J etzt sind sie wieder in Scharen unterwegs, die Touristen, die
mit dem Mietwagen die Insel erkunden. Ein günstiges Vergnügen –
nirgendwo in Europa sind die Preise für die Leihwagen so günstig
wie auf den Balearen, wo die motorisierte Mobilität schon ab 30
Mark pro Tag beginnt. Der harte Konkurrenzkampf der Firmen wird
nicht zuletzt über den Preis geführt.
Seit die multinationalen Reisekonzerne in den letzten Jahren den
Markt entdeckt haben und mit der Vermittlung eines fahrbaren
Untersatzes einen weiteren Baustein im Pauschalreise-Paket
anbieten, hat sich der Wettbewerb weiter verschärft. Zusätzlich
konkurrieren die Unternehmen im Internet um die Kunden. Vor allem
für die internationalen Verleiher wie Europcar und Hertz gewinnt
diese Vertriebsschiene mit Anteilen zwischen fünf und sieben
Prozent zunehmend an Bedeutung. Hinzu kommen sogenannte „Broker”
wie die Münchner Sunnycars oder die britische Holiday, die ihr Geld
mit der Vermittlung von Normalkarossen oder auch Nobelkutschen
verdienen.
Der Kampf um die Kunden geht zu Lasten der rund 300 kleinen
Autovermieter auf den Balearen (s. Bericht auf der nächsten Seite),
die kaum einen der Vorteile der Markt-Riesen nutzen können. Viele
müssen, auch mangels Qualität und Kreativität, aufgeben. Denn die
acht Marktführer teilen sich fast 70 Prozent des Kuchens.
Für den Verbraucher bleibt es schwierig, die Spreu vom Weizen
unter den Vermietern zu trennen. Will er nicht nach Unfällen oder
Pannen eine böse Überraschung erleben oder mit einem schlecht
gewarteten Wagen über die Insel düsen, sollte er auch das
Kleingedruckte in den Verträgen genau lesen (s. Berichte auf S. 18
und 19).
Das große Geschäft mit den Mietwagen wird im Flughafen gemacht.
Dort zahlen die acht Großen des Marktes beachtliche Summen für die
Pole-Position im Werbe-Wettstreit um den Kunden. Bewegung ist in
die Tabelle der ersten Liga im Mietwagenmarkt gekommen, seit die
TUI mit „Ultramar Express Rent a Car”, besser bekannt als TUI-Cars,
vor drei Jahren eine eigene Mietwagentochter ins Rennen geschickt
hat.
Vor acht Jahren stieg der Reiseveranstalter zunächst als Broker ins
Mietwagengeschäft ein, arbeitete da mit dem Vermieter Bellver
zusammen. „Aber die Qualität war zu schlecht, die schlechten
Erfahrungen der Kunden fielen auf uns zurück”, sagt Paul Lonzen,
der Generaldirektor von Ultramar Express. Das Ende vom Lied: Die
TUI kaufte Bellver, macht jetzt das Geschäft mit 170 Mitarbeitern
und zehn Stationen auf der Insel selbst.
Mit erheblichen Investitionen hat sich TUI den Aufstieg unter
die ersten drei des Marktes erkämpft. „Wir investieren jedes Jahr
60 Millionen Mark in die Flotte”, sagt Lonzen. 5000 Autos der
Markten VW und Seat, BMW und Mercedes-Benz (bis C-Klasse) hat das
Unternehmen im Sommer auf der Insel, 2000 im Winter, jährlich wird
der Fuhrpark erneuert. Die Wagen gehen, wie bei den anderen
Vermietern auch, an die Hersteller oder Großabnehmer zurück.
„Repariert werden nur Schäden bis 1500 Mark, alles andere wird
sofort verkauft”, sagt Lonzen.
Den Netto-Gesamtumsatz im letzten Jahr beziffert der
TUI-Cars-Chef für das vergangene Jahr auf 2'9 Milliarden Pesetas,
umgerechnet rund 34 Millionen Mark. Damit ist die TUI Spitze auf
der Insel, hat auch die bis dahin führenden Avis und Betacar
(Neckermann-Partner) überflügelt. Auch am Flughafen, wo der
Großteil des Umsatzes gemacht wird, steht die TUI in 2000 erstmals
unter den ersten drei, schaffte nach Avis (1'27 Millarden Pesetas
Umsatz) und Betacar (1.1 Milliarden) mit 1'03 Milliarden Pesetas
den Sprung über die Milliarden-Grenze.
Auch TUI-Cars nutzt dabei alle Vorteile großer Reisekonzerne.
Verträge können bei der Buchung von Pauschalreisen ebenso
geschlossen werden wie bei Reiseleitern, in den Shops, über Hotline
und Internet oder im Flieger.
Umsatz ist für die großen Vermieter allerdings noch nicht
gleichbedeutend mit Gewinn. Die inselweite Präsenz und der
Transport der Wagen kostet viel Geld. „Wir führen hier einen
Verdrängungswettbewerb über Qualität”, sagt Ultramar-Chef Paul
Lonzen.
Anders ist die Geschäftsphilosophie von Mietwagen-Methusalem
Hasso Schützendorf, der zuletzt am Flughafen auf Rang vier
verdrängt wurde. „Wir sind die einzigen, die direkt verkaufen, und
wir konkurrieren über den Preis”, sagt Lina Bello,
Hasso-Stellvertreterin am Flughafen. Im vergangenen Jahr habe es
Schwierigkeiten mit der rechtzeitigen Versicherung von Autos
gegeben, erklärt sie den Rückgang. Doch Zuwächse im ersten Halbjahr
2001 sorgen für Zuversicht. „Derzeit haben wir 2300 Autos und bauen
weiter aus.” Trotz eines vergleichsweise geringen
Verwaltungsapparates („Wir haben nur zwei Büros und einen Chef”)
mit 49 Mitarbeitern ist auch für Hasso bei täglich 4000 Pesetas im
Kurzfristbereich die Schmerzgrenze bei den Preisen erreicht.
„Weiter runter geht es nicht”, sagt Lina Bello. „Allein in den
letzten beiden Jahren sind die Versicherungsprämien um 40 Prozent
gestiegen.” Verantwortlich sind dafür auch die gestiegenen
Unfallzahlen aus den Vermietungen rund um die Playa de Palma. Hasso
hat dort mittlerweile die Handbremse gezogen – im Büro Can Pastilla
gibt's nur noch Vollkasko-Verträge mit Selbstbeteiligung, seit sich
offensichtlicher Vandalismus häufte.
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