Als Mateu Alemany, Präsident von Real Mallorca, am Montag die
Zeitschrift „Interviú” aufschlug, stieg in ihm die nackte Wut hoch.
Denn auf einem großformatigen Foto posierten zwölf Spieler der
Erstliga-Mannschaft mit dem gerade gewonnenen spanischen Pokal –
und zwar ohne einen Faden am Leib. Die Vereinsführung habe von dem
Foto nichts gewusst, und den Spielern kündigte er prompt drastische
Geldstrafen an. Die verstehen die Aufregung nicht, halten das Foto,
auf dem im Übrigen nichts Wesentliches zu sehen ist, für einen
unschuldigen Spaß im Überschwang der Siegesfeier.
Egal wie hoch die Geldstrafe wird, die Alemany verhängt, die
wirklichen Probleme des Clubs wird er damit nicht lösen. Denn das
Defizit von schätzungsweise 18 Millionen Euro soll, wie mehrfach
berichtet, durch eine Kapitalerhöhung in Höhe von 24 Millionen Euro
gedeckt werden.
Der bisherige Hauptaktionär, das Medienunternehmen Grupo Z aus
Barcelona (das übrigens auch „Interviú” verlegt), ist nicht mehr
bereit, Geld zuzuschießen. Bis diese Woche galt das Angebot, zehn
Investoren à 2'4 Millionen Euro zu finden, exklusiv für
mallorquinische Unternehmer. Doch bis Redaktionsschluss haben sich
offensichtlich nicht genug wirtschaftskräftige Mallorquiner
gefunden.
Miquel Fluxà, Eigentümer und Vorstandschef der Touristik-Gruppe
Iberostar, sagte im Verlauf der Woche lediglich, dass sich die
Reiseunternehmen auf Mallorca – darunter so bekannte Namen wie
Sol-Meliá (Familie Escarrer), Barceló, Riu und Grupotel –
engagieren würden, wenn auch andere Branchen mitmachten. Diese
unverbindliche Äußerung kostet vermutlich kein Geld, da nur noch
Bartomeu Cursach, dessen Gruppe ein Unterhaltungsimperium auf
Mallorca betreibt, unter gewissen Umständen bereit zu sein scheint,
dafür zu sorgen, dass Real Mallorca mallorquinische Besitzer
erhält.
Angesichts dieser Lage sucht Alemany nun außerhalb Mallorcas
nach potenten Investoren. Der mexikanische Multimillionär Jorge
Vergara hat Kontakte zu Grupo Z bestätigt: „Man hat mir angeboten,
Real Mallorca zu kaufen.” Der Unternehmer, dem bereits Chivas de
Guadalajara (Mexiko) und Saprissa (Costa Rica) gehört, möchte
jedoch lieber Atlético Madrid übernehmen. Am Freitag soll es noch
einmal Verhandlungen mit der Besitzerfamilie Gil geben. Sollten
diese zu nichts führen, wäre Mallorca die Nummer zwei auf seiner
Liste.
Angesichts der unsicheren Finanzlage des Clubs unternimmt die
Vereinsführung absolut nichts, um Verträge zu verlängern oder neue
Spieler zu verpflichten. Trainer Gregorio Manzano, dessen Vertrag
Ende des Monats ausgelaufen war, soll Presseberichten zufolge
bereits am Montag als neuer Coach von Atlético Madrid vorgestellt
werden. Der Fußballlehrer aus Jaén dementiert jedoch.
Das Spielerkarussell dreht sich auch nicht. Allerdings scheint
sich das Interesse des FC Valencia, Star-Stürmer Samuel Eto'o zu
kaufen, in Luft aufgelöst zu haben. Nachdem der Ex-Meister bereits
erklärt hatte, mit Eto'o einig zu sein, hat man jetzt Claudio López
unter Vertrag genommen. Der Torjäger kommt von Lazio; das würde
bedeuten, das Eto'o nicht mehr gebraucht würde. Spielgestalter
Ariel Ibagaza wird nach wie vor mit Atlético Madrid in Verbindung
gebracht, aber Neues gibt es hier nicht zu berichten.
Eines ist jedoch klar: Wenn es Vereinspräsident Alemany nicht
bald gelingt, frisches Kapital in die Vereinskassen zu pumpen,
kommt er um den Verkauf seiner besten Spieler gar nicht herum. Das
dürfte auch der Grund sein, warum sich so wenig tut: Die anderen
Teams warten gespannt darauf, dass Mallorca die finanzielle Luft
ausgeht und die Ablöseforderungen, die zurzeit noch sehr hoch sind,
drastisch nach unten korrigiert.
Dann könnte nicht nur Alemany finanziell ziemlich nackt
dastehen. Auch der neue Trainer hätte nicht viel anzuziehen.
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