Den Anstoß gab das Schauermärchen über einen deutschen Piloten,
der als Geist das alte Kastell auf Cabrera behausen soll, weil er
im Grab auf dem Friedhof nebenan keine Ruhe finden kann. Das
Schicksal des deutschen Soldaten, der im Zweiten Weltkrieg bei der
kleinen Felseninsel ins Meer abstürzte, fesselte von Anbeginn. Doch
wo anfangen, nachzufragen, zumal das Grab längst nicht mehr auf dem
Gottesacker existiert? Die Zeit – mehr als ein halbes Jahrhundert –
hatte den Namen ausgelöscht und die wenigen Fakten zur
Gespenstermär verfälscht.
Wer eine Suche beginnt, weiß nicht, was er finden wird. Wenn man
dann nach Wochen unerwartet jenem Menschen plötzlich von Angesicht
zu Angesicht gegenübersteht, selbst wenn es sich nur um ein
vergilbtes Foto handelt, ist das ein bewegender Moment.
Das kurze Leben des Johannes Böckler ist nur eines jener 55
Millionen, die im Zweiten Weltkrieg vorzeitig beendet wurden. Die
Biographie des Bordfunkers ist lediglich ein Einzelschicksal, das
zufällig mit Mallorca verknüpft worden war und Schritt für Schritt
aufgehellt werden konnte. Es gibt in Europa (ganz abgesehen von
Asien, Amerika und Afrika) kaum eine Familie, in denen der Krieg
und der Nazi-Terror gegen die Menschlichkeit nicht blutige Spuren
hinterlassen haben, Völker entwurzelten, die Hoffnungen und Träume
von jungen Menschen zunichte machten. Bei den Davongekommenen
hinterließ das Grauen dermaßen tiefe Wunden und Traumata, dass die
Überlebenden bis an ihr Lebensende in Sprachlosigkeit verharrten,
wenn das Thema auf die Kriegserlebnisse kam.
Deutschland und Westeuropa haben seit 56 Jahren keine Kriege
mehr erlebt, und mancher denkt, „was gehen mich die ollen Kamellen
von einst an”. Doch das Grauen des Krieges zerreißt auch heute noch
Liebenden die Herzen, egal wie sinnig oder blödsinnig die Argumente
der kriegführenden Seiten sind. Erst vor kurzem wurde bei
Auseinandersetzungen im Nahen Osten ein Säugling getötet, das
einzige Kind einer Frau, die sich in jahrelanger Ehe nichts anderes
als Mutterschaft gewünscht hatte. Das Leid, der Schmerz der
Menschen bleibt ewiglich und ist in Worten nicht auszudrücken.
Der Zweite Weltkrieg ist nun schon lange vorbei. Aber das Morden
und Sterben ist irgendwo in der Welt immer weitergegangen.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.