Müll. Das ist das größte Problem, unter dem die Strände
Mallorcas in diesem Jahr leiden. Seit Monaten erhält MM
Beschwerden von Urlaubern und Anwohnern. Max Bienert, Direktor des
Hotels Son Caliu, berichtet, dass man „normalerweise früh morgens
ohne weiteres in Portals zur Insel schwimmen” kann, „momentan ist
aber schon zu dieser Zeit das Wasser so trübe, der Strand voller
Unrat, der Meeresboden sieht nicht viel besser aus, dass dies ohne
Ohrenstöpsel nicht empfehlenswert ist. Das Wasser ist voller
Bakterien, da helfen auch die Analysen nichts”.
Der balearische Tourismusminister Joan Flaquer, seit Ende Juni
im Amt, ist sich der massiven Probleme bewusst. Für das Jahr 2004
verspricht er einen „umfassenden Plan zur Grundreinigung in den
touristischen Zonen” der Insel. Das notwendige Budget soll im
allgemeinen Haushalt der Balearen enthalten sein, so der
Minister.
Während dieser Plan, mit dem nicht nur Wasser und Strände
gesäubert, sondern in Zusammenarbeit mit den dafür eigentlich
zuständigen Gemeinden auch die Straßenreinigung und der Kampf gegen
Lärm verstärkt werden soll, in diesem Sommer nichts mehr retten
kann, wird zumindest in der Bucht von Palma schon verstärkt
gearbeitet, wie der konservative Politiker betont. Vor zwei Wochen
hat er mit den Bürgermeistern der Anrainergemeinden Palma, Calvià
und Llucmajor eine enge Zusammenarbeit vereinbart.
Danach sind laut Flaquer jetzt insgesamt sieben Müllsammelboote
unterwegs, und sie fahren längere Schichten. Unter dem Strich wurde
so die Kapazität in etwa verdoppelt. Der Minister will aus den
Erfahrungen dieses Sommers außerdem Lehren für die Zukunft ziehen.
Dazu sollen die Konzessionäre, die neben der Bewirtschaftung und
Liegenverleih auch für die Sauberkeit zuständig sind, zu besserer
Arbeit angehalten werden.
Das alles nutzt den Badenden, die außerhalb der Bucht von Palma
das Mittelmeer genießen wollen, freilich in diesem Jahr noch
nichts. Dennoch sollten die Urlauber ihren berechtigten Ärger nicht
in erster Linie gegen die vermeintlichen Umweltbanausen auf
Mallorca richten. Für den Müll sind in erster Linie
Mittelmeeranrainerstaaten verantwortlich, die ihre Abfälle zum Teil
oder sogar gesamt einfach ins Wasser kippen, wie Antonio Muñoz von
der balearischen Umweltschutzorganisation GOB erklärt.
Je nach Strömung und Wetterlage wird der eklige Unrat dann
irgendwo angeschwemmt. In diesem Jahr hat Mallorca offensichtlich
besonderes Pech, weil die Müllteppiche wie nach Stundenplan zu
bestimmten Uhrzeiten in bestimmte Buchten schwappen.
Auch Schiffe und Boote tragen gehörig zum Umweltproblem bei.
Übliche Praxis ist es, dass Frachter und Kreuzfahrtschiffe auf
hoher See ihre Fäkalientanks und Müllcontainer leeren.
Kleingehäckselter Müll stammt unter Garantie von einem Schiff. Die
ohnehin laschen Gesetze werden oft ignoriert, die Kontrolle ist
fast unmöglich und Strafen entsprechend unwahrscheinlich. Aber
Flaquer verschließt vor der Tatsache nicht die Augen, dass auch die
hiesigen Anwohner das Meer verschmutzen. Dem will er mit einer
Aufklärungskampagne entgegenwirken.
So abstoßend im Wasser schwimmende Plastikflaschen, Damenbinden
und Getränkedosen sein mögen – der Qualität des Wassers an sich
können sie nur wenig anhaben. Regelmäßig zieht das balearische
Gesundheitsministerium für MM Proben; in den allermeisten
Fällen liegen die Belastungen mit gesundheitsschädlichen Stoffen
weit unter den zulässigen Grenzwerten, die von der Europäischen
Union festgelegt worden sind. Insofern ist der Badespaß
ungetrübt.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.