Lange Wartelisten, Streiks, Klagen über die hoffnungslos
überlastete Notaufnahme und Patientenproteste bis hin zu
Strafanzeigen bestimmen die Berichterstattung der Inselpresse, wenn
es um das Krankenhaus Son Dureta geht. Vieles davon ist wahr,
genauso viel aber aus seinem Kontext gerissen.
Die staatliche Großklinik, das räumen auch kritische Stimmen
ein, gehört aus medizinischer Sicht zum Besten, was das spanische
öffentliche Gesundheitssystem zu bieten hat, und braucht einen
Vergleich mit den Universitätskrankenhäusern im übrigen Europa
nicht zu scheuen.
Vor zwei Jahren wurden in einer unabhängigen Studie 140 direkt
oder indirekt für das spanische Gesundheitsystem tätige Kliniken
untersucht. Son Dureta schnitt dabei als eines der vier besten
Krankenhäuser seiner Klasse ab. Die Sterbequote in der mallorquiner
Klinik liegt gemäß der Erhebung um 19 Prozent unter dem
Durchschnittswert. Komplikationen treten um 2'6 Prozent seltener
auf als bei vergleichbaren Einrichtungen.
„Für mich ist Son Dureta medizinisch gesehen das allerbeste
Krankenhaus auf der Insel. Alle Fachrichtungen sind dort vertreten,
die Ärzte auf allen hierarchischen Ebenen kompetent. Ich würde
jeden meiner Patienten ohne den geringsten Zweifel ins Son Dureta
überweisen”, da ist sich der seit vielen Jahren in Palma
praktizierende Allgemeinmediziner und Chirurg Dr. Dieter Uckermann
sicher. Die Ärzte, so Uckermann, sind beim Staat angestellt und
arbeiten somit ohne kommerziellen Druck. An Material werde nicht
gespart, modernste Schnelldiagnosesysteme stehen zur Verfügung.
Klar sei aber auch, dass Son Dureta ein Massenbetrieb ist. Das
heißt: Apparatemedizin und Bürokratie.
Von der fachlichen Kompetenz seiner Kollegen ist auch der über
Spaniens Grenzen hinaus bekannte Herzchirurg, Oriol Bonnín
Gubianas, überzeugt, der in Son Dureta das neue Herzzentrum
aufbauen wird. Nach über zehnjähriger Arbeit in der Privatklinik
Miramar wechselte der Spezialist diesen August zu dem
Universitätskrankenhaus. „Für mich ist Son Dureta eine der besten
Kliniken Spaniens, und ich bin wahrlich nicht gekommen, um den
Kollegen etwas beizubringen, sondern um mit ihnen
zusammenzuarbeiten”, erklärte der Herzchirurg nach seiner
Einführung.
Am 16. November 1955 wurde Son Dureta offiziell eröffnet.
Bereits damals galt die Klinik als Referenzkrankenhaus für die
Balearen. Seitdem wurde beständig vergrößert und verbessert, wurden
neue Fachrichtungen integriert. Vor erst einem halben Jahr nahm das
Organtransplantationszentrum seinen Betrieb auf.
Son Dureta ist zahlenmäßig ein Krankenhaus der Superlative. Es
ist mit 3400 Beschäftigten, darunter 400 Ärzten, der größte
Arbeitgeber der Balearen. In den 14 Operationssälen werden pro Jahr
20.000 chirurgische Eingriffe vorgenommen. 140.000 Menschen
konsultierten im vergangenen Jahr die Notaufnahme, 500.000 suchten
insgesamt ärztlichen Rat. 900 Betten stehen für die jährlich 32.000
Eiweisungen bereit. Die Patienten werden in Zweiund
Dreibett-Zimmern untergebracht, alle verfügen über Bad, Fernseher
und Telefon. Viele haben Meerblick.
Wenn auf Mallorca das Wort Krankenhaus benutzt wird, ist
üblicherweise Son Dureta gemeint. Keine medizinische Einrichtung
hat einen größeren Bekanntheitsgrad, keine mehr Zulauf. Die hohe
Akzeptanz und das Vertrauen der Bevölkerung schmeichelt der
Einrichtung im gleichen Maße, wie es sie vor ein gewaltiges Problem
stellt. „Jeder, der über Beschwerden klagt, geht in die Notaufnahme
von Son Dureta, dies kann zu Engpässen und Wartezeiten führen”,
räumt Klinikdirektor Luis Carretero ein.
„Die meisten Beschwerden könnten auch vom jeweiligen
Gesundheitszentrum und deren Notdiensten kuriert werden.” Dennoch
werde, so Carretero, niemand abgewiesen. Wartezeiten bei akuten
oder gar lebensbedrohenden Verletzungen und Krankheiten gebe es
keine, weder in der Notaufnahme noch im übrigen Krankenhaus, da ist
sich Carretero sicher. Wartelisten bestünden ausschließlich in
Bereichen, wo keine raschen Eingriffe notwendig seien.
Von der Eröffnung der zweiten Großklinik im Raum Palma vor knapp
einem Jahr erhofft sich Son Dureta mittelfristig eine spürbare
Entlastung, vor allem in der Notaufnahme. „Son Llàtzer hat noch
nicht den Bekanntheitsgrad, aber das wird sich bald ändern”, davon
ist Carretero überzeugt. Bis zum Jahr 2006, so schätzt das
Gesundheitsministerium, wird Son Llàtzer der alten Klinik rund ein
Drittel der Patienten abgenommen haben. akuten oder gar
lebensbedrohenden Verletzungen und Krankheiten gebe es keine, weder
in der Notaufnahme noch im übrigen Krankenhaus, da ist sich
Carretero sicher. Wartelisten bestünden ausschließlich in
Bereichen, wo keine raschen Eingriffe notwendig seien.
Von der Eröffnung der zweiten Großklinik im Raum Palma vor knapp
einem Jahr erhofft sich Son Dureta mittelfristig eine spürbare
Entlastung, vor allem in der Notaufnahme. „Son Llàtzer hat noch
nicht den Bekanntheitsgrad, aber das wird sich bald ändern”, davon
ist Carretero überzeugt. Bis zum Jahr 2006, so schätzt das
Gesundheitsministerium, wird Son Llàtzer der alten Klinik rund ein
Drittel der Patienten abgenommen haben.
Die Bausubstanz von Son Dureta ist marode. Allein in diesem Jahr
wurden 28 Millionen Euro für die dringendsten Renovierungsarbeiten
investiert. Ab dem kommenden Frühjahr soll Son Dureta völlig
umgebaut und modernisiert werden. „Kein Stein wird auf dem anderen
bleiben” so Direktor Carretero.
Bis zum Jahr 2009 soll ein völlig neues Krankenhaus entstehen.
126 Millionen Euro stehen dafür bereit. Die Uniklinik wird
hinsichtlich der Bettenzahl auf 780 abspecken, dafür kommen neue
OPs hinzu. „Die moderne Medizintechnik”, so Carretero, „führt zu
immer kürzeren Krankenhausaufenthalten.” Deshalb wolle man
hauptsächlich den ambulanten Bereich erweitern. Außerdem wird es
nur noch Einzel- und Doppelzimmer geben. 93 Prozent davon mit
Meerblick.
Dem vom balearischen Gesundheitsministerium erwünschten
verstärkten Gebrauch der katalanischen Sprache im Gesundheitswesen
sieht der 38-jährige Son-Dureta-Direktor mit seinem andalusischen
Optimismus gelassen entgegen. „Jeder soll die Möglichkeit haben,
sich in seiner eigenen Sprache auszudrücken.” Für einen Spanier sei
das Mallorquín auch nicht ganz so schwer zu verstehen. Viele im
medizinischen Bereich benötigte Vokabeln ähnelten sich ohnehin
sehr.
Für Patienten, die weder Spanisch noch Katalanisch sprechen,
stehen in Son Dureta vier wortgewandte Sozialarbeiter bereit, die
alle europäischen Sprachen abdecken. Jeder von ihnen spricht
mindestens Deutsch und Englisch.
Gesa Faber arbeitet seit über einem Jahr in der Abteilung
„Atención al Cliente”. 850mal wurden sie und ihre Kollegen in
diesem Jahr allein in der Notaufnahme angefordert. 1800 stationäre
Patienten haben sie darüber hinaus sprachlich betreut. „Erstmal
haben die Patienten Angst, weil sie krank sind. Dann ist ihnen
alles fremd, und sie können sich nicht verständlich machen. Da
kommt mancher schnell in Panik”, weiß Faber aus Erfahrung zu
berichten. „Aber wir finden dann meist die beruhigenden Worte.”
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