Bei Badeunfällen im stürmischen Meer sind am vergangenen
Wochenende fünf Menschen – allesamt deutsche Bundesbürger – ums
Leben gekommen. Buchstäblich in letzter Sekunde konnten sechs
Menschen, unter ihnen drei kleine Kinder, aus dem Wasser geborgen
werden. Bei der Rettungsaktion bestand zum Teil Lebensgefahr für
die Helfer. Einer der Retter musste mit schweren Kopfverlezungen
ins Krankenhaus gebracht werden, nachdem ihn die Meeresbrandung
gegen die Felsen geschlagen hatte. In einigen Fällen hatten die
Urlauber die rote Flagge an den Stränden missachtet.
Der dramatischste Rettungsfall ereignete sich am vergangenen
Sonntag in Cala Llamp bei Andratx. Ein schwedisches Touristenpaar
hielt sich mit seinen beiden Kindern sowie deren Spielkamerad an
der Badeplattform oberhalb der Felsen auf, um das Schauspiel des
tosendes Meeres zu betrachten. Dabei hielten sich die fünf an einem
Absperrseil fest, um sich von der Brandungsgischt bespritzen zu
lassen. Plötzlich rollte eine mindestens fünf Meter hohe Woge heran
und brach sich über der Gruppe.
Die Mallorquinerin Monica Cifre van As und ihr deutscher Ehemann
Ralf Heron wurden auf der Terrasse eines oberhalb gelegenen
Restaurants zu Augenzeugen des Vorfalls. „Als das Wasser sich
verzog, lag die Mutter im dahinterliegenden Pool, der Vater auf dem
Rücken am Boden – die Kinder waren weg”, erinnert sich Ralf Heron.
Die zurückflutenden Wassermassen hatten die Kinder mit sich ins
Meer gerissen, wo sie hilflos zwischen den Felsen trieben.
Aufregung unter den Restaurant-Gästen, die den Vorfall
beobachtet hatten. Heron und andere Männer sprangen auf, um zu
helfen. Das etwa fünf Jahre alte Mädchen wurde von den Wellen auf
die Felsen geschleudert, wo ein Mann es zu fassen bekam. Auch den
Jungen warfen die Wogen nach einer Weile auf die Felsbrocken. Sein
zehn Jahre alter Freund wurde von den bis zu drei Meter hohen
Wellen mehrfach unter Wasser gezogen, bis ihm Ralf Heron einen
Rettungsring zuwerfen konnte. Damit ließ sich der Junge aus dem
Gefahrenbereich auf das Meer hinaustreiben. Dort wurde er von einem
Polizeiboot geborgen.
Die Kinder kamen mit leichten Abschürfungen davon. Einer der
Retter, der auf den Felsen mitgerissen worden war, erlitt schwere
Kopfverletzungen. Die übrigen Helfer trugen auf den schroffen
Steinen Schnitte an Händen und Füßen davon, Ralf Heron brach sich
eine Zehe.
„Das war eine ganz üble Sache”, sagte der 39-Jährige Tage nach
dem Vorfall. „Viele Menschen unterschätzen die Kraft der Wellen,
stehen bei tosender See viel zu nah am Ufer”, warnte Monica Cifre.
Erst im Januar waren bei einem ähnlichen Fall an der Nordküste
Mallorcas zwei Brüder im Alter von acht und 13 Jahren bei einem
Wanderausflug mit ihrem Vater von einer Welle ins Meer gerissen
worden und dabei ertrunken.
Die tödlichen Badeunfälle betrafen drei Frauen und zwei Männer
im Alter von 55 bis 77 Jahren. Bei Arenal wurde eine 71-jährige
Touristin am Samstag kurz vor dem Ertrinken aus dem Meer gezogen.
Sie erlag den Folgen in einer Klinik. Am stürmischen Sonntag
ertranken an der Playa de Muro und am Strand von Es Trenc zwei
deutsche Urlauber im Alter von 65 und 55 Jahren. Am Montag erlag
eine 76 Jahre alte Touristin den Folgen eines Badeunfalls in Can
Picafort. Am selben Tag wurde eine 77 Jahre alte Urlauberin in
Calamajor von einer Welle so heftig gegen Felsen geschleudert, dass
ihr Genick brach. Die alleinreisende Frau war erst zwei Tage zuvor
auf Mallorca eingetroffen.
Nach Angaben eines deutschen Reiseveranstalters, mit dem vier
der Opfer nach Mallorca gekommen waren, wären um ein Haar drei
weitere Opfer zu beklagen gewesen. Die meisten waren trotz
Badeverbots ins Meer gegangen und hatten gerettet werden müssen.
„Die meisten halten sich für gute Schwimmer”, sagte eine
Betreuerin. Doch gerade im Herbst können sich Wind, Wellen und
Meeresströmungen unerwartet ändern.
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