Mallorca ist traditionelles Agrarland und Insel des Tourismus.
Der Idealfall wäre, beide Wirtschaftszweige zu verbinden. Im
Klartext hieße das, landwirtschaftliche und artesanale Produkte
direkt an Hotels und Tourismusunternehmen zu liefern. Doch eine
Absprache zwischen dem Ministerium für Wirtschaft, Handel und
Industrie, das die Erzeugnisse mit dem Gütesiegel „Producte Balear”
koordiniert, und dem Hotelverband gibt es nicht.
Rund 360 Produkte sind unter dem Begriff „Producte Balear”, der
als Markenzeichen seit 1998 existiert, zusammengefasst: Wein und
Liköre, Wurst und Wurstwaren, Käse, Öl und Essig, Mehl, Salz und
Gewürze, Trockenfrüchte, Marmeladen, Honig, Süßspeisen und Mandeln.
Soweit die Produkte aus dem Nahrungsmittelsektor. Hinzu kommen
kunsthandwerkliche Produkte wie Stickereien, Modeschmuck aus
Menorca, Seifen und Parfüm.
Da gibt es erstens das Gütesiegel samt Herkunftsgarantie
„Denominació d'Origen” (DO), das den Weinen aus Binissalem sowie
aus „Pla i Llevant” im Inselinneren verliehen wird. Das
international anerkannte DO-Siegel trägt zudem der Käse aus Mahón
auf Menorca. Diese Produkte müssen auf den Inseln hergestellt und
verarbeitet werden. Zusätze aus anderen Regionen sind nicht
gestattet.
Zweitens gibt es eine geografische Herkunftsbezeichnung, wie
etwa für die Paprikawurst Sobrassada, wenn sie aus dem Fleisch des
Schwarzen Schweins, das nur auf den Inseln zu Hause ist,
hergestellt wird. Weitere „marcas geográficas” gibt es für die
Ensaimada und den Palo aus Mallorca sowie Gin aus Menorca. Diese
Produkte müssen nach traditionellen Regeln, die strikt festgelegt
sind, also nach authentischen Rezepten, hergestellt werden.
Die dritte Bezeichnung „Producte Balear” – (die es auch für die
DO– oder marca-geográfica-Waren gibt) – bezeichnet Erzeugnisse, die
auf den Inseln produziert, hergestellt oder verarbeitet werden.
Dazu können Kiwis, die hier auf Plantagen gut gedeihen, ebenso
gehören wie Konserven aus Straußenfleisch, Sobrassada und andere
Würste aus importiertem Schweinefleisch, eingelegte Oliven oder
Meeresfenchel, oder frischer Fisch und Meeresfrüchte.
„Ein gemeinsames Marketing lässt noch zu wünschen übrig”, sagt
Miquel Gual, der im Auftrag des Ministeriums die einzelnen
Hersteller unter einen Hut zu bringen versucht. „Die Firmen fühlen
sich (noch) nicht als Gemeinschaft, sondern kochen lieber ihr
eigenes Süppchen. Deshalb wird auch kaum gemeinsam exportiert.”
Miquel Gual sieht außer Inselmentalität noch eine weitere
Schwierigkeit: „Mallorca und die anderen Inseln haben natürliche
Grenzen. Die Produktion kann nicht beliebig gesteigert werden.
Deshalb können wir bei vielen Produkten keine kontinuierliche
Lieferung garantieren. Die letzte Ernte des Olivenöls aus Sóller
ist schlicht ausverkauft. Nun muss man abwarten, was die neue Ernte
bringt. Ähnliche Bedingungen haben die Winzer. Auch hier ist die
jährliche Produktionsmenge begrenzt.”
Dennoch – seit dem Zusammenschluss der Produzenten hat sich, so
Miquel Gual, der Umsatz mancher Produkte wie etwa Sobrasada um gut
hundert Prozent verdoppelt. Was Miquel Gual sowohl auf die
Investitionen in Image– und Qualitätsverbesserung als auch auf die
angemessenere Präsentation der Produkte zurückführt. Weitere
Steigerungsraten werden in einigen Produktionsbereichen erwartet.
Geplant sind auch gemeinschaftliche Verkaufskampagnen auf Messen
und Ausstellungen.
Im Rahmen eines Entwicklungsplans der Europäischen Union will
man in interregionale Programme einsteigen, gemeinsam mit
Produzenten aus Sizilien, Kreta oder einer portugiesischen Region:
„Dies ist bislang nur ins Auge gefasst”, sagt Miquel Gual. „Wir
gehen davon aus, dass wir uns mit Regionen aus zwei anderen
EU–Ländern zusammen schließen, die ähnliche Bedingungen wie die
Balearen aufweisen.”
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