Die Sonne macht Mallorca zumindest in der warmen Jahreszeit zu
einem einzigartigen Badeparadies. Stundenlang lässt es sich im
Sommer im Meer oder im heimischen Pool aushalten. Ein Vergnügen für
Wasserratten sondergleichen. Einerseits. Andererseits schaffen
ausgerechnet Sonne und Wärme massive Probleme für die
Wasserqualität im Schwimmbecken. Bei direkter Lichteinstrahlung
heizt sich das kühle Nass leicht auf 33 Grad auf und liegt somit
nur wenig unter der menschlichen Körpertemperatur von 37 Grad. Die
erwärmte Brühe ist der ideale Nährboden für Keime und Bakterien. In
der lauen Suppe gedeihen zudem prächtig mikroskopisch winzige
Algen, ohne Desinfektion ist das karibische Blau schon nach kurzer
Zeit grünlich-braun verfärbt, kippt das Wasser im Schwimmbecken
um.
Sehr zum Ärger der Poolbesitzer: Denn was die wollen, ist klar
wie Kloßbrühe: kristallines Wasser, das sich ohne großen Aufwand
sauberhalten lässt, angenehm zur Haut ist und von den
Reinigungschemikalien her keine gesundheitliche Gefährdung in sich
birgt. In diesem Zusammenhang taucht bei den einen immer wieder
Chlor als Schreckwort auf. „Zu Unrecht”, halten andere dagegen.
Ideal wäre es, der Swimming-Pool wäre an einen sprudelnden
Gebirgsbach oder an eine wallende Grundwasserquelle angeschlossen,
deren Fluten das Becken kontinuierlich durchströmen und für
permanenten Wasseraustausch sorgen. Da das auf Mallorca kaum
möglich ist, muss das Wasser in einem künstlichen Kreislauf ständig
desinfiziert, die Schmutzstoffe und Bakterien herausgefiltert
werden. Der Poolinhalt wird quasi ständig runderneuert.
Auf Mallorca konkurrieren eine Reihe an Verfahren. Nach einer
Umfrage des Mallorca Magazins setzt aber die Mehrheit der Anbieter
auf das sogenannte Salzelektrolyse-Verfahren. Hierbei werden in ein
Schwimmbecken mit Standardgröße (5 mal 10 mal 1'5 Meter) 260 Kilo
Meer– oder Mineraliensalze hineingegeben (also etwa 3'5 Kilo auf
1000 Liter). Das erscheint im ersten Moment viel, stellt aber nur
etwa ein Zehntel jener Salzmenge dar, die im Meer gelöst ist –
immerhin um die 35 Kilo pro 1000 Liter. Schwimmbadtechniker Heinz
Duncker von der Firma Wibro in Cala Ratjada bezeichnet die schwach
salzhaltige Flüssigkeit als „Meerwasser light”, Anbieter Manfred
Hälbig von der Firma Inca Haustechnik in Inca zieht den Vergleich
zu einem herzhaften Mineralwasser: „Das ist so wie Schwimmen in
Vichy Catalán”.
Damit die Salzelektrolyse funktioniert, ist darüber hinaus eine
Eletrodenzelle notwendig, die je nach Hersteller entweder als Sonde
ins Wasser gehängt oder in den Filterkreislauf integriert wird. Die
mit ungefährlicher Niedringspannung gespeiste Titan-Elektrode
spaltet die im Wasser gelösten Salzmoleküle in ihre Bestandteile.
Es entsteht, wie Fachleute sagen, eine unterchlorige Säure, die
Keime abtötet. Während des Desinfektionsvorgangs bilden sich die
elektrisch geladenen Teilchen wieder zurück zu Salzmolekülen, so
das sich parallel zum Wasserkreislauf ein Salzkreislauf bildet, der
das Becken frei von Bakterien hält.
Die Befürworter der Salzelektrolyse sind voll des Lobes: „Das
Verfahren ist sowohl wirtschaftlich als auch gesundheitlich sehr zu
empfehlen, denn das leicht aufgesalzene Wasser geht in Richtung
Sole-Bad und ist sehr hautfreundlich”, sagt der Geschäftsführer der
Firma Sun Pool in Capdepera, Heiner Gottschalk. Das 1992 auf
Mallorca gegründete Unternehmen bezeichnet sich selbst als
Vorreiter in Sachen Salzelektrolyse auf der Insel.
Das Verfahren selbst ist bereits seit den 50er Jahren in
Australien und den südlichen US-Staaten entwickelt sowie nach und
nach verbessert worden. In diesen Ländern mit starker
Sonneneinstrahlung hatte die Schwimmbad-Industrie schon frühzeitig
nach Lösungen für die Probleme im Pool suchen müssen. „Die Technik
ist mittlerweile so ausgereift, dass sie der deutschen
Industrienorm DIN-19643 zur Aufbereitung von Schwimm– und
Badebeckenwasser entspricht, die eine der strengsten in Europa
ist”, so Gottschalk.
Ein Nachteil des Verfahrens sind hohe Anschaffungskosten. Eine
Anlage mit dem dazu empfohlenen Automatikregler für den Säuregehalt
des Wasser (ph-Wert) kosten für einen durchschnittlichen Pool je
nach Anbieter zwischen 2000 bis 4000 Euro. Der Vorteil wiederum
ist, dass im Vergleich zu Alternativverfahren mit Sauerstoff oder
Brom bei der Salzelektrolyse kaum Unterhaltungskosten anfallen.
„Die einmaligen Anschaffungskosten amortisieren sich nach drei
Jahren”, sagt Manfred Hälbig (Inca Haustechnik). Wer sein Wasser
nicht mit Chlorgranulat keimfrei halten wolle, dem stehe mit dem
Salzverfahren eine preiswerte Lösung zur Verfügung. Andere
Alternativen wie etwa mit Sauerstoff oder UV-Lichtbehandlung
rentierten sich eher in den kühleren nordeuropäischen Ländern. „Auf
Mallorca ist das Klima in Sachen Pools sehr aggressiv”, so
Hälbig.
„Die Salzelektrolyse ist eindeutig im Kommen”, hat auch der
gelernte Wassertechniker für Kläranlagen und
Schwimmbad-Installateur der Firma Brück in Alcúdia, Michael Mayer,
beobachtet. Mayer war nach eigenen Worten lange ein ausgesprochener
Chlor-Befürworter. Seit zwei Jahren bekennt er sich aber zur
alternativen Salz-Methode. „Es war eine schwere Geburt, bis sich
alles funktionsfähig entwickelte.” Neben australischen und
deutschen Geräteherstellern gebe es mittlerweile aber auch
spanische Anbieter von zuverlässiger Qualität. Nach Mayers Angaben
versagte die Salzelektrolyse-Technik der älteren Generation bei
allzu hohen Temperaturen. „Ab 28, 29 Grad war für die bisherigen
Anlagen der kritische Punkt erreicht.”
Von seinen Kunden setze mittlerweile jeder zweite auf das Bad im
leicht gesalzenen Wasser. Die anderen bevorzugen nach wie vor das
gängige Chlorverfahren. „Chlor hat einen schlechten Ruf, aber
völlig zu Unrecht”, findet Mayer. Die Leute würden es es nach dem
Motto ,viel hilft viel' kiloweise in den Pool kippen und sich dann
über Hautreizungen wundern. „Wenn man es richtig dosiert, ist es
eine wunderbare Desinfektion.”
Eine Ansicht, die auch Fred Simon von der Firma Unipool in
Campanet vertritt. „Oft wird nicht richtig chloriert, die Leute
machen das Pi mal Daumen und greifen zu Billigprodukten, die nichts
taugen.” Der gelernte Installations– und Heizungsbauer aus Hamburg
verkauft auf Wunsch computergesteuerte Dosierungsanlagen.
Kostenpunkt um die 2200 Euro. „Aber wer Zeit und Lust hat, sein
Poolwasser regelmäßig zu testen, dem erspar ich die Dosieranlage,
wie mir selbst auch.” Zu prüfen seien der ph-Wert und der Anteil
des freien Chlors im Wassser. Ideal ist es, wenn er zwischen 0'2
und 0'4 Milligramm pro Liter liegt. Wichtig sei, den Pool mit einer
Folie abzudecken, wenn man ihn nicht nutze, die Filter zu warten
und den Boden regelmäßig abzusaugen. Denn eingetrager Schmutz
verändert den ph-Wert. Die Kosten für die Chlor– und Pflegeprodukte
beliefen sich im Jahr auf rund 300 Euro.
Die Firma Grupo Mediterraneo in Palmanova wartet mit einem
Verfahren ganz ohne Chlor oder unterchloriger Säure auf: Hier
kommen Kupfer– und Silberelektroden zum Einsatz. Schon die alten
Römer sollen Silber zum Entkeimen von Trinkwasser verwendet haben.
Die elektrischen Molekularteilchen (Ionen) töten Bakterien und
Algen ab, so die Geschäftsführerin Felicitas Schmid. Die Anlage
kostet für einen durchschnittlichen Pool rund 2100 Euro. Die
Unterhaltskosten belaufen sich auf knapp 200 Euro im Jahr. Im
vergangenen Jahrzehnt hat die Firma rund 100 Pools umgerüstet.
„Unser System ist ursprünglich von der Weltraumbehörde NASA
entwickelt worden.”
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