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Nichts ist ekelhafter als Aufdringlichkeit. Vor allem von Seiten allzu dienstbeflissener Verkäufer. Ich erwarte zurückhaltende Freundlichkeit im Umgang mit den Kunden, so wie es auf Mallorca der Fall ist. Hier wird erstmal abgewartet, wenn ich ein Geschäft betrete.

Nicht wie in Deutschland, wo die Augen der geschulten Verkäufer vor Provisionslust funkeln und ein Schwall von Fachtermini über mich hereinbricht, wenn ich selbst normale Dinge wie Jogging-Schuhe kaufen will: „Neuestes Design”, „Aufpralldämpfung”, „Abrollhilfe” – ist ja gut. Fast schon als übertrieben diensteifrig empfinde ich es, dass die Verkaufsberater dabei nicht mehr von meiner Seite weichen und immer mehr Produkte anschleppen.

Hier ist das Gegenteil der Fall: Als ich das erste Mal in Palma Sportschuhe kaufte, waren die Verkäufer in eine intensive Unterhaltung verstrickt. Für mich interessierte sich niemand. Kurzerhand suchte ich mir selbst, was ich brauchte. Zugegeben: Es war nicht einfach. Ich musste Regale erklimmen, um die Schuhe herunter zu holen. Schließlich war ich dann ewig mit dem Einfädeln der Schnürsenkel beschäftigt.

Völlig unmöglich war es, herauszufinden, worin die Unterschiede zwischen den einzelnen Schuhtypen bestanden. Kein Problem für die Angestellten: „Alle Modelle sind gleich gut”, erklärten sie lächelnd, zurückhaltend und wenig überzeugend.

Wesentlich einfacher stellte ich mir den Kauf eines Heizgeräts für meine Wohnung vor. Derzeit hat hier jedes Kaufhaus diese transportierbaren Apparate im Verkaufssortiment. Außerdem: Heizen muss jeder, Sport machen nur wenige Mallorquiner. Es sollte nicht schwer sein, eine gute Beratung zu bekommen. Aber die Auswahl war groß. Unterschiedliche Wattangaben, Größen, Preise – ich brauchte Hilfe.

Als ich nach Stunden eine Verkäuferin fand, war sie erst nach langem Flehen bereit, mich zu beraten. Mit einem freundlichen und zurückhaltenden: „Alle Modelle sind gleich gut.” Vielleicht ist Umsatzbeteiligung doch nicht immer von Nachteil.