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Die schwerste Arbeit leisten die „Costaleros”, jene Männer, die den „Paso” durch die Straßen tragen. Das ist ein Gerüst mit einer Skulptur von Christus, der Muttergottes oder eine szenischen Darstellung aus der Passion. Von dem tischartigen Gestell, das oft mehrere Zentner schwer ist, hängt meist eine Brokatdecke bis auf die Erde, so dass sich die Trage von selbst zu bewegen scheint.

Stundenlang plagen sich die Männer. Sie werden fast immer für ihre Arbeit bezahlt, sind also keine Büßer, wie viele andere Teilnehmer an den Prozessionen, die die Karwoche in Palma und anderen Orten Spaniens prägen.

Insgesamt 50 Bruderschaften gibt es auf Mallorzirka 30 alleine in Palma. Die älteste, die „Confraria Cruz de Calatrava” wurde 1615, die jüngste, die „Confraria de la Verge de Carmen” (sie ist die Schutzpatronin der Fischer) im vergangenen Jahr gegründet.

Die Mitgliedschaft in einer Bruderschaft wird meist vom Vater auf den Sohn vererbt, neuerdings auch von der Mutter auf die Tochter. Denn es gibt auch Bruderschaften, die nur aus Frauen bestehen.

Jede Bruderschaft trägt ihre ganz stimmte, an der Farbe erkenntliche Kleidung, hat ein eigenes Banner an einer schweren Standarte, oft eine eigene Musikgruppe, die den Rhythmus des Zuges markiert. Die hohen, spitzen Kapuzen, die viele Teilnehmer tragen, sollen Anonymität garantieren. Buße ist reine Privatsache.

Alle Vorbereitungen kosten Zeit und Geld. So sind die Mitglieder der Confraries meist Geschäftsleute, Mitglieder der alten Familien, Politiker, Anwälte, Ärzte, die teils aus Tradition, teils aus Gläubigkeit, die Prozessionen ausstatten und selbst teilnehmen.

Immer wieder kann es vorkommen, dass man einen im sonstigen Leben coolen Geschäftsmann barfuß bei der Prozession trifft. Wer es ernst mit dem Büßen meint, schleppt eine Eisenkette hinter sich her, manchmal mit einer bis zu 30 Kilo schweren Eisenkugel, oder trägt das „Kreuz Christi”.

Als eine der wichtigsten Prozessionen gilt die „Kreuzabnahme” (Devallement) in Pollença. Hier wird die Christusfigur der Kirche auf dem Kalvarienberg vom Kreuz genommen und auf einer Art Katafalk aufgebahrt. Dann trägt man sie die 365 Stufen des Kalvarienberges hinunter zur Gemeindekirche. Zu dieser Prozession kommen Menschen aus fast allen Teilen der Insel.

Oder Sineu, wo ebenfalls am Karfreitag die „Prozession der Heiligen Grablegung und der Einsamkeit Maria” stattfindet. Diesen Brauch gibt es in dem Landstädtchen seit dem Jahr 1667. An dieser Prozession nehmen mit die ältesten Bruderschaften der Insel teil, von denen manche schon seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts bestehen.

Jeweils zehn Bruderschaften gestalten die Prozessionen, die am Gründonnerstag und am Karfreitag in Muro stattfinden. Am Karfreitag ist auch die „Schwesternschaft der Schwarzen Damen” dabei.

Die Prozessionen vor allem in Palma sind längst zu einer Touristenattraktion geworden.