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Anfang und Mitte der 90er war die Frau aus Chicago auf dem Weg zum Weltstar. Sie sang ihre eigenen Lieder zwischen Blues und Soul mit rauchiger, dunkler Männerstimme. Eine Musikzeitschrift soll in dieser Phase einmal über Marla Glen geschrieben haben: „Sie hat eine Stimme, die klingt, als habe sie gerade das gesamte Lager einer Zigarettenfabrik leergepafft”.

Wer das 1993 erschienene Album „This is Marla Glen” hört, muss diesem Vergleich zustimmen. Die CD erhielt in Deutschland Gold, der Song „Believer” wurde durch die „C&A”-Werbung zu ihrem bekanntesten Lied. Weitere CDs folgten, doch dann wurde es still um die Tochter eines Mexikaners und einer Jamaikanerin. Jetzt will sie wieder durchstarten.

In den letzten Tagen konnte man die 42-Jährige auf Mallorca treffen. „Ich mache Urlaub. Zum ersten Mal seit 20 Jahren”, meint sie im MM-Gespräch. Sie besuchte Freunde, begab sich auch auf die Suche nach einem Studio, in dem künftig neue Lieder entstehen sollen. Das aktuelle Album, das Anfang nächsten Jahres auf den Markt kommen soll, nimmt die Sängerin in Heilbronn auf, wo sie inzwischen lebt. Es wird bis zur Tournee im November im Kasten sein, die sie durch Deutschland, Österreich und die Schweiz führt. „Ich brenne, brenne, brenne. Ich habe mein Feuer wieder”, betont Marla Glen, als wolle sie den Gesprächspartner beschwören.

Alles soll jetzt anders werden als in den letzten vier Jahren. Die Glen erzählt, wie sie von aller Welt betrogen worden sei, von Managern, Anwälten, von ihren Musikern. „Ich brauchte einige Zeit, um zu merken, wie man mich beschissen hat, ich versuchte, mein Geld zu finden. Man hat sogar meine Unterschrift gefälscht und 100.000 Mark von meiner Bank abgehoben. Jetzt habe ich ein großartiges Team, und ich kann den Ruhm fühlen. Das konnte ich in der Vergangenheit nicht.”

Für das neue Album arbeitet die Künstlerin auch wieder mit ihrem Partner Michel Crosio zusammen, der schon 1993 bei der ersten CD an ihrer Seite war. Gute Voraussetzungen für ein Comeback. Man kann ruhig tief fallen, wenn es einem gelingt, wieder aufzustehen.

Schon früher galt Marla Glen als exzentrisch. Sie kleidete sich oft mit An-zügen, der tief ins Gesicht gezogene Hut war ihr Markenzeichen. Zwar sagt Marla Glen heute von sich „Ich bin happy”, doch die vergangenen Jahre haben Spuren hinterlassen. Das merkt man zum Beispiel, wenn man die Sängerin auf die einzige Aktion anspricht, mit der sie in dieser Zeit für Schlagzeilen gesorgt hatte.

In einer Luzerner Bahnhofstoilette gab es ein Handgemenge mit der Klofrau und der Polizei, bei der man den Star, der eigentlich für einen Auftritt in die Schweiz gekommen war, rüde abführte. Im Anschluss wurde öffentlich darüber gerätselt, ob Marla eine Frau ist oder eigentlich ein Mann, denn der Ärger fand auf der Herrentoilette statt, und die Ordnungshüter hatten sie zunächst für einen Kerl gehalten. Begonnen hatte der Streit, weil Marla Glen kein Schweizer Geld für die Toilettenbenutzung hatte. „Ich habe eine schwache Blase und musste ganz dringend pinkeln.”

Als die Sängerin von dem Vorfall spricht, gehen ihr fast die Nerven durch. „Ein Polizist sprühte mir Pfefferspray in die Augen. Ein anderer griff mir in die Haare, presste meinen Kopf in die Kloschüssel und sagte ,Das ist deine Toilette, Nigger'. Ich musste ins Hospital und die Schweizer Polizei wollte nicht mal die Kosten übernehmen.”

Marla Glen ist sichtlich erregt. Sie braucht einige Minuten, um wieder ruhig zu werden, empfindet schreiende Ungerechtigkeit, wie schon so oft. Sicher noch einige Male wird sie mit dieser Geschichte konfrontiert werden, wenn das Comeback gelingt. Sie braucht Kraft und will neben dem Marla-Glen-Album noch weitere Projekte umsetzen. So ist zum Beispiel eine CD für die Tierschutzorganisation „Noah” in Planung. „Ich habe vier Jahre verloren. Das Versäumte muss ich jetzt nachholen.”