Großer Auflauf vor dem deutschen Konsulat in Palma: Am Montag
demonstrierten 80 Mitarbeiter des Hotels Galatzó Mallorquín in
Peguera lautstark für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze.
Weil das Traditionshotel, das 1975 eröffnete, nicht wie erwartet
am 1. März die Saison begann, stehen 150 Angestellte auf der
Straße. Vizekonsul Helge Holleck nahm ein Schreiben des
Betriebsrates an Konsulin Karin Köller entgegen. Darin heißt es,
dass die Aachener und Münchener Lebensversicherungs AG vier
Hypothekendarlehen in Höhe von insgesamt 39.629.261'34 Euro an
Thomas Bock, Ute Dormis und Wolfgang Jocks vergeben habe; die
Immobilien des Hotels seien dafür als Sicherheit gegeben
worden.
Der Betriebsrat drückt seine Verwunderung aus, dass bislang
weder Zinsen noch Tilgung geleistet worden seien. Deswegen habe die
Versicherungsgesellschaft am Landgericht Nummer acht von Palma ein
Vollstreckungsverfahren eingeleitet. Nachdem der auf zehn Jahre
abgeschlossene Pachtvertrag mit der Colstil SL, die unter dem Namen
Stil Hotels arbeitet, vorzeitig nach anderthalb Jahren am 28.
Oktober 2002 zum 28. Februar 2003 aufgelöst worden sei, hätten sich
die Arbeitnehmer beim Arbeitsantrtit am 1. März vor verschlossenen
Türen gefunden. „Wir standen vor der Tatsache, dass keine der
Gesellschaften das Hotel weiterführen will”, also weder Besitzer
noch Kreditgeber.
Auf MM–Anfrage sagt Konrad „Conny”·Jocks, Bruder von Wolfgang
und Sprecher der Aktionäre, dass die Rückzahlung der Hypotheken
„klar vereinbart” sei. Sie erfolge durch die AG, die mit der
Aachener und Münchener insgesamt elf Projekte aus dem Bereich Sport
und Fitness finanziert.
Jocks will lediglich das Projekt „Arbeit und Leben” in Frankfurt
nennen. „Die laufen alle”, so Jocks, „nur das Galatzó” nicht. 40
Millionen Mark habe der Kauf der Immobilie gekostet, 40 Millionen
seien in die Renovierung investiert worden. Zusammen mit zehn
Millionen Mark Betriebsverlust haben sich die Kosten auf zirka 100
Millionen Mark summiert. Die hohen Renovierungskosten verwundern
insofern, als nach einem dem MM vorliegenden Gutachten bei
dem Hotel dringende Renovierungsarbeiten in Höhe von zehn Millionen
Euro vorgenommen werden müssten.
„Kein Investor ist bereit”, erklärt Jocks, „weiteres Geld zu
investieren.” Er sieht den Grund dafür in der Personalstruktur, die
nach seiner Aussage „den Dienstleistungsgedanken nicht erkannt
hat”. Mit dem Ziel, gekündigt zu werden und hohe Abfindungen zu
kassieren, hätten sich Mitarbeiter gegenüber Gästen schändlich
verhalten. Er versichert, dass er gegenwärtig mit zwei spanischen
Hotelgruppen über eine Vermietung des Objekts verhandelt. Denn die
„Arbeitsplätze sollen erhalten werden”.
Die Hälfte der Hypothek sei abbezahlt, den Rest könne man nicht
aufbringen, deswegen sei das Unternehmen jetzt in der Liquidation.
Ziel sei, das Hotel weiterzuführen. Innerhalb von drei Monaten soll
die Zukunft der Herberge unter Dach und Fach sein, 2004 soll der
Betrieb wieder laufen.
Norbert Reiners, der beauftrage Rechtsanwalt mit Sitz in
Marbella und Köln, legt gegenüber MM Wert auf die
Feststellung, dass die Aachener und Münchener einen
Hypothekenkredit an eine Gesellschaft Bürgerlichen Rechts, die aus
den drei genannten Personen bestehe, gegeben habe. Das Geld sei
nicht an die Internacional Balear SA, die Eigentümerin der
Hotelliegenschaften, gegangen, und das Darlehen habe zur
Finanzierung des Hotels gedient, betont er. Da die Hypothek
„mitnichten vertragsgerecht bedient” werde, habe sein Mandant jetzt
im Palma die Vollstreckung beantragt. Das Gericht habe ihn zum
Interimsverwalter bestellt. Als solcher habe er das Recht, aus den
Erträgen die laufenden Kosten zu decken und das, was übrig bleibt,
gegen die Forderungen der Aachener und Münchener zu verrechnen.
Das ist bei einem Hotel, das nicht betrieben wird, freilich
nicht möglich. Zurzeit sei man intensiv dabei, einen Betreiber oder
Käufer für das Objekt zu finden, denn „die Aachener und Münchener
betreibt keine Hotels”. Sollte sich kein Käufer oder Pächter
finden, so Reiners, müsste die Versicherung dann die
Zwangsversteigerung beantragen.
„Wir sind uns über die Lage der Arbeitnehmer bewusst”, sagt der
promovierte Rechtsanwalt, bereits vor zwei Wochen habe man deswegen
ein Gespräch beim balearischen Arbeitsministerium mit Vertretern
der Arbeitnehmer und Gewerkschaften geführt. Dabei habe man
deutlich gemacht, dass man selbst das Hotel nicht führen könne.
Einen Betreiber oder Käufer zu finden, sei in der gegenwärtigen
Lage des Tourismus–Marktes auf Mallorca denkbar schwierig.
Interessenten gibt es immerhin. So ist zu hören, dass ein
Hotelier, der auf Mallorca tätig ist, bereit wäre, das Objekt
entweder zu kaufen oder zu pachten. Ein konkretes Angebot hat er
abgegeben. Das ist mehr als zwei Wochen her, eine Antwort ist das
Versicherungsunternehmen bislang schuldig geblieben. Dabei wird die
Zeit knapp: Wenn das Hotel in den Reisekatalogen für 2004
erscheinen soll, müsste eine Entscheidung noch in diesem Monat
gefällt werden.
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