Der Konflikt um das Für und Wider der Strandaufschüttungen nimmt
kein Ende. Nachdem Ende der vergangenen Woche der oberste
balearische Gerichtshof eine vom balearischen Umweltministerium
beantragte einstweilige Verfügung für eine Unterbrechung der
Strandarbeiten wegen formaler Fehler ablehnte, mischen sich nun
zunehmend Umweltverbände und Wissenschaftler in den Streit ein.
Völlig unbeeindruckt von den ganzen Querelen zeigte sich aber
die Natur. Erneut suchte ein schweres Unwetter die Llevante-Strände
Heim. Mehrere Meter hohe Wellen und Sturmböen verwüsteten am
Dienstag die Cala Llombards (Santanyí), Cala Millor (Son Servera)
und die Playa von Muro. Besonders stark betroffen ist die Cala
Llombards. Die für die Urlaubssaison bereits perfekt hergerichtete
Playa wurde nahezu vom Meer verschluckt. 50 Meter Strand
verschwanden. In der Cala Millor wurde der Sand weitgehend
abgetragen und die darunter befindlichen Felsplatten freigelegt. In
Muro ist der Strand eine einzige mit Posidonia gefüllte Fläche.
Es scheint, als hole sich die Natur den Sand zurück, der dem
Meeresboden vor der Küste von Banyalbufar seit gut zwei Wochen
entnommen wird. 35 Wissenschaftler haben sich indes der Forderung
der Umweltschutzgruppe GOB angeschlossen, die sich entschieden
gegen eine künstliche Regenerierung der Strände ausspricht.
Derartige Maßnahmen hätten fatale Auswirkungen auf das Ökosystem.
Unter anderem würden die Posidoniawiesen auf dem Meeresboden
geschädigt und damit auch die direkt und indirekt davon lebenden
Meerestiere. Sich auf natürliche Weise regenerierende Strände, so
die Wissenschaftler, seien gegenüber Wind und Wellen auch
wesentlich resistenter als künstlich angelegte Playas. Wer einmal
aufschütte, müsse dies bei jedem Sturm aufs Neue tun.
Neben Banyalbufar liebäugelte das spanische Umweltministerium
auch damit, Sand rund um das Gebiet von Migjorn und Cap Salines für
Strandaufschüttungen abzutragen. Dem schob der balearische
Landwirtschaftsminister, Mateu Morro (PSM) vergangenen Freitag
einen Riegel vor, indem er das 12.000 Hektar große Areal zum
Meeresreservat erklärte. Damit ist jeder Eingriff in die dortige
Flora und Fauna untersagt und die Fanggründe der Fischer gesichert.
Aufgrund von Sandabtragungen, so Morro, dürfe nicht die Zukunft der
Fischer aufs Spiel gesetzt werden, die sich um ihre Existenz
berechtigte Sorgen machten.
Auch die Einwohner Mallorcas spalten sich in Sachen
Strandaufschüttung und Sandabtragung in zwei Lager. 150 Personen
brachten am vergangenen Samstag ihren Unmut in Banyalbufar zum
Ausdruck. Auf Transparenten forderten sie Madrid auf, sofort das
aus ihrer Sicht umweltzerstörende Absaugen des Meeresbodens zu
stoppen. Symbolisch wurden 200 Sandsäckchen dem Meer
zurückgegeben.
Laut Angaben der Küstenbehörde gingen in dem Amt bisher über
3000 Eingaben von Bürgern ein. Lediglich zwei davon haben sich
gegen die Strandarbeiten ausgesprochen. Der Rest seien
Unterstützungserklärungen gewesen.
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