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Ich fühle mit den Verlierern der „Operación Triunfo”. Schließlich begleitete ich die Sendung von Oktober an, war Zeugin des harten Trainings in der Akademie und lauschte jede Woche begeistert den neu einstudierten Songs.

Natürlich fühle ich auch mit der Mallorquinerin Chenoa, obwohl ich keinen Hehl daraus mache, dass sie mir weniger sympathisch als die anderen Bewerber war. Ich bin keine Ausnahme, die Gunst des Publikums wurde ihr nicht zuteil. Da half auch die spätgekommene Unterstützung des Inselrats, im besonderen der Präsidentin Antònia Maria Munar, und des Rathauses von Palma nichts mehr. Alle anderen spanischen Provinzen waren schon längst im „Triunfo-Fieber”, zitterten mit ihren Kanditaten und unterstützten sie. Viele Politiker waren vorne mit dabei.

Mallorca zögerte zu lange. So richtig wollte man sich nicht mit dem Mädchen identifizieren. Schließlich spricht sie kein Mallorquin, ist nicht mal das Kind von Mallorquinern. Die Kehrtwendung erfolgte erst dann, als sich ihre Niederlage schon abzeichnete. Plötzlich sprangen die Politiker auf den Zug auf. Gratis-Telefonleitungen wurden geschaltet, Munar guckte sich im Casino die Live-Übertragung der Sendung an. Aber Chenoa bekam zu wenig Stimmen, Rosa, Bisbal und Bustamante sind nun mal beliebter. Die drei treten nun zur Endausscheidung für die Teilnahme am Grand Prix im Mai an.

Die Niederlage macht Sinn. Die politische Solidarität mit Chenoa hätte auf Mallorca seltsame Früchte getrieben. Wahrscheinlich hätte man vom Kind argentinischer Einwanderer verlangt, beim Grand Prix mallorquinisch zu singen, hätte man versucht, ihr einen Nationalismus abzutrotzen, den sie glücklicherweise nicht aufweist.

Chenoa ist stolz. Sie macht ihren Weg. Keiner der Stars der „Operación Triunfo” braucht die Unterstützung der Politiker. Sie haben es nicht mehr nötig, sich für Wahlfeldzüge benutzen zu lassen. Gut so, die Vereinnahmung von Kunst und Kultur durch die Politik ist immer missglückt.