Im seit Oktober eröffneten Millionen-Poker um Mallorcas schönste
Finca Raixa hat Mallorcas Inselratspräsidentin Maria Antònia Munar
nachgelegt und das Spiel nun für sich entschieden. Gemeinsam mit
dem spanischen Umweltminister und Vorsitzenden der Balearen-PP,
Jaume Matas, kündigte die Politikerin am vergangenen Freitag an,
dem Preisangebot der deutschen Mode-Designerin Jil Sander zu
entsprechen und 8'4 Millionen Euro für das herrschaftliche Anwesen
zu zahlen. Der Inselrat besitzt das Vorkaufsrecht für das
kulturhistorisch bedeutsame Anwesen mit seinen einzigartigen
Gärten. Der Kaufvertrag sollte noch im Wochenverlauf unterzeichnet
werden.
Nach dem erfolgten Kaufangebot von Jil Sander Ende November
hatte der Inselrat bis zum 20. Januar Zeit, preislich
gleichzuziehen und sein Vorkaufsrecht auszuüben. Jil Sander hatte
zur Untermauerung ihrer Kaufabsicht bereits drei Millionen Euro
angezahlt. Aus rechtlichen Gründen kann sie kein höheres Angebot
mehr abgeben. Über das Zunichtewerden ihrer Pläne sei die
Hamburgerin enttäuscht, so Sander-Anwalt Rafael Barber-Llorente.
Sie ist aber Business-Frau genug, um so eine Geschichte
wegzustecken.
Nach Munars und Matas Angaben zahlt das spanische
Umweltministerium den Löwenanteil von sechs Millionen Euro und
verpflichtet sich zudem, für die Renovierung und den Unterhalt des
Anwesens aufzukommen. Der Inselrat steuert 2'4 Millionen Euro zum
Kaufpreis bei und erhält ein Drittel der Besitzansprüche. Wie
wiederholt angekündigt, soll Raixa zum Sitz der spanischen
Nationalpark-Stiftung werden, die dem Umweltministerium unterstellt
ist. Der Inselrat will darüber hinaus das Anwesen zu
repräsentativen Zwecken und Veranstaltungen nutzen.
Die Verwaltung des Anwesen soll über eine gemischte Kommission
unter Vorsitz des Inselrates wahrgenommen werden. Aufgrund des
„guten Geschäftes für die Mallorquiner” werde Raixa weiterhin der
Öffentlichkeit zugänglich bleiben, sagte Munar. Matas sekundierte
in einem Interview: „Jetzt wird Raixa allen Mallorquinern gehören.”
Der Minister wollte der Tatsache, dass der Kaufpreis für das
Landgut vor kurzem noch bei 7'57 Millionen Euro gelegen hatte, nur
wenig Bedeutung beimessen. Wichtig sei, dass das Landgut letztlich
in den Besitz der öffentlichen Hand komme.
Der Vorschlag von Jil Sander an die Inselratspräsidentin,
gemeinsam eine gemeinnützige Raixa-Stiftung zu gründen, hat allem
Anschein nach in den Überlegungen der Politiker keine Rolle
gespielt. „Ich glaube, als wir pünktlich unseren Entwurf übergeben
hatten, war die Entscheidung schon gefallen. Über unseren Entwurf
ist gar nicht mehr diskutiert worden”, sagte Sander-Anwalt
Barber-Llorente. In dem Alternativ-Konzept hatte Sander
vorgeschlagen, Teile des Anwesens später als Erbe in die selbige
Raixa-Stiftung eingehen zu lassen. „Frau Sander wollte vor allem
die Gärten bewahren und pflegen”, so ihr Anwalt.
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