Dass es erneut zu ähnlichen Szenen wie am vergangenen Wochenende
kommen könnte, als wegen eines Busfahrerstreiks rund eine halbe
Million Menschen auf den drei Airports der Baleareninseln teilweise
erhebliche Wartezeiten in Kauf nehmen mussten, schloss Ortíz
weitgehend aus: „Das wird nicht nötig sein”, sagte der
Gewerkschaftssprecher. Selbst wenn es erneut zum Streik kommen
sollte, würden vorrangig die Ausflugsbusse tangiert sein.
Die Ankündigung, dass die Flughafentransfers nicht mehr als
Druckmittel verwendet werden sollen, habe die Urlauber und die
Reisebranche etwas beruhigt, sagte Juan Carlos Alía, Pressesprecher
von TUI-Spanien. Presseberichte vom Donnerstag der mallorquinischen
Tageszeitungen „El Mundo” und „Diario de Mallorca”, denen zu Folge
die Mallorca-Buchungen in Deutschland und England seit dem Streik
stark zurückgegangen seien, konnte er nicht bestätigen. „Die
Reservierungen laufen bei uns normal”, sagte Alía. Die Auswirkungen
auf längere Sicht könne man nur abwarten. Immerhin beklagte auch er
sich darüber, dass „das Image der Balearen in Europa, ja weltweit,
Schaden genommen hat”.
Über die Kosten, die den Reiseveranstaltern durch
Regressansprüche der Urlauber noch entstehen werden, konnte weder
er noch sein Kollege Steffen Milchsack, Pressesprecher der Thomas
Cook AG (unter anderem Neckermann Reisen, Terramar und Kreutzer
Touristik), in der Unternehmenszentrale in Oberursel etwas sagen.
Klar ist, dass die Touristen, die länger als vier Stunden warten
mussten, Forderungen nach einer Reisepreisminderung geltend machen
können. Bei einer Reise für 2000 Mark entspricht das laut
Verbraucherschutzorganisationen bei einer zwölfstündigen Wartezeit
etwa 57 Mark. Das Angebot, den Mallorca-Urlaub kostenlos auf einen
späteren Zeitpunkt oder zu einer anderen Destination umbuchen zu
können, habe kaum ein Kunde wahrgenommen.
Noch zu klären ist, wer die Kosten für den Transport der
Urlauber mit Bussen und Mietwagen bezahlen muss, die die
Reiseveranstalter am Streikwochenende organisiert hatten. Laut
Harald Oberkirch, Chefreiseleiter von Neckermann auf den Balearen,
sind dafür allein seinem Unternehmen umgerechnet Kosten über eine
Million Mark entstanden, die wohl die dafür unter Vertrag
genommenen Busunternehmer zu tragen hätten. Fünf weitere große
Reiseranstalter hatten ähnliche Kosten, dazu kommen die der über
170 kleineren Agenturen. Zusätzliche Ausgaben sind den
Veranstaltern durch die Verpflegung von Tausenden von Menschen in
den Flughäfen der Inseln entstanden. Regressansprüche wollen auch
die Mietwagenfirmen stellen, deren Wagen durch die streikenden
Busfahrer beschädigt wurden: Der Verband der Autovermieter spricht
von 800 Fahrzeugen.
Druck auf die beiden Streitparteien hatten nach dem Streik
sowohl die Marider als auch die Balearenregierung ausgeübt. Aus
Mexiko meldete sich am Montag der spanische Ministerpräsident José
María Aznar zu Wort: „Mich beunruhigen die Konsequenzen für das
Image Spaniens in einem so wichtigen Bereich wie dem Tourismus, und
ich glaube, dass die Mehrheit der Bürger in diesem Land diese
Besorgnis teilt.”
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