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Wie sollte es auch anders sein: Wir neigen dazu, den Weg des geringsten Widerstands zu gehen. Wozu sich selbst durch den Behördendschungel kämpfen, wenn andere bereits einen Pfad durchs Paragraphengestrüppp geschlagen haben? Wozu selbst – womöglich schlechte – Erfahrungen mit einem Handwerker machen, wenn man sich auf eine Empfehlung verlassen kann? Wozu sich die Mühe machen, eine neue Sprache zu lernen, wenn man genügend Unterhaltung in der Muttersprache findet? Wozu sich in Situationen begeben, die ungewiss ausgehen, wenn man es auch „wie immer” haben kann?

Sprachbarrieren, eine gute Portion Bequemlichkeit und der Wunsch, sich „dazugehörig” zu fühlen, erklären den Hang der Deutschen auf Mallorca, immer mehr eigene Vereine zu gründen. Im Ausland ist nicht nur alles ein wenig anders als zu Hause. Man ist auch selbst plötzlich derjenige, der ein wenig anders als die anderen ist. Das schafft Gemeinsamkeiten mit Menschen, die einem unter „normalen Umständen”, also als Einheimischer im eigenen Land, vielleicht nie in den Sinn gekommen wären.

Verständlich, dass gerade ältere Menschen gerne auf die Gemeinschaft Gleicher zurückgreifen. Da sie nicht arbeiten müssen, sind sie auch nicht gezwungen, sich mit „dem wahren Leben” auf Mallorca zu arrangieren. Die gute Infrastruktur (selbst Bankauszüge gibt es in Deutsch) und die vielen deutschsprachigen Vereine machen es ihnen möglich, in ihrer eigenen kleinen Welt zu leben. Schade nur, dass sie oft gar nicht wissen, was ihnen entgeht. So lange Integration in die spanischsprachige Gesellschaft als Zwang und nicht als Bereicherung verstanden wird, wird sich an der sozialen Isolation vieler Deutscher auf Mallorca allerdings kaum etwas ändern.

Um richtig verstanden zu werden: Ich bin nicht gegen die deutschen Vereine auf Mallorca. Sie helfen vielen, ein vergnüglicheres und besseres Leben zu leben. Und sie leisten einen wichtigen Beitrag, um Problemfälle zu lösen. Je mehr dabei an einem Strick ziehen, desto besser. Aber Mallorca ist eben mehr als Sonne, Strand und Stammtisch.