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VON
GABRIELE KÜSTER
Im Konflikt zwischen den Busfahrern und Transportunternehmen auf Mallorca zeichnet sich eine Einigung ab. „Wir rechnen damit, dass wir die Verhandlungen in den nächsten ein, zwei Tagen abschließen können”, sagte Carlos Sedano, Sprecher der Arbeitgeber am Donnerstag gegenüber MM. Auch Juan Ortíz, Generalsekretär der Abteilung Transport der Gewerkschaft CCOO zeigte sich sehr zuversichtlich, ohne neue Streiks zum Ziel zu kommen: „Wir nähern uns an.” Derzeit sei man dabei, detaillierte Verträge auszuarbeiten, „damit wir in den kommenden drei Jahren Ruhe haben”. Neben einer Lohnerhöhung geht es vor allem um die Regelungen von Überstunden und Arbeitszeiten.

Dass es erneut zu ähnlichen Szenen wie am vergangenen Wochenende kommen könnte, als wegen eines Busfahrerstreiks rund eine halbe Million Menschen auf den drei Airports der Baleareninseln teilweise erhebliche Wartezeiten in Kauf nehmen mussten, schloss Ortíz weitgehend aus: „Das wird nicht nötig sein”, sagte der Gewerkschaftssprecher. Selbst wenn es erneut zum Streik kommen sollte, würden vorrangig die Ausflugsbusse tangiert sein.

Die Ankündigung, dass die Flughafentransfers nicht mehr als Druckmittel verwendet werden sollen, habe die Urlauber und die Reisebranche etwas beruhigt, sagte Juan Carlos Alía, Pressesprecher von TUI-Spanien. Presseberichte vom Donnerstag der mallorquinischen Tageszeitungen „El Mundo” und „Diario de Mallorca”, denen zu Folge die Mallorca-Buchungen in Deutschland und England seit dem Streik stark zurückgegangen seien, konnte er nicht bestätigen. „Die Reservierungen laufen bei uns normal”, sagte Alía. Die Auswirkungen auf längere Sicht könne man nur abwarten. Immerhin beklagte auch er sich darüber, dass „das Image der Balearen in Europa, ja weltweit, Schaden genommen hat”.

Über die Kosten, die den Reiseveranstaltern durch Regressansprüche der Urlauber noch entstehen werden, konnte weder er noch sein Kollege Steffen Milchsack, Pressesprecher der Thomas Cook AG (unter anderem Neckermann Reisen, Terramar und Kreutzer Touristik), in der Unternehmenszentrale in Oberursel etwas sagen. Klar ist, dass die Touristen, die länger als vier Stunden warten mussten, Forderungen nach einer Reisepreisminderung geltend machen können. Bei einer Reise für 2000 Mark entspricht das laut Verbraucherschutzorganisationen bei einer zwölfstündigen Wartezeit etwa 57 Mark. Das Angebot, den Mallorca-Urlaub kostenlos auf einen späteren Zeitpunkt oder zu einer anderen Destination umbuchen zu können, habe kaum ein Kunde wahrgenommen.

Noch zu klären ist, wer die Kosten für den Transport der Urlauber mit Bussen und Mietwagen bezahlen muss, die die Reiseveranstalter am Streikwochenende organisiert hatten. Laut Harald Oberkirch, Chefreiseleiter von Neckermann auf den Balearen, sind dafür allein seinem Unternehmen umgerechnet Kosten über eine Million Mark entstanden, die wohl die dafür unter Vertrag genommenen Busunternehmer zu tragen hätten. Fünf weitere große Reiseranstalter hatten ähnliche Kosten, dazu kommen die der über 170 kleineren Agenturen. Zusätzliche Ausgaben sind den Veranstaltern durch die Verpflegung von Tausenden von Menschen in den Flughäfen der Inseln entstanden. Regressansprüche wollen auch die Mietwagenfirmen stellen, deren Wagen durch die streikenden Busfahrer beschädigt wurden: Der Verband der Autovermieter spricht von 800 Fahrzeugen.

Druck auf die beiden Streitparteien hatten nach dem Streik sowohl die Marider als auch die Balearenregierung ausgeübt. Aus Mexiko meldete sich am Montag der spanische Ministerpräsident José María Aznar zu Wort: „Mich beunruhigen die Konsequenzen für das Image Spaniens in einem so wichtigen Bereich wie dem Tourismus, und ich glaube, dass die Mehrheit der Bürger in diesem Land diese Besorgnis teilt.”