TW
0

Sissi, die Kaiserin, war auf Mallorca. Bill Clinton, als er noch Präsident war (und noch einmal danach). Michael Gorbatschow, als er nicht mehr Präsident war. Juan Carlos, Spaniens König und Mallorca-Stammgast, lockte ungezählte gekrönte und ungekrönte Häupter auf die Insel. Dazu kamen die Großen aus Wirtschaft und Gesellschaft, Showbiz und Sport. Sie alle machten Werbung für die Insel. Mallorca beherrschte die Schlagzeilen, die Nachrichten- und Klatschsendungen. Und der Tourismus boomte.

Jetzt kommt wieder ein Großer: Bundespräsident Rau. Die Deutschen auf der Insel werden sich über seinen Besuch freuen, die mallorquinische Tourismusbranche aber erst recht. Sie wird viele Hoffnungen mit dem Besuch verknüpfen.

Denn die touristischen Beziehungen zwischen Deutschland und Mallorca liegen derzeit ähnlich danieder wie die politischen zwischen Deutschland und den USA. In Deutschland hat Mallorca seit Monaten eine schlechte Presse (zu teuer, schlechtes Wetter, unfreundlicher Service) – mit der nahe liegenden Folge, dass der Tourismus nicht mehr boomt: Um 15 Prozent wird der Gäste-Rückgang in diesem Jahr gegenüber 2001 betragen.

Die Mallorquiner, die zu 80 Prozent vom Tourismus leben, merken es am Geldbeutel. Und sie werden es noch stärker spüren – wenn sich mit dem Saisonende lange Schlangen vor den Arbeitsämtern bilden: Stempelgeld, bitte.

Da kommt Rau wie ein Heilsbringer daher. Endlich mal wieder eine gute Nachricht allerersten Ranges von Mallorca! Mallorca wenigstens einen Tag lang positiv auf den Titelseiten und in den Hauptnachrichtensendungen! Wenn der oberste Deutsche kommt, werden alle anderen doch auch (wieder) kommen! Wir hoffen für Mallorca, dass sich der erhoffte Kick beim deutschen Tourismus einstellt. Derweil grübeln wir aber, wer auf die Idee kam, dem Bundespräsidenten den Abstecher nach Mallorca vorzuschlagen.

Wir sind ziemlich sicher, dass es Joachim Bitterlich war, der Anwalt der deutsch-mallorquinischen Verständigung. Wir werden ihn danach fragen, wenn er an diesem Freitag bei der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Pere Serra, siehe Seite 5, die Laudatio auf unseren Verleger hält. Und wir bedanken uns schon jetzt bei ihm – für die Laudatio, vor allem aber für sein Engagement für die Menschen auf Mallorca.