Er kokettiert mit seiner Bescheidenheit, seiner Zurückhaltung,
und dennoch ist es ganz ernst gemeint. Eugen Prokop stellt die
Musik und die Interpreten, die zum Internationalen Musikfestival
von Pollença kommen, in den Vordergrund, nicht die eigene Person.
Gerne spricht er auch über die spanische Königin Sofía, die die
Schirmherrschaft des Festivals inne hat und zu den regelmäßigen
Besuchern zählt: „Sie ist einfach eine bezaubernde Frau”, sagt
Prokop.
Trotz königlicher Schirmherrschaft: Ein Festival kostet Geld.
Das von Pollença hat in diesem Jahr einen Kostenvoranschlag von 79
Millionen Pesetas (930.000 Mark). Die werden von der Gemeinde, dem
Inselrat und der balearischen Landesregierung getragen. Eugen
Prokop weiß: „Wenn wir erhalten wollen, was wir zur Durchführung
eines Festivals benötigen, müssen wir uns mit den Politikern gut
stellen.” Das Jahr 2001 ist ein Jubiläumsjahr für das
Pollença–Festival: Es wurde vor genau 40 Jahren gegründet. Das
erste Konzert fand am 1. September 1962 statt. Begonnen hat alles
durch den Geiger Philip Newmann, der sich zu jener Zeit bereits
nach Pollença zurückgezogen hatte. Mallorca wuchs ihm ans Herz,
Pollença ganz besonders. So hatte er die Idee eines Musikfestivals
mit Künstlern und Publikum aus aller Welt.
Philip Newman fand offene Ohren beim damaligen Bürgermeister von
Pollença, Toni Siquier. Als „Aufführungsraum” wurde der Kreuzgang
des ehemaligen Dominikaner–Klosters Santo Domingo gewählt. Hier
stimmte das Ambiente, hier stimmte die Akustik: „Es könnte keinen
schöneren Platz geben”, sagt Eugen Prokop.
Newman schaffte seine Künstlerfreunde aus aller Welt, vornehmlich
aus den USA und aus Osteuropa herbei. Es gab Konzerte, in erster
Linie Kammerkonzerte und Recitals erster Güte. Die Internationalen
Musikwochen von Pollença konnte sich bald sehen lassen. Inzwischen
haben auch die Tourismusbehörden erkannt, dass sich mit dem
Festival trefflich werben lässt. Vor allem im Sinne des
Qualitätstourismus.
Philip Newman starb 1966 in Palma. In diesem Jahr, an seinem 35.
Todestag am 5. September, gastiert ihm zu Ehren der
russisch–israelische Geiger Shlomo Mintz in Pollença. Eugen Prokop,
sein Freund und Weggefährte, war dem Festival zu jener Zeit bereits
verbunden, war für Organisation und Auswahl der Musiker sowie für
das Programm tätig, übernahm 1976 offiziell die musikalische
Leitung des Festivals. Somit also in diesem Jahr noch ein
Jubiläum.
1970 gründete er die „International Summer
Music Academy”, die es Studenten aus aller Welt erlauben sollte,
von den großen Meistern während des Festivals zu lernen. 1972
gründete er das Kammerorchester „Pollença Festival Strings de
Europa”. „Dieses Orchester”, sagt Eugen Prokop, „wurde im
vergangenen Jahr wieder aufgelöst. Ich möchte, dass das Publikum
größere Interpreten kennen lernt.” Große Interpreten hat er in der
Vergangenheit Jahr für Jahr nach Pollença holen können. „Dieses ist
ein Jahr der Erinnerungen”, sagt Eugen Prokop. „Ich habe an die
vielen guten Musiker gedacht, die Newman für das Festival
verpflichtet hat, und die entsprechende jüngere Generation
eingeladen. Patrick Gallois, der Flötist, könnte man als den
Nachfolger von Jean Pierre Rampal betrachten. Lynn Harrell steht
für den Cellisten Gaspar Cassadó. Manuel Barrueco ist ein ebenso
großer Gitarrist wie Bartomeu Calatayud.” Die sogenannte „andere”
Musik wurde in der Vergangenheit unter anderem von der
Flamenco–Tänzerin Luceno Tena vertreten. In diesem Jahr gastieren
Kim Criswell und die Wayne Marshal Jazz Band.
Eugen Prokop ist auch in diesem Jahr mit Recht stolz auf das
Programm, das vom 7. Juli bis zum 8. September 16 Konzerte
beinhaltet.
Glanzvoller Abschluss wird ein Konzert mit dem Thomanerchor
Leipzig sein.
Kein Kommentar
Um einen Kommentar schreiben zu können, müssen Sie sich registrieren lassenund eingeloggt sein.
Noch kein Kommentar vorhanden.