Die Viognier-Rebe ist nicht leicht zu kultivieren. Sie stammt
aus dem Rhonetal und wird nur noch in geringen Mengen angebaut. In
Spanien findet man sie vereinzelt im südlichen Aragón und in
Katalonien. Jancis Robinson hat sie einmal wie folgt beschrieben:
„Die Viognier ist das Zusammenspiel der Würze des Gewürztraminers
mit der süßsauren Komponente des Albariño und kann sehr komplexe
Frucht– und Blütenaromen beinhalten. So zum Beispiel kann sie an
Pfirsich oder Aprikose, an hellen Tabak oder exotische Früchte
erinnern, aber auch an Honig oder Schlehe und reife Birnen. Sogar
Veilchen– und Mandelduft ist möglich.”
Die Weißweine aus der Viognier-Rebe erreichen nicht selten 15
Prozent Alkoholgehalt, besitzen ein sattes Goldgelb und
überwältigen mit ihrem Parfum. Ein solches Prachtexemplar mit dem
Namen Énllac stammt aus der Bodega Capafons-Osso im Priorat. Dem
Hauptanteil Viognier wurden 20 Prozent weiße Garnacha beigemengt.
Nach einer Reife von einem halben Jahr im Eichenfass wurden
insgesamt nur 1200 Flaschen abgefüllt. Es handelt sich also um eine
wahrhaftige Rarität.
Der Énllac ist beileibe kein leichtfüßiger Begleiter für einen
sommerlichen Mittagsumtrunk am Pool. Das verbietet schon der
verhältnismäßig hohe Alkoholgehalt. Sollten Sie jedoch das adäquate
Pendant zum würzigen Fischgericht, zum Räucherlachs oder schlicht
zu Kaviar benötigen, ist er sicherlich die beste Wahl.
Weißfleischige Fruchtaromen und Blütenduft füllen die Nase, am
Gaumen gibt er sich wuchtig und voluminös mit einem leichten
Anis-Ton. Etwa 18 Euro sollte Ihnen dieses außergewöhnliche
Geschmackserlebnis wert sein. Die ideale Trinktemperatur für den
Tropfen liegt zwischen acht und zehn Grad Celsius.
Der Autor, Norbert Deingruber, ist Inhaber der Weinhandlung Casa
del Vino in Manacor.
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