Eine neue Regierung bekommt normalerweise 100 Tage Schonfrist,
damit sie sich in Ruhe einarbeiten kann. Auf den Balearen ist das
zumindest für Tourismusminister Joan Flaquer (PP) anders. Kaum eine
Woche im Amt, jagt er von Termin zu Termin: Dienstag Gipfeltreffen
mit der mallorquinischen Wirtschaft, Mittwoch Unterredung von
TUI-Chef Michael Frenzel und Ministerpräsident Jaume Matas,
Donnerstag Vorbereitungstagung des Kongresses des britischen
Reisebüroverbandes, Montag erste Auslandsreise nach Berlin. Und
zwischendurch die drängenden Fragen der Journalisten: Wie soll sie
werden, die Tourismuspolitik?
Flaquer bittet um Geduld, gerade weil er weiß, wie schwer seine
Aufgabe ist und wie sehr die Zeit drängt. Diese Saison ist zwar
nicht mehr viel zu machen (sie läuft ohnehin lange nicht so
schlecht wie befürchtet), aber wenn im November in Deutschland die
Buchungen für den Sommer 2004 beginnen, sollte das PR-Konzept im
Wesentlichen stehen.
Weil die Vorgängerregierung kein Fettnäpfchen ausgelassen hat,
kann der 38-Jährige eigentlich nur eine gute Figur abgeben, zumal
er ein Team von anerkannten Fachleuten um sich geschart hat. Doch
schon einmal wurde ein Minister mit viel Vorschusslorbeeren im Amt
begrüßt. Das war Celestí Alomar, vor nur vier Jahren. Zum Schluss
wollte mit dem Mann kein Touristiker im In– und Ausland mehr
sprechen, so sehr hatte sich der Graben zwischen Politik und
Wirtschaft vertieft.
Eine derartige Funkstille ist bei einem konservativen Politiker
nicht zu befürchten. Doch die PP war schon mal am Ruder. 16 lange
Jahre, bis 1999. Da hat sie nicht viel innovatives zuwege gebracht,
vor allem im Bereich Umwelt– und Landschaftsschutz gab (und gibt)
es Defizite.
Die Ökosteuer abschaffen ist eine gute Idee, weil sie ungerecht
ist (nur Touristen im Hotel müssen zahlen) und für ein schlechtes
Image gesorgt hat. Jetzt müssen den Worten, mindestens genauso viel
für die Umwelt zu tun wie die rot-grüne Koalition, auch Taten
folgen.
Die Stiftung, die zur Finanzierung von Ökoprojekten aufgelegt
werden soll, wird nur so gut sein wie ihre finanzielle Ausstattung.
Da in Madrid Parteifreunde regieren, ist die Chance günstig wie
nie, dass endlich mal Geld von Madrid nach Mallorca fließt, nicht
immer nur umgekehrt. Dann muss der politische Wille, die Umwelt zu
schützen, nur noch umgesetzt werden. Denn ohne eine intakte Umwelt
hat Mallorca im Wettbewerb der Reiseziele keine Chance.
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