Im Streit um den angeschlagenen Perlenhersteller Majórica in
Manacor geraten die Politiker zunehmend in Zugzwang. Angesichts der
sich dramatisch zuspitzenden Situation der von Entlassung bedrohten
Mitarbeiter des traditionsreichen Vorzeigeunternehmens plant die
sozialistische Abgeordnete Teresa Riera eine Anfrage im Parlament
in Madrid: Spaniens Finanzminister Cristóbal Monotoro (PP) solle
den Kauf von Majórica durch die deutsch-kolumbianische
Investment-Gesellschaft Alpha Equity Group im Jahre 1998 unter die
Lupe nehmen.
Wie schon die Funktionäre der Gewerkschaften UGT und CO mutmaßt
auch die Abgeordnete Riera betrügerische Machenschaften bei der
Firmenübernahme, die zumindest die spanischen Gesetze für
Aktiengesellschaften verletzt haben könnten. Nach Rieras Worten
finanzierte die Alpha-Gruppe den Kauf von Majórica über Kredite der
damaligen Banco den Santander (heute Banco Santander Central
Hispano).
Den Angaben zufolge hinterlegten die Käufer als Bürgschaft für
den Kredit in Höhe von 7'5 Milliarden Pesetas (88'2 Millionen Mark)
die Aktien des Perlenherstellers. Der Schuldendienst wurde Majórica
aufgebürdet. Das Unternehmen erhielt zudem von Alpha einen weiteren
Kredit in Höhe von zwei Milliarden Pesetas zu einem Zinssatz von 15
Prozent. Ein Zinsniveau, das Beamte der Balearen-Regierung bei
Bekanntwerden im November als „barbarisch” bezeichnet hatten.
Die Firmenleitung setzte unterdessen ihre Bemühungen fort, mit
den Arbeitnehmervertretern den Abbau von 188 Stellen zu verhandeln.
Gewerkschaften und Betriebsrat lehnen dies ab, fordern stattdessen
die versprochene Ausweitung des Stammkapitals durch die Aktionäre.
Um ihren Forderungen nach Erhalt der Firma und der Arbeitsplätze
Nachdruck zu geben, planen die Gewerkschaften eine Demonstration in
Palma. In Manacor waren vor knapp zwei Wochen Tausende auf die
Straße gegangen, um sich mit der Majórica-Belegschaft solidarisch
zu zeigen.
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