Wir versuchen,das Geld einzunehmen, das die sportliche Leitung
ausgeben kann”, umreißt Toni Polster seinen Aufgabenbereich. Vor
drei Jahren beendete das österreichische Fußball-Idol die Karriere
als Spieler und wechselte die Seiten. Polster, der am 10. März 2004
den 40. Geburtstag feiert, ist jetzt in der Marketing-Abteilung des
Bundesligisten Borussia Mönchengladbach tätig. Mit dem sportlichen
Geschehen hat er nicht viel zu tun.
„Wir machen alles, was mit Bandenwerbung, Trikotwerbung, dem
VIP-Bereich, den Logen zusammenhängt, akquirieren und betreuen
Sponsoren. Bei Borussia tut sich was. Auch hinsichtlich des neuen
Stadions, das im nächsten Jahr kommt. Zurzeit haben wir an die 170
Sponsoren.”
Da die Bundesliga wieder läuft, sind die Eckpfeiler in Sachen
Marketing gesetzt. Das heißt: endlich Zeit für Ferien. Und die
verbringt der Ex-Kicker mit seiner Frau Elisabeth sowie den Kindern
Anton (13) und Lisa-Maria (zehn) im Dorint-Hotel von Camp de Mar.
Relax-Urlaub. Mal in den Fitness-Raum, mal auf den Tennisplatz, mal
mit dem Leihwagen nach Palma. Spielt der Toni auch Golf? „Nein, bis
jetzt habe ich mich erfolgreich dagegen gewehrt.” Auch ohne Golf
genießt Polster die Insel, die er schon von früheren Besuchen
kennt: „Ich liebe Mallorca. Es ist immer wieder wunderschön
hier.”
Anton Polster, oder auch „Toni Doppelpack”, war fast 20 Jahre
seines Lebens Fußballprofi. Er kickte für die Wiener Austria, den
AC Milan, in Spanien beim FC Sevilla, dem CD Logroñes und bei Rayo
Vallecano. Dann wechselte der Stürmer zum 1. FC Köln und weiter
nach Mönchengladbach. Nach Problemen mit Trainer Hans Mayer
absolvierte Polster die letzten Spiele als Aktiver in der Saison
1999/2000 in Salzburg und kehrte ab dem 1. September 2000 als
Marketing-Mann an den Bökelberg zurück.
Der Österreicher kam – inklusive seines Abschiedsspiels gegen
den Iran – auf 95 Länderspiel-Einsätze für sein Land – nur der
Ex-Bremer Andreas Herzog steht mit 100 Spielen in der Rangliste vor
ihm.
Der neue Job macht Polster Spaß. Obwohl auch andere Clubs an
seiner Mitarbeit Interesse hatten, verlängerte er nun in Gladbach
bis Dezember 2004. „Ich habe mir dort etwas aufgebaut, die
Sponsoren lieb gewonnen. Es herrscht ein gutes Arbeitsklima, also
mache ich gerne weiter”, meint Polster, der sich freut, den
Einstieg ins normale Berufsleben ohne größere Probleme geschafft zu
haben. „Es ist schon schwierig. Aber für mich war ja der
entscheidende Grund, von Köln nach Gladbach zu wechseln, dass man
mir dort eine Perspektive geboten hat für die Zeit nach dem
Fußball.”
„Jeder Fußballprofi wünscht sich natürlich, dass er den Übergang
schafft und nicht alles so abrupt zu Ende ist. Ich bin immer wieder
verwundert, dass ich jetzt noch ins Fernsehen eingeladen werde und
Autogrammstunden geben darf, dass mich die Leute erkennen und
ansprechen.” Vermisst er den Fußball? „Nein. Ich habe ja immer
gewusst, dass ich irgendwann aufhören und der Jugend den Weg frei
machen muss. Leistungssport kann man halt nicht ewig ausüben.”
Selbst die Fußballschuhe schnüren, dazu kommt Polster nur noch
selten. Er kickt in den Traditionsmannschaften des 1. FC Köln und
von Borussia Mönchengladbach. „Mein Spielerpass liegt beim SV
Weiden. Letztes Jahr habe ich einmal für die dritte Mannschaft in
der Kreisliga C gespielt. Da war Not am Mann. Sonst würde ich nicht
spielen. Solange genug Spieler da sind, sollten auch die auflaufen,
die zum Training kommen.”
Für den SV Weiden am Rand von Köln, wo der Wahl-Kölner Polster
auch lebt, ist der Ex-Profi aber mehr als ein Aushilfskicker. Seit
sechs Jahren lenkt er die Geschicke des Clubs als Präsident. „Mein
Sohn hat dort gespielt und jemand fragte mich, ob ich das machen
würde. Ich war so verrückt, ja zu sagen ...”, schmunzelt Toni.
Dass er auch einmal bei einem größeren Verein in führender
Funktion tätig sein wird, will er nicht ausschließen. „Für mich ist
nach der aktiven Karriere in erster Linie wichtig gewesen, dass ich
die Zusammenhänge in einem Fußballverein begreife”, meint der
gelernte Industriekaufmann.
„Trainer zu sein, war jedenfalls nie mein Ziel”, fährt der
Wiener fort. Ein Grund: „Ein Trainer muss andauernd umziehen. Ich
habe sowieso ein Nomadenleben hinter mir. Das möchte ich mir nicht
wieder antun.” In Köln geht Polster nun ins elfte Jahr. Er fühlt
sich in der Domstadt heimisch, mag die Leute, und die Leute mögen
ihn.
Doch natürlich bleibt der Ex-Profi auch seinem Heimatland
verbunden. „Ich bin Österreicher und liebe mein Land. Wenn man mir
etwas Interessantes anbieten würde, würde ich auch überlegen, ob
ich zurückgehe. Das ist bis jetzt aber nicht passiert.” Vielleicht
ergibt sich ja etwas im Rahmen der Europameisterschaft 2008, die in
Österreich und der Schweiz ausgetragen wird ...
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