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Jaume ist aus Madrid angereist, wo er als Rezeptionist in einem Hotel arbeitet. Pedro hat den weiten Flug aus New York nicht gescheut. Encarna nutzte die Gelegenheit, Eltern und Freunden ihre neue Familie vorzustellen, mit der sie seit einem Jahr in Venezuela lebt.

Sie kommen Jahr für Jahr aus allen Ecken der Welt, sei es auch nur für einen Tag oder zwei, gleichgültig, wie weit oder beschwerlich die Anreise ist. Und sie kommen aus allen Teilen der Insel. Der Grund ist immer der gleiche: Es ist Fiesta im Dorf.

Selbst Tim, der als Engländer nur ein paar Jahre seiner Kindheit hier verbrachte, reist brav Jahr für Jahr wieder an, obwohl er längst die ersten grauen Haare hat. Sie reden, lachen, diskutieren, essen, trinken, schwofen gemeinsam. Drei, vier Nächte lang. Sie erinnern sich an alte Zeiten und finden es höchst verwunderlich, dass ihre Kinder zur „Nit de Rock” bis fünf Uhr morgens auf dem Dorfplatz rumhängen. Dass sie das selbst einst hinter dem Rücken der Eltern taten, haben sie vergessen. Sie schlafen in ihrem alten Kinderzimmer, im Gästeraum oder auf Luftmatratzen.

Sie haben oft nur mehr wenig gemein; ihre Lebenswege gingen zu weit auseinander, die Ziele und die Aufgaben des Alltags sind längst völlig unterschiedlich. Doch sie treffen gerne auf die alten Freunde, auch auf jene, die im Dorf oder dessen unmittelbarer Umgebung geblieben sind. Und sie schwatzen mit den Alten, die das Dorf kaum je verlassen haben. Mit Tomeu, der inzwischen Tag für Tag in der Bar sitzt und Truc spielt, mit Aina, die immer noch die besten Cocas macht, oder mit Jordi, der sich daran erinnert, dass er das erste Telefon im Dorf hatte.

Keiner fragt, wie lange das her ist, keiner spricht über Zeit. Sie erfahren, dass der alte Miquel gestorben ist und nehmen seine Tochter ganz fest in den Arm.

Bei der Abfahrt sind sie todmüde, fragen sich, warum sie das alles auf sich nehmen und wissen genau: Im nächsten Jahr komme ich wieder. Gleichgültig, woher und wie. Aus einem einzigen Grund: weil sie hier zu Hause sind.