Wer hätte das gedacht! Wie überall in Europa standen auch die
Menschen auf Mallorca an den ersten Tagen des neuen Jahres vor
Bankschaltern und -automaten Schlange, um sich mit der neuen,
gemeinsamen Währung zu versorgen. Dabei sind die Mallorquiner wie
alle Insulaner traditionell eher mit sich selbst beschäftigt als
mit dem Rest der Welt. Europa-Euphorie gab es in den letzten
Jahrzehnten hierzulande genauso wenig wie Euro-Euphorie in den
letzten Monaten.
Doch dann: Freude über das neue Geld, Europhorie statt
Europhobie. Und viele, vor allem jüngere Mallorquiner pflichteten
unbewusst Bundesfinanzminister Eichel bei, der in der Neujahrsnacht
vor dem Brandenburger Tor erstaunt festgestellt hatte: „Alle werden
sich fragen, wieso haben wir das denn nicht schon früher
gemacht?”
Zu spät aber auch nicht. Die Freude der Menschen in ganz Europa
und auf Mallorca lässt erwarten, dass der Euro genau das erreichen
wird, was seine Väter wollten und was alle Scheine auf der einen
Seite symbolisch zeigen: Er wird Brücken bauen und Tore öffnen.
Die Erfahrungen der ersten Tage, auch die Reaktionen der
Geldmärkte, geben Anlass zu der Hoffnung, dass der Euro nicht nur
die europäische Wirtschaft ankurbeln, sondern auch „Symbol und
Beschleuniger der europäischen Einheit” (Eichel) sein wird. Beides
ist für Mallorca von besonderer Bedeutung.
Denn die Insel ist ja längst ein Schmelztiegel Europas. Hier
treffen sich Finnen und Briten, Österreicher und Franzosen,
Italiener und Deutsche miteinander und mit den gastgebenden
Spaniern. Millionen Europäer machen hier Urlaub, Tausende –
beileibe nicht nur Deutsche – haben sich hier eingekauft.
Und wie die seit Jahrzehnten steigenden Besucher- und
Käuferzahlen beweisen, Europa fühlt sich wohl auf Mallorca. Dieses
Wohlbefinden, die Lust auf Mallorca, wird eher zunehmen, wenn
Scheine und Münzen von Zuhause mitgenommen werden können, wenn
nicht mehr getauscht werden muss.
Mallorca ist Europa im Kleinen. Und Mallorca profitiert von
Europa im Großen. Denn wirtschaftlicher Aufschwung in den
Euro-Ländern und ein stärkeres Zusammenwachsen ihrer Völker wird
sich für die Insel in besonderer Weise (und im Wortsinn)
auszahlen.
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