen das Massaker
auf den Spanien-Tourismus haben wird.
Was soll man angesichts der Schreckensbilder dazu sagen? Trotz
aller Trauer und Wut hier ein Versuch der Rationalisierung:
Bei den Warnungen der Terrorbande ETA, auch touristische
Destinationen ins Visier zu nehmen, konnten wir mit Fug und Recht
behaupten, dass Mallorca – relativ – sicher ist, weil die
ETA-Verbrecher von hier kaum flüchten können. Aus diesem Grund ist
1995 ein Mordanschlag auf König Juan Carlos fehlgeschlagen. Die
Terroristen hatten ihn schon im Visier, drückten aber nicht ab,
weil sie nicht wussten, wie sie verschwinden sollten.
Jetzt – diese Zeilen werden geschrieben, während viele Menschen
in Madrid um ihr Leben kämpfen – hört sich das so an, als wolle man
mit dem Morden anderswo Werbung für die sicherere Urlaubsinsel
machen.
Aber die gleichen Fragen und Zweifel gab es auch nach dem 11.
September 2001. Es klingt zynisch und ist doch ein gesunder Reflex
des Menschen: Das Leben geht weiter. Mit etwas Abstand wird sich
vieles klären. Zum Beispiel, ob wirklich ETA der Unheber war, was
bei Redaktionsschluss noch nicht feststand, auch wenn spanische
Regierungsvertreter daran keinen Zweifel ließen. Dieses für die
Bande untypische Massenmorden könnte eine Verzweiflungstat gewesen
sein, weil in den letzten Jahren die Polizei deutliche Erfolge
gegen sie vermelden konnte. Dann gäbe es Grund zur Hoffnung, dass
die Sicherheitskräfte bald ganz aufgeräumt haben.
Das Attentatsmuster entspricht eher Al Kaida. Das würde
bedeuten, dass nicht Spanien besonders gefährdet ist, sondern alle
Orte, an denen viele Menschen sind.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.