Noch kennt Frank Bauchrowitz jedes Gesicht in seiner Schule: 63
Kinder, drei Vollzeitlehrer und sieben Fachlehrer, die stundenweise
unterrichten, wird der Leiter der „Academia Alemana Ca'n Hasso” an
diesem Freitag bei der Schulanfangsfeier in Magaluf begrüßen. Vor
vier Jahren nahm die deutsche Schule auf Mallorca mit zehn Schülern
den Betrieb auf. Seither sind die Klassen ständig gewachsen. In
diesem Schuljahr sind die Unterrichtsgruppen laut Bauchrowitz
„quasi voll”.
Obwohl die „Academia Alemana” kaum selbst dem Grundschulalter
entwachsen ist, hat sie schon etliche Schüler kommen und gehen
sehen. In diesem Schuljahr sind 25 Neue angemeldet. Manche von
ihnen werden vielleicht nicht einmal bis zum Zeugnis bleiben: „Es
gibt eine große Fluktuation in der Schule. Im vergangenen Jahr sind
20 Kinder ausgeschieden, weil ihre Eltern nach Deutschland
zurückgekehrt sind.”
Sich als deutsche Eltern gegen die deutsche und für eine
öffentliche spanische oder anderssprachige Privatschule zu
entscheiden, hält Bauchrowitz in vielen Fällen für „leichtsinnig”:
„Schüler, die dann aus dem Ausland nach Deutschland zurückkehren,
stehen vor einem Scherbenhaufen.” Denn in innerdeutschen Schulen
seien die Deutschkenntnisse entscheidend für die Einstufung des
Kindes. Auch an der deutschen Schule in Magaluf müssen die Schüler
ab Klasse drei fließend Deutsch lesen und schreiben können.
Das Leistungsniveau seiner Schule hält der Diplomkaufmann, der
die Schule mit seiner Frau Britta, einer Lehrerin, gegründet hat,
für „höher als an den spanischen und englischen Schulen” auf
Mallorca. Die „Academia Alemana” richtet sich nach den
schleswig-holsteinischen Lehrplänen. „Ein Wechsel von unserer an
eine innerdeutsche Schule ist kein Problem.”
Einwandfreie Deutschkenntnisse lassen sich seiner Einschätzung
nach nur erwerben, wenn der Großteil des Unterrichts in dieser
Sprache erfolgt. Die Alternative sei täglich mindestens eine
Deutsch-Stunde außerhalb der normalen Schule, auch an den
Wochenenden: „Erklären Sie das mal einem 13-Jährigen. Damit sind
Schüler schnell überfordert.”
Ein Drittel aller Schüler an spanischen Schulen verließen die
Schule ohne Abschluss, argumentiert Bauchrowitz weiter gegen die
öffentlichen Bildungsstätten. Andererseits kann er bislang nicht
garantieren, dass die Schüler seiner Schule dort einmal einen
ordentlichen Abschluss werden machen können. Seit diesem Schuljahr
wird bis zur siebten Klasse (mit zwei Schülern) unterrichtet, wobei
der Unterricht ab dieser Klasse auf die Mittlere Reife oder das
Abitur abzielt.
Zum Abschluss, so der Schulleiter, müssten Prüfer von außerhalb
in die Schule kommen, oder die Schüler müssten zum Examen nach
Deutschland oder in die deutsche Schule nach Barcelona reisen. Die
Anerkennung der „Academia Alemana Ca'n Hasso” könne nur dann
erfolgen, wenn die Schule alle Klassen anbietet. Voraussetzung sei
die Einhaltung eines deutschen Lehrplans und die Beschäftigung
qualifizierter Lehrer.
Für dieses Schuljahr habe man „vernünftige Lehrer” gefunden, so
Bauchrowitz. Zumindest die Lehrer der Hauptfächer hätten einen
ähnlichen Ausbildungsstand wie Lehrer an innerdeutschen Schulen.
„Für Fächer wie Kunst oder Sport nehmen wir uns die Freiheit, auch
Menschen aus dem Fach, zum Beispiel Künstler, zu beschäftigen.”
Der Unterricht findet derzeit in drei Gruppen statt: Vorschule
sowie die Klassen eins und zwei sitzen gemeinsam in einem Raum. In
einem zweiten werden die Klassen drei und vier unterrichtet. In
einem dritten büffeln die Klassen fünf, sechs und sieben gemeinsam,
wobei die Schüler der einzelnen Klassen jeweils differenzierten
Stoff vermittelt bekommen. Aus pädagogischer Sicht, versichert
Bauchrowitz, sei das kein Handicap.
Ab der ersten Klasse lernen die Schüler Spanisch (vier
Wochenstunden) und Englisch (zwei bis vier Stunden). Schüler, die
fortgeschrittene Spanischkenntnisse haben, können ab Klasse fünf
außerdem Katalanisch lernen.
Mit dem Alter der Schüler steigt auch das Schulgeld in der
deutschen Privatschule: Eltern von Schülern der Klassen eins bis
vier zahlen pro Schuljahr 600.000 Pesetas (ca. 7000 Mark) in zehn
Raten, die Klasse sieben kostet 750.000 Pesetas, weil laut
Bauchrowitz durch zusätzliche Fächer wie Physik und Chemie auch
zusätzliche Kosten entstehen. Für eine Unterstützung der Schule aus
Deutschland gebe es derzeit „keine Anzeichen”.
Mittlerweile könne sich die Schule aus den Schulgeldern
finanzieren, so Bauchrowitz. Einziger Sponsor ist nach wie vor
Mietwagen-Unternehmer Hasso Schützendorf, nach dem die Schule
benannt ist. Für dieses Schuljahr habe er fünf Stipendien vergeben.
Ein Denkmal in Form der Namensgebung für die Schule habe
Schützendorf sich verdient: „Ohne ihn wäre die Schule nie so weit
gekommen.”
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